Page 8 - Hafen Hamburg | Broschüre | Port of Hamburg Magazine 1.2020
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 ■ DIGITALES JAHRZEHNT
 CHRISTIAN PEGEL, MINISTER FÜR ENERGIE, INFRASTRUKTUR UND DIGITALISIERUNG DES LANDES MECKLENBURG-VORPOMMERN
08 | Port of Hamburg Magazine | März 2020
werden soll. Das gibt Anlass zu Befürchtungen, dass dann der Güterverkehr behindert wird. Würde hier mit digitalen Lösungen nicht auch eine besse- re Ausnutzung der Infrastruktur möglich sein?
Das ist mit Sicherheit eine Möglichkeit. Bei der Deut- schen Bahn gibt es weitgehende Überlegungen, aus einer Kombination von Blockchain und Digitalisierung das System so zu gestalten, dass in den Blockab- schnitten auf den Hauptstrecken wesentlich mehr Züge abgefertigt werden können. Das sind Prozesse, von denen ich annehme, dass sie länger dauern als die halbstündliche Taktung, die beispielsweise auf der Strecke Berlin – Hamburg eingeführt werden soll und die wir begrüßen. Wenn die Digitalisierung erst später dort für Entlastung sorgt, werden zunächst die Regionalzüge und auch der Güterverkehr beschränkt. Deshalb müssen wir weiterhin in Infrastruktur mit Gleisausbau investieren, um den zunehmenden Güter- verkehr zu gewährleisten.
Meinen Sie wirklich, dass die Digitalisierung lang- samer ist als der Infrastrukturausbau?
Angesichts der hohen Sicherheitsstandards, die wir in Deutschland im Bahnverkehr haben, bedarf es dort er- heblicher Anstrengungen, so etwas zu realisieren. Wir werden bei der Komplexität der Vorgänge bestimmte Dinge zunächst auf Nebenstrecken probieren. Außer- dem müssen wir die europäischen Standards berück- sichtigen. Wir brauchen beides parallel: Infrastruktur- ausbau und Digitalisierung.
In der Logistik ist jedes Unternehmen für sich ja relativ weit mit der Digitalisierung. Was fehlt, sind
Plattform-Lösungen, um Daten zusammen zu füh- ren und Ladungsströme zu steuern. Die Unterneh- men haben Angst, ihre Daten einer Plattform zur Verfügung zu stellen. Ist darüber im Kreis der Mi- nister schon gesprochen worden?
Wir haben bei einer Sitzung der Hafenminister mit Wirtschaftsvertretern letztes Jahr in Bremen über die- se Problematik geredet. Die Politiker waren in dieser Frage drängender und fordernder als die Wirtschaft. Wir brauchen solche Plattformen. Bei der nächsten Ministerkonferenz müssen wir dieses Thema weiter vorantreiben.
Gerade bei der Struktur der deutschen Wirtschaft mit einem Anteil von 70 Prozent KMU ist es wich- tig, dies zu beachten. Wir stellen beispielsweise im Hamburger Hafen fest, dass es teilweise schwierig ist, Mittelständler zu bewegen, Transporte mit der Bahn zu organisieren, obwohl das aus umweltpoli- tischen Gründen sinnvoll ist.
Eine Plattform, die Bahn, Seeschiff, Lkw und Binnen- schiff kombiniert, ist sinnvoll und lohnt sich auch für den Mittelstand. Neben dem Umweltaspekt, der für die Bahn spricht, spielt hier auch das Thema Fahrer- mangel eine Rolle. Spediteure berichten mir von dem Problem, Fahrer für die Langstrecke zu bekommen. Da bietet sich Bahnfahren auf der Langstrecke an und nur für „die letzte Meile“ der Lkw-Verkehr.
Das schienengebundene System lässt sich leichter autonom, also ohne Fahrer, betreiben als der Stra- ßenverkehr.
Das auch, vor allem wenn man entsprechende Siche-
© EM




















































































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