Page 21 - Port of Hamburg Magazine - 03.18
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 11:45 Ankunft im Rangierbahnhof Meimersdorf. Heh- ner und Kühl erweisen sich als eingespieltes Team: Kühl, draußen neben dem Zug, ist das Auge für Heh- ner, der auf dem Lokstand sitzt und fährt, zuhört, re- agiert, dabei stets den Blick auf das Gleis und den Zug gerichtet hält bis dieser schließlich abgekoppelt bereit steht. Zum Schluss ein Telefonat von Kühl mit dem Dis- ponenten, bei dem er durchgibt, auf welchem Gleis der Zug steht und sich weitere Instruktionen abholt.
22 VERBINDUNGEN PRO WOCHE
12:00 Nun ist der Zug aus Hamburg-Billwerder an der Rei- he: Er ist Teil der Ost-West-Logistikachse, von Duisburg über Hamburg nach Kiel, von wo die Güter per Fähre unter anderem weiter nach Skandinavien, ins Baltikum und nach Russland gehen. Kombi-Verkehr im besten Sinne. Jetzt beginnt für Hehner und Kühl alles wieder von vorn: Anwei- sungen per Funk, kuppeln, prüfen, aufmerksam bleiben – Zentimeterarbeit mit schwerem Gerät. Dann geht es zum Rangiergleis, der Zug wird geteilt: ein Teil geht zum Schwe- denkai und abends weiter mit der Stena Line-Fähre nach Göteborg, die neben 1.200 Passagieren 3.700 bis 4.200 Spurmeter Güter transportieren - und das jeden Tag.
Der andere Teil des Billwerder-Zuges fährt zum Ostuf- erhafen, von dort geht es für die Güter weiter mit DFDS Germany acht Mal die Woche nach Klaipeda oder einmal wöchentlich nach St. Petersburg. Eine weitere Verbindung schafft SCA Logistics von hier zwei Mal pro Woche nach Schweden.
Insgesamt verkehren zwischen Hamburg und Kiel 22 Güterzugverbindungen in der Woche.
MIT SEINEM „BAUCHLADEN“ KANN LOKFÜHRER STEFAN HEHNER DIE LOK FERNSTEUERN
12:35 Wir kommen mit dem zweiten Zugteil am Schwedenkai an. Dort beginnt die Stauerei Port of Kiel Stevedoring mit der Entladung des Zuges. Es herrscht geschäftiges Treiben, Hafenwerker entladen den Zug mittels des mobilen Portalkrans die auf drei Gleisen auf- gestellten Tragwagen. Parallel werden Container und Lkw-Trailer an Bord der Fähre gebracht, schließlich müs- sen die Güter verladen sein, bevor Passagierfahrzeuge auf die Fähre fahren.
Ein erfolgreicher Vormittag für Hehner und Kühl. Jetzt machen sie erst einmal Pause. Ihre Schicht wird noch bis zum frühen Abend gehen – bei strahlendem Son- nenschein, Eis oder Regen. ■
 Palette für Palette: Der Lkw übernimmt die Feinverteilung im Hinterland
Gerade im Umkreis von 150 Kilometern rund um den Hafen ist der Lastwagen das Transportmittel der Wahl, um Ladung zum Terminal zu bringen oder von dort abzuholen. Einer, der täglich auf diesen Distanzen unterwegs ist, ist Rainer Hansen. Das Port of Hamburg Magazine war mit dem neunfachen Großvater auf Tour.
„Fahren macht Spaß“, nennt Rainer Hansen als Grund, warum er auch mit 73 Jahren noch mehrfach in der Wo- che hinter dem Steuer sitzt. 1995 fing er als Sortierer bei TCO Transcargo im Hamburger Hafen an und übernahm dann Touren mit dem Lkw. Sein Arbeitstag beginnt wie bei vielen im Hafen spätestens um 6 Uhr. Oft ist er der Erste, der die Tore aufsperrt. Tatsächlich steht schon der erste Lkw vor der Tür, der Ladung zu TCO bringt. Rainer Hansen weist den Fahrer routiniert an, wo es auf dem Firmengelände an der Hohen Schaar lang geht.
PAPIERE, PAPIERE, PAPIERE
„Jetzt ist es noch ruhig“, weiß er aus Erfahrung. Ehe der volle Betrieb bei dem Hafendienstleister für Lage- rung, Container packen, Umschlag, Export, Import,
Zoll und Verpackung einsetzt, will Hansen mit seiner Ladung los. Er hat Paletten geladen, die seine Kollegen aus einem Überseecontainer ausgepackt haben. Die Lieferung geht zum Zentrallager eines großen Discoun- ters. „Das ist alles Aktionsware. Wir wissen schon frü- her als alle anderen, was es dort demnächst im Ange- bot gibt“, sagt Hansen mit einem Augenzwinkern. Einfach losfahren kann er erstmal nicht. Der Fahrten- schreiber muss aktiviert werden und das Wichtigste: Papiere, Papiere, Papiere. Ohne die läuft nichts bei der späteren Auslieferung.
Der Weg durch den Hafen verläuft problemlos. Die An- zeigetafeln des digitalen Verkehrssystems (Diva) im Hamburger Hafen zeigen freie Fahrt. Hier könnte Han- sen ablesen, wo es zu Stauungen kommt oder beweg-
Port of Hamburg Magazine | September 2018 | 21
©HHM


















































































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