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 ■ HINTERLAND
 22 | Port of Hamburg Magazine | September 2018
RAINER HANSEN FÄHRT AUCH MIT 73 JAHREN NOCH GERN LASTWAGEN
liche Brücken geöffnet sind und der Straßenverkehr warten muss.
KEIN ZOLL, KEIN STAU
Bevor er in die Autobahn mit Ziel Scharbeutz einbiegt, legt er noch einen Zwischenstopp an einer anderen Niederlassung von TCO am Überseezentrum ein. Dort gesellen sich weitere Paletten zu den vielen Kartons mit Spielzelten und Kinderschuhen. Vor ein paar Jahren hätte er vermutlich nur wenige 100 Meter weiter das erste Mal an diesem Tag im Stau vor dem Zoll gestan- den. Seit der Auflösung der Zollstationen läuft der Ver- kehr besser. Für Hansen ist das nicht nur ein Vorteil. Früher tauschten sich die Fahrer in der Warteschleife gern aus. Heute sei das unpersönlicher, dafür aber effizienter.
Die Strecke Richtung Norden auf der A 1 ist frei. Der Gegenverkehr staut sich gerade jetzt im Berufsverkehr Richtung Hamburg. Hansen befürchtet aber, dass we- gen der Baustelle bei Stillhorn auch auf seinem Rück- weg Stunden später der Verkehr stocken wird. Doch er nimmt es gelassen. Wenn es keinen Schleichweg oder eine schlaue Umfahrung für Insider gibt, heißt es ein- fach abwarten und im Verkehr mitschwimmen. „Ich kann mich aufregen oder auch nicht. Also lass ich es“, ist Hansens Devise.
AUFRUF ÜBER LAUTSPRECHER
Wenn Büromenschen gerade ihren Computer anschal- ten, ist Rainer Hansen mit seiner ersten Fuhre schon
am Ziel. Um 8.30 Uhr meldet er sich beim Zentrallager des Discounters an. Er hat wenig Mitstreiter vor sich in der Schlange. Trotzdem dauert es eine halbe Stunde, bis er nach Aufruf über Lautsprecher zu Tor 47 vorfah- ren und seine Aktionsware ausliefern kann. Nochmal schnell ins Büro, um die Papiere abzugeben und dann geht es auch schon wieder zurück nach Hamburg. Wie erwartet wird der Verkehr vor Stillhorn langsamer, kommt aber nicht zum Stehen. Routiniert lenkt Hansen den Lastwagen durch Hafenrandgebiete zum Lager ei- nes Mitbewerbers. Dort sind Paletten gelandet, die ei- gentlich zu TCO sollten. „Das kommt schon mal vor, dass der Versender mit Teilladungen einen Container auffüllt, der auch nach Hamburg, aber eben zu einem anderen Dienstleister muss“, erklärt Hansen. Der Aus- tausch von Ladung, aber auch der von weiteren Papie- ren am Schalter ist Routine.
Die Straßen im Hafen sind frei. Das digitale Verkehrs- system steht auf Grün bis zur dritten Niederlassung von TCO im Hafen. Dort nimmt Rainer Hansen noch mehr Ladung auf, die aber erstmal nur innerhalb des Hafens umgefahren wird. Manchmal macht der Rent- ner im Unruhestand Pause an einer der Kaffeeklappen im Hafen. Hier kennt man sich noch untereinander und Brötchen und Kaffee sind günstig. Fahren will Hansen noch mindestens ein Jahr. Der Südamerika-Fan über- legt, danach nach Kolumbien zu ziehen, dem Heimat- land seiner Frau. Aber das werde sich zeigen. So fit wie Rainer Hansen ist, können sich die Pläne für den Lebensabend sicher noch etwas hinauszögern. ■
©HHM























































































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