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 ■ HINTERLAND
 AUCH SPÄT AM ABEND HERRSCHT HOCHBETRIEB AN DER SCHLEUSE IN GEESTHACHT. DIE ORION
2 IST MIT IHREN BEIDEN SCHUBLEICHTERN DAS LÄNGSTE SCHIFF IN DER KAMMER
18 | Port of Hamburg Magazine | September 2018
Schränke, Kleidung, Getreide oder Projektladung: Das Binnenschiff bringt’s
Viele haben schon mal ein Möbelstück mit dem Inbusschlüssel selbst zusammengeschraubt oder zuhause einen entsprechenden Schrank stehen. In dem finden sich gern Kleidungsstücke unterschiedlicher Handelsketten. Was die wenigsten wissen: Neben Kohle, Erzen, Getreide und Projektladung sind Binnenschiffe auch für viele Konsumgüter das Mittel der Wahl für den Weg vom Hamburger Hafen zu den Auslieferungslagern der großen Handelsmarken. Das Port of Hamburg Magazine begleitete die wohl jüngste Schiffscrew auf dem Stromschubschiff Orion 2 von Hamburg mit Ziel Braunschweig.
Schiffsführer Christoph Schwindt ist mit seinen 25 Jahren schon fast ein alter Hase. Seit sechs Jahren ist er auf deutschen Binnengewässern unterwegs und liebt seinen Job. An seinen Arbeitsrhythmus hat er sich schnell gewöhnt: mehrere Tage oder Wochen am Stück auf dem Wasser, dann zusammenhängende Freizeit zuhause in Malchow. „Gelernt habe ich auf der weißen Flotte, aber Güterverkehr ist besser“, sagt er mit Blick auf die 108 TEU, die die Orion 2 für die Deut- sche Binnenreederei elbaufwärts vor sich herschiebt. Steuermann Florian Grüneberg (22) kommt ebenfalls aus der Personenschifffahrt und hat dort „schon auch mal Bockwürstchen verteilt“.
EIN BINNENSCHIFFER KANN KOCHEN
An Bord eines Güterschiffes hat er aber schnell andere Qualitäten erworben. Unter anderem: „Ich kann jetzt kochen.“ Und das sei auf einem Binnenschiff sehr wichtig. Konserven und Fertiggerichte kommen den Jungs von der Orion 2 nicht in den Topf oder gar auf den Teller. Auch der Dritte im Bunde, Eike Pohle (28), hat wie seine beiden Kollegen Allrounderqualitäten an Bord – vom Maschinenraum bis hin zur Küche. Ordentlich sieht es aus auf und unter Deck, das selbst gekochte Essen ist lecker. „Wir wollen ein sauberes Schiff. Immerhin ist es an vielen Tagen im Monat unser Zuhause“, sind sich die jungen Männer einig. Ihr Tag
beginnt meist um 6 Uhr. Gestern Abend sind sie im Sonnenuntergang von Braunschweig kommend in den Peutehafen in Hamburg eingelaufen und haben ihre La- dung auf Schubleichtern abgekoppelt. Ihre beiden fri- schen Leichter für den Rückweg sind unerwartet frü- her komplett als gedacht. Die 108 TEU stammen von den verschiedenen Terminals im Hamburger Hafen und wurden im Laufe des Tages für die Fahrt nach Braunschweig zusammengestellt.
MIT DEM SCHWUNG DER TIDE
Routiniert bringt Christoph Schwindt sein Schiff zu den voll beladenen Schuten und dockt an den Doppelver- band an. Die beiden Steuerleute sind für das Koppeln zuständig. Nur zwei Tampen sichern die Leichter. „Das ist stabiler als jedes Stahlseil“, weiß Florian Grüneberg. Wichtig ist, dass die Leichter gut getrimmt sind und der Ballast für die rund 735 Tonnen schwere Fracht stimmt. 155 Meter lang ist der Schubverband jetzt. Und schon geht es los. Das leicht auflaufende Wasser bringt auf den ersten Kilometern noch einen Geschwin- digkeitsgewinn. Immerhin ist die Orion 2 mit fast 15 Stundenkilometern unterwegs. „Je weiter wir strom- auf fahren, desto schwächer wirkt sich die Tide aus“, weiß der Schiffsführer aus Erfahrung. Eineinhalb Tage braucht der Verband bis Braunschweig. Heutiges Ziel ist das Schiffshebewerk in Scharnebek. Dort werden
©HHM






















































































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