Page 10 - Hafen Hamburg | Broschüre | Port of Hamburg Magazine 1.2020
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■ DIGITALES JAHRZEHNT
Digitalisierung in der maritimen Logistik
Gastbeitrag von Prof. Dr.-Ing. Carlos Jahn, Leiter des Fraunhofer CML
Funktionierende Logistikketten schaffen die Basis für unsere hoch arbeitsteilige, von globalen Ex- und Importen abhängige Wirtschaft und den daraus resultierenden Wohlstand.
 Die Anforderungen an die Logistik sind dabei enorm. Kunden logistischer Leistungen erwarten die zügige, kostengünstige und zuverlässige Lieferung der mit immer knapper werdenden Zeitvorgaben bestellten Waren. Zudem werden logistische Leistungen nicht von einzelnen Akteuren allein erbracht, sondern durch das möglichst nahtlose Ineinandergreifen vieler Spe- ditions-, Transport-, Umschlags- und Lagerdienst- leistern über Ländergrenzen und Kontinente hinweg. Darüber hinaus erwartet unsere Gesellschaft in stei- gendem Maße, dass der Umgang mit natürlichen Ressourcen schonend gestaltet und logistikbedingte Emissionen minimiert werden – und das bei steigen- den Ansprüchen an Lieferzeit und Lieferqualität.
meist aufwendig, auf die einzelne Plattform beschränkt und erfordert von den Beteiligten, Daten in die Plattfor- men zu geben. Zudem werden der Funktionsumfang und die Mitgliedschaft von den Anbietern dieser Plattformen reglementiert. Um die Akteure in hafenzentrierten Lo- gistikketten möglichst umfassend einzubinden, wird an der Entwicklung diskriminierungsfreier Informationsnetz- werke gearbeitet. Dabei geht es darum, offene digitale Infrastrukturen zu schaffen, bei der so wenig Daten wie möglich zentral vorgehalten werden und die Datenhoheit beim jeweiligen Akteur verbleibt. Hier wird der Funkti- onsumfang von den beteiligten Akteuren bestimmt und deren Innovationskraft genutzt, indem sie neue Dienste und Anwendungen in einem sicheren Prozess selbst ein-
Um den Herausforderun-
gen gerecht werden zu kön-
nen, wird die Logistik noch
stärker auf den intensiven
Einsatz neuer Technologien
– allen voran die vielzitierte
Digitalisierung – setzen müs-
sen. Digitale Technologien
werden zwar schon seit vie-
len Jahren in Logistikketten
verwendet, um beispiels-
weise die Kommunikation
zwischen den Partnern
verzugsfrei zu ermöglichen
und Transaktionen effizient
abzuwickeln. Aber die neu-
en Technologieoptionen in
der Digitalisierung eröffnen
heute weit umfassendere
Möglichkeiten. Dazu gehören beispielsweise die digi- tale Vernetzung der unterschiedlichen Logistikpartner, Internet-der-Dinge-Anwendungen in Logistikketten und -systemen sowie der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) für Analysen und zur Entscheidungsoptimierung.
VERNETZUNG: VON PROPRIETÄREN PLATTFORMEN ZU OFFENEN NETZWERKEN
Bei der wichtigen digitalen Vernetzung der Akteure in der maritimen Logistik kommen heute in der Regel proprie- täre, also anbietergebundene, kommerziell betriebene Plattformen zum Einsatz. Der Zugang zu ihnen ist zu-
Um den Herausforderun- gen gerecht werden zu können, wird die Logistik noch stärker auf den intensiven Einsatz neuer Technologien – allen voran die vielzitierte Digitalisierung – setzen müssen.
bringen können. Ein Beispiel für ein derartiges innovatives Netz wird aktuell im Rahmen des IHATEC-Projektes MIS- SION entwickelt.
INTERNET-DER-DINGE: TRANSPARENZ FÜR DEN OPTIMIERTEN BETRIEB Die Internet-der-Dinge-Tech- nologien umfassen ver- schiedene Identifikations-, Kommunikations- und Sen- sortechnologien, die die Echtzeit-Lokalisierung, Zu- standserfassung und Kom- munikation von Objekten in logistischen Systemen, wie Fahrzeugen, Geräten und Ladungseinheiten, un-
tereinander und über das Internet mit verschiedens- ten Akteuren ermöglichen. Ladungs-, Fahrzeug- und Gerätebewegungen sowie Zustände von Waren, Ob- jekten und technischen Systemen können in Echtzeit ermittelt, kommuniziert und für Auswertungen und Entscheidungen bereitgestellt werden. Damit lassen sich zahlreiche Möglichkeiten zur Optimierung logisti- scher Flüsse erschließen.
Darüber hinaus bieten diese Technologien Potenziale, um betriebliche Abläufe zu optimieren, auch und gera- de für mehr Umweltfreundlichkeit. Ein Beispiel dafür ist das im Rahmen von IHATEC geförderte Projekt dash-
 10 | Port of Hamburg Magazine | März 2020

































































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