Page 17 - Hafen Hamburg | Broschüre | Port of Hamburg Magazine 1.2020
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  Die Digitalisierung sorgt neben Begeisterung auch immer wieder für Unsicherheit. Wie wichtig ist der Mensch zukünftig in digitalisierten Häfen?
Nicht nur bei der Digitalisierung der Häfen, sondern bei der gesamten zukünftigen Entwicklung muss und wird der Mensch im Mittelpunkt stehen. Wir als Menschen und Mitarbeiter bestimmen die Regeln für Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und autonome Syste- me – und das wird so bleiben. Um dies zu ermöglichen, müssen wir uns offen und aktiv mit der Digitalisierung sowie den Chancen und Risiken auseinandersetzen – wirtschaftlich, gesellschaftlich und ökonomisch. Ledig- lich zuzuschauen ist meines Erachtens der falsche An- satz. Wir müssen die positiven Entwicklungen und die vielfältigen Möglichkeiten erkennen, nutzen und beherr- schen. Auf den Punkt gebracht: Abwarten und nichts tun ist Rückschritt, Einzelaktivitäten sind Vergangenheit – nur gemeinsam nach vorn gehen ist die Zukunft. Kom- munikation und die Mög-
PORTWings ist aber nur ein Teil des HPA-Projekts Digitales Testfeld Hafen. Was sind weitere Inhalte des Projekts?
Das Digitale Testfeld Hamburger Hafen ist nicht ein- fach nur ein Projekt, sondern ein vielfältiges Förder- programm, bei dem die Erkenntnisse aller Häfen in Deutschland und in der Welt zur Verfügung gestellt werden. Neben PORTwings wurde in diesem Zuge die erste Version des „Digital Port Twins“ entwickelt und umgesetzt – ein virtueller Zwilling des Hambur- ger Hafens, der alle relevanten Vorgänge im Hafen in Echtzeit erfasst. Dies umfasst zum Beispiel die Ver- kehrssituation auf der Straße, auf dem Wasser, auf der Schiene und bei der beweglichen Infrastruktur, für die es derzeit noch vier voneinander unabhängige Leitstände gibt. Dazu kommt der eben beschriebene Leitstand für den Verkehr in der Luft. Der digitale Zwilling verknüpft und koordiniert diese Informatio-
lichkeit, digitale Technik sowie Innovationen erfahr- und anfassbar zu machen, beginnend bei den Bür- gerinnen und Bürgern un- serer Stadt, spielt bei der Vorwärtsbewegung eine zentrale Rolle und das in Hamburg geplante „Haus der Digitalisierung“ wird dabei ein wichtiger Ort für die Hamburger sein.
„Nicht nur bei der Digitalisierung der Häfen, sondern bei der gesamten zukünftigen Entwicklung muss und wird der Mensch im Mittelpunkt stehen.“
nen nun auf intelligente Weise – unter anderem mit Simulationen auf Quantencomputern – und bildet damit die Grundla- ge für die Vorstufe zu ei- nem realen „Port Traffic Center“. Wir sind damit in der Lage, die Abläufe im Hafen mittels seines digitalen Abbildes zu opti- mieren und mit dem Port Traffic Center zu steuern. Dabei denken wir immer
Im Zuge des Projekts PORTwings testet die HPA derzeit den Einsatz von Drohnen. Was genau ist In- halt des Projekts?
Unser Ziel als HPA ist es, die Infrastruktur des Ham- burger Hafens durch den Einsatz von neuen digitalen Komponenten weiter zu optimieren. Dabei spielen Flugdrohnen eine wesentliche Rolle. Wie diese intel- ligent eingesetzt werden können, untersuchen wir derzeit im Projekt PORTwings. Ein wichtiges Einsatz- gebiet ist der Katastrophenschutz. Drohnen geben uns beispielsweise bei einer Sturmflut oder einem Feuer die Möglichkeit, über Fotos und Videos eine Lage schnell und sicher zu erfassen. Aber auch für die War- tung und Inspektion der Hafenanlagen spielen Droh- nen eine wichtige Rolle: Sie können beispielsweise die Rohrleitungen im Hafen überwachen. Bei PORTwings werden die Drohnen von einem zentralen Leitstand der HPA gesteuert und überwacht. Erprobt wird aber auch die Automatisierung und Zeitsteuerung von Flugrouti- nen. Bereits im operativen Einsatz nutzen wir bei der HPA Drohnen für die Prüfung von Bauwerken und zwar an den Stellen, die von Menschen nur unter erhebli- chem Aufwand erreicht werden können. Beispiels- weise wurden im vergangenen Sommer Flugdrohnen umfangreich bei der Prüfung der Köhlbrandbrücke ein- gesetzt.
global, denn die im Projekt entwickelten Lösungen sind international und national auch auf andere Hä- fen übertragbar. Die HPA befindet sich über das glo- bale Hafennetzwerk chainPORT weltweit regelmä- ßig im Austausch.
Ist die Digitalisierung der Schlüssel für die Zu- kunftssicherheit des Hafens oder macht der zu- nehmende Austausch von Daten und virtuellen Dienstleistungen den klassischen Warenaustausch zunehmend überflüssig?
Innovationen, Nachhaltigkeit und Digitalisierung werden viele Abläufe im Hafen verändern und vor allem verbessern. Ganz sicher ist aber, dass es wei- terhin Container- und Massenguttransporte im Ha- fen geben wird. Diese werden in Zukunft aber neuen Rahmenbedingungen gehorchen: Nachhaltigkeit, Ef- fizienz und Menschlichkeit sind für mich die Gesetze des gerade begonnenen neuen Jahrzehnts. Und die einzunehmende und vereinfachende Modellbetrach- tung, dass Ware von einem Ort A zu einem ande- ren Ort B auf unserem Globus mittels Container zu transportieren ist, wird weitere neue, bisher unge- ahnte Möglichkeiten im Hamburger Hafen schaffen. Blicken wir diesen Möglichkeiten mit neuem Opti- mismus entgegen! ■
DIGITALES JAHRZEHNT ■
Port of Hamburg Magazine | März 2020 | 17





















































































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