Page 23 - Port Of Hamburg Magazine 01.2018
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ging endgültig zu Ende. Seit Mitte der 80er Jahre zeugt davon an den Landungsbrücken das Museumsschiff „Cap San Diego“. Im Jahr 1990 schlug der Hamburger Hafen erstmals rund zwei Millionen TEU um. Im Jahr 2008 waren es annähernd zehn Millionen TEU. Chinas Rückkehr in die Weltwirtschaft seit den 80er Jahren und der Fall des Eisernen Vorhangs 1989 machten Ham- burg zum wichtigsten Seehafen für Zentraleuropa.
Mit modernster Technologie nutzten die Politik und die Hafenwirtschaft die Chancen, die der neue Welthandel der Hansestadt bot. 2002 ging das Containerterminal Altenwerder (CTA) der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) in Betrieb, eine Anlage, die damals stärker automatisiert war als jedes andere Containerterminal weltweit. Zudem baute die HHLA den Tollerort zu ei- nem vierten großen Hamburger
Industrieanlagen errichtet werden. Im vergangenen Jahr- zehnt war dort zunächst ein weiteres, fünftes Container- terminal vorgesehen. Bedingt durch die Welt-Finanz- marktkrise wurden diese Pläne nicht realisiert. Das verschafft Hamburg heutzutage Spielraum für neue Pla- nungen, womöglich unter anderem dafür, Liniendienste auf europäischen Mittelstreckenverkehren in der Hanse- stadt zu etablieren.
Die Entwicklung der richtigen Infrastruktur ist auch des- halb so kritisch, weil die Größe von Containerschiffen in den vergangenen Jahren rapide gestiegen ist, auf inzwi- schen bis zu 400 Meter Länge, 60 Meter Breite und ma- ximal 16,5 Meter Tiefgang. Obwohl die geplante, neunte Vertiefung und Verbreiterung der Elbfahrrinne noch nicht vollzogen werden konnte, schicken die Reedereien ihre
größten Containerschiffe die El- be hinauf, die heutzutage mehr als 21.000 TEU Kapazität haben und die 20 Mal so viel laden kön- nen wie einst die „Cap San Die- go“. Das zeigt die Attraktivität des Hafens in der internationalen Transportkette. Diese Schiffe laufen Hamburg zwar, aus der Logik der Liniendienste heraus, nie voll beladen an. Dennoch
muss für die immer größeren Containerschiffe aus nauti- schen Gründe die Elbe ein weiteres Mal stellenweise verbreitert und vertieft werden. Nach langer Zeit der Pla- nungen und der gerichtlichen Auseinandersetzung kön- nen die Bauarbeiten vermutlich Ende 2018 beginnen. Die Elbvertiefung wird dazu beitragen, dass Hamburgs Hafen beim globalen Containertransport auch in den kommen- den 50 Jahren erfolgreich bleibt. ■
Containerterminal aus. Die Hafen-
bahn und die IT-Systeme des
Hafens wurden und werden fort-
laufend modernisiert, die Anbin-
dungen an das europäische Inland
ausgebaut. Trotz aller Rationalisie-
rung und Modernisierung des
Umschlags stieg auch die Zahl
der Arbeitsplätze dank neuer Be-
rufsbilder immer weiter – über
150.000 Menschen aus der Metropolregion Hamburg arbeiten heutzutage im und mit dem Hafen.
Etwa zwei Drittel des gesamten Hamburger Hafenum- schlags entfallen inzwischen auf den Container. Die Ab- hängigkeit des Hafens von der Stahlkiste ist groß – das zeigt die Entwicklung in den vergangenen zehn Jahren deutlich. Seither stagniert der Containerumschlag unter zehn Millionen TEU. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die Ströme des Welthandels ändern sich aus wirtschaftli- chen und aus politische Gründen. Das beeinträchtigte in jüngerer Zeit vor allem den Handel mit China und mit Russland, den wichtigsten Partnerländern des Hambur- ger Hafens. An der Nord- und an der Ostsee entstanden in den vergangenen Jahren neue Terminals in Wilhelms- haven und in Gdansk (Danzig), aber auch neue Anlagen in Rotterdam oder Antwerpen. Die Folge sind Überka- pazitäten und ein immer härterer Wettbewerb. Nir- gends in Europa hatte die Hafenwirtschaft damit ge- rechnet, dass die Wachstumsraten im Container- transport nach den Nullerjahren zurückgehen würden. Ein Grund dafür ist auch, dass alles, was in Containern transportiert werden kann, mittlerweile auch darin zu finden ist. Der Prozess der „Containerisierung“ ist weit- gehend abgeschlossen.
Containerterminals allerdings brauchen viel Platz. Die Er- neuerung der Infrastruktur, die Jahre in Anspruch nimmt, erfordert politische Weitsicht und wirtschaftliches Ge- schick – und letztlich auch Glück. Im zentralen Hambur- ger Hafenbereich auf Steinwerder werden in den kom- menden Jahren neue Terminals und vielleicht auch
Etwa zwei Drittel
des Hamburger
Hafenumschlags
entfallen auf den
Container.
50 JAHRE CONTAINER IN HAMBURG ■
  DER AUTOR
Der Journalist und Sachbuchautor Olaf Preuß, Wirtschafts- reporter bei der WELT und der WELT AM SONNTAG in Hamburg, berichtet seit vielen Jahren über die maritime Wirtschaft. In seinem Buch „Eine Kiste erobert die Welt“ von 2007 beschreibt er die Geschichte des Schiffscontainers aus deutscher Sicht. Das Buch „Hafen Hamburg“ von 2016 ist ein kompaktes Porträt des größten deutschen Seehafens.
 Port of Hamburg Magazine | März 2018 | 23
© Olaf Preuß






































































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