Page 18 - Hafen Hamburg | Port of Hamburg Magazine 2.2023
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GLOBALE CHANCEN PORT OF HAMBURG MAGAZINE 2/23
„derzeit nahezu das gesamte Handelsvolumen zwi- schen den USA (rund 550 Milliarden US-Dollar) und China (rund 185 Milliarden US-Dollar) mit Straf- und Ausgleichszöllen belegt, wenngleich nicht sämtliche Zölle aktiv sind“. Das US-Medienhaus Bloomberg sieht Anzeichen für eine „Reglobalisierung“, weil bei den US-Importen seit 2018 Chinas Anteil zugunsten anderer asiatischer Exportnationen schrumpft. Bis März dieses Jahres habe Apple seine Produktionska- pazitäten in Indien verdreifacht und dort iPhones im Wert von mehr als sieben Milliarden US-Dollar herge- stellt. Auch der US-Technologiekonzern Cisco kündig- te Anfang Mai an, zwecks „Resilienz der Lieferkette“ in Indien zentrale Produktionskapazitäten aufzubauen. Globale Schuhhersteller wie Nike, Adidas, Puma oder ReebokführenihreC+1-Strategieebenfallsaufden Subkontinent. Experten gehen davon aus, dass ande- re Bereiche folgen werden, speziell der Einzelhandel. Seit zwei Jahren bekommt Dirk Matter, Geschäftsfüh- rer der AHK Indien in Düsseldorf „signifikant mehr An- fragen“, weil sich deutsche Unternehmen nach neuen Beschaffungsmärkten umschauen. Potenzial sieht er in Indien vor allem bei Metallprodukten wie Guss- und Schmiedeteilen, Komponenten für die Autoindustrie, chemischen, pharmazeutischen sowie elektrischen und elektronischen Produkten.
Stefan Halusa, Geschäftsführer der Deutsch- Indischen Handelskammer (AHK Indien) in Mumbai
© privat
„Industrielle Arbeits- plätze sind die Antwort auf die wachsende Bevölkerung.“
Um aus Indien ein Exportland zu machen, hat die Regie- rung 2020 mit den „Production Linked Incentive Sche- mes“ produktionsgetriebene Anreize für 14 Schlüssel- branchen angekündigt – angefangen bei Autoteilen über Batterieanlagen und Textilien bis zu Weißer Ware. „Indus- trielle Arbeitsplätze sind die Antwort auf die wachsende Bevölkerung“, sagt Stefan Halusa, Geschäftsführer der Deutsch-Indischen Handelskammer (AHK Indien) in Mumbai. Gleichzeitig versuche die indische Regierung mit ihrer Nationalen Logistikpolitik „eine wettbewerbsfä- hige Logistikinfrastruktur für den Export zur Verfügung zu stellen“, denn noch sind die Logistikkosten doppelt so hoch wie in Europa. Doch Halusa betont: „Im Vergleich zu China und anderen asiatischen Ländern ist Indien wegen der kürzeren Transportstrecke geografisch im Vorteil.“
Leiterin Marktentwicklung Asien/ Projektmanagerin bei HHM
Welche De-Risking-Strategien zur Risikoreduzierung Unternehmen in China gerade tatsächlich umsetzen, weiß Thomas Heck, Leiter China Business Group bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewater- houseCoopers in Frankfurt. „Wir hören im Markt, dass die große Mehrheit der Unternehmen in China bleibt und weiterhin investiert, aber besonders Mittelständ- ler sich auch andere Märkte genau anschauen“, sagt er. Während es Konzerne „im Zweifelsfall verkraften, wenn beispielsweise für ein paar Jahre die Produktion in China ausfällt oder für einige Zeit keine Dividenden aus China kommen“, habe das für mittelständische Unternehmen mit nur drei oder vier Fabriken weltweit existenzielle Bedeutung. Als großer Gewinner steht für Heck Singapur fest, denn dahin ziehen nicht nur scharenweise Expats aus Hongkong und Festlandchi- na um. Unternehmen wie der Chemiekonzern Evonik oder der Halbleiterhersteller Infineon positionieren sich in dem Inselstaat mit ihren Asien-Headquarters. In Singapur sind nach Auskunft von Tim Philippi, Executive Director bei der Deutsch-Singapurischen Industrie- und Handelskammer, über 2.000 deutsche Firmen aktiv. Das globale Finanzzentrum ist auch ein wichtiger Produktionsstandort – laut Philippi werden „mehr als 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts durch den Fertigungsbereich erwirtschaftet“. Wie viele andere internationale Unternehmen nutzten sie den Stadtstaat „vorwiegend als regionale Basis, um in andere südostasiatische Märkte zu expandieren“. Das bestätigt Peter Dressler, Vice President Logistics bei Infineon Technologies: „Wir haben Standorte in Malaysia, Indonesien, Singapur, Thailand und auf den Philippinen. Viele Produktionspartner sind im südostasiatischen Raum. Singapur ist für uns in der Logistik ein wichtiges Drehkreuz.“
Im vergangenen Jahr gingen im weltweit zweitgröß- ten Hafen von Singapur 37,29 Millionen TEU über die Kaikante. Für die wachsenden Anforderungen des globalen Handels entstehen bis 2040 im Tuas Port zusätzliche Kapazitäten von 65 Millionen TEU.
Auch Vietnam verfügt über ein modernes Seehafen- system – Hai Phong, Ho-Chi-Minh-Stadt, Ba Ria und Vung Tau stehen auf der Liste der 50 Häfen mit dem
   Inga Gurries
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