Page 21 - Hafen Hamburg | Broschüre | Port of Hamburg Magazine 1.2020
P. 21

 Spark: In einer Cloud sollen ex- portbezogene Daten für alle be- rechtigten Akteure transparent zur Verfügung gestellt werden. Im Sinne der Logistik 4.0 wol- len wir eine ganzheitliche Pla- nung, Steuerung, Koordination, Durchführung und Kontrolle der gesamten Exportkette erreichen und zwar vom Versender bis zum Zielhafen.
Wrage: Je früher der Hafen weiß, was auf ihn zukommt, desto besser kann er sich vorbe- reiten und wie geplant handeln. Deshalb wollen wir immer früher in der Supply Chain ansetzen und die notwendigen Daten in der Plattform zur Verfügung stellen. Im Idealfall weiß das Terminal schon, dass ein Container über Hamburg verladen werden soll, bevor er tatsächlich auf die Rei- se geschickt wird. Umgekehrt wollen wir auch über etwaige Änderungen im Hafen informie-
ren, zum Beispiel, ob das Schiff pünktlich sein wird oder Verzögerungen eintreten werden.
Und die Beteiligten sind bereit, ihre Daten zur Ver- fügung zu stellen?
Spark: Ja, denn sie sind ja auch daran interessiert, dass alles reibungslos läuft. Und ihre Kunden wiede- rum wünschen ebenfalls maximale Transparenz. An- ders als beim Onlinehandel, bei dem in der Regel ein einziger Dienstleister die
bestimmt dieses verteilte Rechnernetzwerk, ob das zulässig ist. Somit kann niemand Daten ver- fälschen.
Sie haben sich den Prozessschritt der Container- Freistellung als Testobjekt für die Blockchain aus- gesucht. Warum genau diesen?
Spark: Die Freistellreferenz berechtigt ein Transport- unternehmen dazu, einen Container vom Terminal abzuholen. Der enorme Wert der in einem Container transportierten Waren stellt hohe Anforderungen an die Zugriffsberechtigung und die Sicherheit des IT- Prozesses. Daher ist der Prozess ideal geeignet, um ihn unter Nutzung der Blockchain-Technologie abzu- bilden. Durch den Einsatz der Blockchain-Technologie können Informationen über die Freistellung noch si- cherer als bisher abgespeichert und an Berechtigte verteilt werden.
Wie weit sind Sie damit?
Spark: Die Prozessabstimmung war sehr aufwendig, deshalb wurde das Projekt bis Anfang Mai 2020 ver- längert. Da nun die zentrale Software für den Block- chain-Code fertig ist, sind wir in die Praxiserprobung gestartet. Ab Juni soll es im Echtbetrieb weitergehen. Setzt sich die Blockchain-Technologie durch, werden wir weitere Prozessschritte aufschalten.
Inzwischen entwickeln Sie nicht nur Software für den Seehafen, sondern haben mit Fair@Link auch eine Plattform für Flughäfen entwickelt. Was ist dort anders?
Wrage: Im Prinzip ist die Aufgabenstellung mit der des Seehafens vergleichbar. Es gibt viele Akteure, die an der Lieferkette beteiligt sind. Ziel ist auch hier,
die Transparenz und somit Planbarkeit zu erhöhen sowie Abfertigungs- und Wartezeiten für Luftfracht zu verkürzen. Am Fracht- flughafen Frankfurt/Main sind wir mit Fair@Link bereits vor fünf Jahren erfolgreich gestartet, seit letztem Jahr arbeitet auch
Hamburg damit. Mehr als 70 Speditionen, 380 Tru- cker und zahlreiche Handling-Agenten sind angebun- den und inzwischen kann sich keiner mehr vorstellen, ohne FAIR@Link zu arbeiten.
Wo sehen Sie noch Handlungsbedarf in der IT?
Spark: Wir können uns vorstellen, aus dem bestehen- den und weiter anwachsenden Datenpool Prognosen für verbesserte Planungen abzuleiten – Stichwort Künstliche Intelligenz. Auch Wetter-, Baustellen- und Verkehrsinformationen könnten zu einem späteren Zeitpunkt einfließen. ■
Sendung von A nach B be-
fördert und somit alle rele-
vanten Daten hat, sind bei
den Exportprozessen viel
mehr Akteure beteiligt wie
Reedereien, Spediteure,
Terminals, Intermodalope-
rateure und Behörden. Die
Lieferkette ist somit frag-
mentiert. Mit EMP 4.0 soll diese genauso transparent werden wie die der Paketdienste.
Sie arbeiten derzeit zudem an einem innovativen Forschungsprojekt zum Thema Blockchain. Erläu- tern Sie bitte, worum es bei ROboB geht.
Spark: ROboB steht für Release Order based on Blockchain, wobei die Blockchain-Technologie da- für sorgt, dass die Transaktionen auf verschiede- nen Rechnern bei den Beteiligten und nicht zentral in einer Datenbank bei uns gespeichert werden. Will nun jemand Daten zufügen oder ändern, so
„Unser entscheidender Vorteil ist, dass wir eine große Community
aufgebaut haben.“
DIGITALES JAHRZEHNT ■
Port of Hamburg Magazine | März 2020 | 21
© DAKOSY / Franz Schepers


































































   19   20   21   22   23