Page 13 - Hafen Hamburg | Broschüre | Port of Hamburg Magazine 1.2020
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               INFRASTRUKTURELLE VORAUSSETZUNGEN
All die exemplarisch dargestellten Chancen für eine ver- besserte Abwicklung von Transporten per Binnenschiff dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass zunächst durch eine konsequente und zügige Umsetzung der im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030 verankerten Wasserstraßenprojekte die infrastrukturellen Grundvor- aussetzungen geschaffen werden. Eine vermehrte Anzahl von Leitzentralen löst schließlich nicht das akute Problem veralteter, störanfälliger Schleusen, eine bessere Daten-
verfügbarkeit und -weitergabe innerhalb der Logistikkette ebenso wenig. Daher ist es wichtig, zunächst die „Hard- ware“, also beispielsweise Schleusen und Wehre, instand zu setzen, Fahrrinnen zu optimieren und mit flächende- ckender Verfügbarkeit des leistungsfähigen 5G-Netzes entlang der Bundeswasserstraßen den Grundstein dafür zu legen, dass die Digitalisierung die Attraktivität und Leis- tungsfähigkeit des Verkehrsträgers erhöhen kann. ■ Fabian Spieß, Referent beim Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V.
DIGITALES JAHRZEHNT ■
           Click&Ride: In maximal drei Minuten zum Fahrplan im Hinterlandverkehr
        Mit der Web-App „Click&Ride“ können Eisenbahnen im Güterverkehr jetzt im Handumdrehen Trassen für Ad-hoc-Verkehre bei der DB Netz AG bestellen. Innerhalb von maximal drei Minuten bietet die App kurzfristig verfügbare Kapazitäten im flexiblen Gü- terverkehr (Standardsegment) an. Davon profitieren künftig auch Kunden, die Trassen in die Häfen hinein bestellen möchten.
Im Hinterlandverkehr des Hamburger Hafens steht die Schiene vor dem Lkw und dem Binnenschiff auf Platz eins. Allein 2019 haben die Containertransporte per Bahn zwischen den Terminals im Hamburger Hafen und im Binnenland um 10,4 Prozent auf 2,7 Millionen TEU zuge- legt. Seit Dezember 2019 macht Click&Ride die Schiene noch attraktiver. Innerhalb von maximal drei Minuten er- stellt das voll digitalisierte Fahrplan- und Buchungssys- tem die Trasse für einen kurzfristig eingelegten Zug. Zum Vergleich: Die manuelle Trassenkonstruktion, die zuvor nötig war, dauerte bis zu 48 Stunden. Momentan plant Click&Ride noch ausschließlich auf der Infrastruktur der DB Netz AG, es laufen jedoch intensive Vorbereitungen, um im Laufe des Jahres auch Trassen direkt in den Ham- burger Hafen buchen zu können.
WAS DIE SCHIENE KANN
Mindestens 45 Minuten und maximal 48 Stunden vor der geplanten Abfahrt können die Bahnunternehmen auf das Tool zurückgreifen und die Abfahrtszeit, die gewünschte Strecke im nationalen Güterverkehr und die Parameter des Zugs eingeben. Aus allen infrage kommenden Tras- sen stellt Click&Ride diejenigen zusammen, die am bes- ten zu den Anforderungen passen. Nach der Trassenbu- chung kann der Besteller zur Wunschabfahrtszeit direkt starten. Die Fahrplandaten dazu werden online auf das Bordgerät im Führerstand aufgespielt oder per E-Mail versendet. „Click&Ride zeigt, was die Schiene kann“, sagt Dr. Michael Beck, Leiter Fahrplan und Kapazitätsma- nagement bei DB Netz. „Noch nie war es so einfach, ei- nen Güterzug auf den Weg zu bringen.“
EINZIGARTIGE TRASSENBUCHUNG VIA WEB-APP
Um die Trassenangebote zu berechnen, nutzt und ver- knüpft ein cloudbasiertes IT-System riesige Datenmen-
gen, prüft Zug- und Streckeneigenschaften und konstru- iert mit diesen Informationen eine Trasse. Die Grundlage bilden hunderttausende Sequenzen, in denen die Infra- struktur- und Fahrplanparameter des Netzes hinterlegt sind. Ein Algorithmus wählt die passenden Sequenzen aus und setzt sie zusammen. Dabei schafft es das Sys- tem zugleich, die Trasse optimal in das Fahrplangefüge einzubauen. Die Infrastruktur wird dadurch so effizient wie möglich genutzt.
Auch im internationalen Vergleich bedeutet das vom Bun- desministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) geförderte Projekt einen Quantensprung. „Click&Ride ist weltweit einzigartig und hat bei etlichen Nachbarbahnen großes Interesse hervorgerufen“, sagt Dr. Daniel Pöhle, Leiter des IT-Innovationslabors „neXt Lab“ der DB Netz AG, das Click&Ride entwickelt hat. Zeitweise bis zu 250 IT- und Eisenbahnexperten arbeite- ten daran mit. Zum Einsatz kommen sollen die mathema- tischen Optimierungsmodelle künftig auch in anderen Bereichen, zum Beispiel im Netz- oder Baufahrplan.
Alle Güterverkehrskunden der DB Netz AG können Click&Ride nutzen. Die Anwendung steht online und mobil für Laptop und Smartphone zur Verfügung. ■ Weitere Informationen zur Web-App unter: www.dbnetze.com/clickandride
DR. DANIEL PÖHLE (WEISSES HEMD) LEITET DAS IT-INNOVATIONSLABOR NEXT-LAB DER DB NETZ AG
                 Port of Hamburg Magazine | März 2020 | 13
© DB Netz AG / Sebastian Vandervelt


















































































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