Page 22 - Port Of Hamburg Magazine 01.2018
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 ■ 50 JAHRE CONTAINER IN HAMBURG
 DER CONTAINER IST EIN GARANT DAFÜR, DASS HAMBURG BIS HEUTE EINE SCHLÜSSELROLLE IM WELTHANDEL SPIELT.
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Hamburgs Hafen und der Container
Am 31. Mai 1968 macht die „American Lancer“ am Burchardkai der HHLA fest. Sie ist nicht das erste Frachtschiff in Hamburg, das Container an Bord hat – aber das erste reine Containerschiff, das den Hamburger Hafen erreicht. Zu Recht gilt deshalb dieser Tag als ein historisches Datum für den größten deutschen Seehafen. Denn der Container hat den Hamburger Hafen seither stärker geprägt und verändert als alle Technologien zuvor. Der Container war die Voraussetzung dafür, dass Hamburg ein zentraler Ort für den Welthandel des späten 20. Jahrhundert wurde – und dass der Hafen bis heute einer der wichtigsten Seehäfen der Welt ist.
Die Einführung standardisierter Schiffscontainer war für den Seetransport und für den gesamten Welt- handel so einschneidend, wie es heutzutage das Aufkommen des 3D-Drucks für die industrielle Ferti- gung ist. Doch während die Vorteile einer dreidimen- sionalen, computergestützten Fertigung sofort ein- leuchten, stieß der Container in der Schifffahrt und in der Hafenwirtschaft anfangs auf massive Ableh- nung, auch in Deutschland, auch in Hamburg. Der US-Spediteur Malcolm McLean hatte seit 1956 die ersten Containerschiffe in Fahrt gebracht. In den USA etablierte sich das System bis zur Mitte der 60er Jahre allmählich. In der stark traditionsgepräg- ten Schifffahrtsbranche und Hafenwirtschaft herrschte dennoch weiterhin Skepsis. Reeder wie auch Hafenbetreiber fürchteten riesige Fehlinvestiti- onen beim Umstieg von klassischen Stückgutfrach- tern auf Containerschiffe. Die Hafenarbeiter und ihre Gewerkschaften glaubten, durch die neue Stahlkiste würden zigtausende Arbeitsplätze ersatzlos ver- schwinden. Vor allem sie organisierten viel Wider- stand gegen den Container.
Zwei Persönlichkeiten trugen entscheidend dazu bei, dass das neue Transportsystem Ende der 60er Jahre
auch im Hamburger Hafen eingeführt wurde: Der dama- lige Wirtschaftssenator und spätere HHLA-Chef Hel- muth Kern (SPD) überzeugte den Senat davon, dass der Hafen für den Container ertüchtigt werden musste. Er ließ zunächst den Burchardkai zum Containerterminal umrüsten und half maßgeblich, bei internationalen Ree- dereien Linienverbindungen für Containertransporte über Hamburg zu akquirieren. Der Unternehmer Kurt Eckelmann wiederum trotzte der Stadt Hamburg in jah- relangen Verhandlungen die nötigen Flächen ab, um ge- genüber dem Burchardkai im Waltershofer Hafen den Eurokai als zweiten großen Hamburger Containertermi- nal zu errichten. Eckelmanns Familie zählte mit ihrer Flotte von Ewern und mit Schiffsdienstleistungen zu den wichtigsten Unternehmern im Hamburger Hafen. Bei internationalen Konferenzen hatte Eckelmann, der McLean selbst kannte, zur Standardisierung der Contai- nergrößen beigetragen. Mit dem Eurokai legte er den Grundstein für Eurogate, heutzutage einer der führen- den Terminalbetreiber in Europa.
Hamburgs Einstieg in die Containerwirtschaft zahlte sich schnell aus. Anfang der 80er Jahre erreichte der Hafen die Marke von einer Million umgeschlagenen Containereinheiten (TEU). Die Zeit der Stückgutfrachter
© Andreas Vallbracht

























































































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