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 ■ LOGISTIKWELT
 Viele Wege führen nach China
China ist der größte Handelspartner des Hamburger Hafens. Die Hansestadt gilt als das Tor nach Europa für chinesische Waren. Hamburg will aber nicht nur im Seehandel die Nase vorn haben, sondern positioniert sich auch als bedeutender Eisenbahnknoten für China-Verkehre.
 „Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht“, besagt ein chi- nesisches Sprichwort. Vielleicht hat sich Chinas Staats- präsident Xi Jinping an diese Weisheit erinnert, als er der Welt 2013 seine Vision von „One Belt – One Road“ (OBOR) mit der Neuen Seidenstraße im Mittelpunkt prä- sentierte. Vor allem die westlichen Industrienationen, die anfangs noch irritiert mit dem Kopf geschüttelt haben an- gesichts der gigantischen Dimensionen des Jahrhundert- projekts, sind heute beeindruckt, mit welchem Tempo das Reich der Mitte seine Strategien vorantreibt, ohne das Für und Wider endlos abzuwägen. Frei nach dem Motto: Neue Lösungen und Ideen können sich nur be- währen, wenn man sie ausprobiert. Und die bisher er- reichten Erfolge sprechen für diese Theorie.
stadt das Tor nach Europa für den seeseitigen Handel mit der Volksrepublik ist, ist keine Neuigkeit. Allein 2016 wur- den in Deutschlands größtem Seehafen 2,6 Mio. TEU im China-Verkehr umgeschlagen. Fast jeder dritte Container, der im Hamburger Hafen über die Kaikante geht, hat sein Ziel oder seinen Ursprung im Reich der Mitte.
Aber was hat der Hamburger Hafen mit dem Gütertrans- port per Bahn auf der Neuen Seidenstraße zu tun? „Der Hafen ist Europas größte Logistikdrehscheibe und im Handel mit China der führende Hafenplatz. Zur Logistik des Standorts trägt im Zu- und Ablaufverkehr des Hafens der Bahnverkehr entscheidend bei. Mit 2.000 angebote- nen Containerzugverbindungen pro Woche ist Hamburg mit großem Abstand der stärkste Player im Markt“, erläu-
Neben Pipelines, Strom-
trassen, Tiefseehäfen und
dem Zugang zu Rohstoff-
vorkommen steht die Wie-
derbelebung der Neuen
Seidenstraße durch schie-
nen-gebundenen Güterver-
kehr im Zentrum der
OBOR-Überlegungen. Seit
Jahrhunderten wird der
Verkehr zwischen dem Fer-
nen Osten und Europa
durch die Schifffahrt domi-
niert. Das wird sich auch
nicht ändern, aber China arbeitet daran, mit dem Land- weg eine Alternative zu entwickeln. Die Bahn soll als neue ökonomische und politische Brücke zwischen Euro- pa und China dienen.
Wie schnell aus einer Vision Realität werden kann, zeigt ein Blick in die aktuelle Studie des Internationalen Eisen- bahnverbands UIC und der Unternehmensberatung Ro- land Berger aus September 2017 über die Eurasischen Bahnkorridore. Demnach sind allein 2016 über 1.700 Zü- ge mit einem Containervolumen von 145.000 TEU auf den Strecken der Neuen Seidenstraße zwischen China und Europa gefahren. Nach UIC-Prognosen soll das Auf- kommen in zehn Jahren, also 2027, auf 670.000 TEU stei- gen. Unrealistisch ist das nicht, wenn man bedenkt, dass die Zahlen 2014 noch bei rund 800 Zügen und 25.000 TEU lagen.
Hamburg spielt bei dieser Entwicklung eine wichtige Rol- le und will sich auch zukünftig noch stärker als Eisenbahn- knoten für China-Verkehre positionieren. Dass die Hanse-
terte Axel Mattern, Vor- stand von Hafen Hamburg Marketing (HHM), bereits im vergangenen April auf der Veranstaltung „Ham- burg – Gateway zur Neuen Seidenstraße“, zu der HHM eingeladen hatte. Als Europas Bahnhafen Nummer eins und mit der weitreichenden China-Ex- pertise im Rücken sei es nur konsequent, dass Hamburg auch bei der
Neuen Seidenstraße eine Schlüsselrolle einnimmt.
Aber sehen das die chinesischen Initiatoren genauso? „Hamburg wird in China als einer der wichtigsten End- punkte der Seidenstraße betrachtet, sowohl bei den see- seitigen als auch bei den landseitigen Transportverbin- dungen“, bestätigt Lars Anke. Als Hafen-Hamburg- Repräsentant in Shanghai kann Anke die Betrachtungs- weise der chinesischen Seite gut beurteilen. In den ver- gangenen Jahren wurde er in ganz China zu zahlreichen Veranstaltungen mit Schwerpunkt Neue Seidenstraße zu Diskussionsrunden und als Referent eingeladen. Die wachsende Bedeutung Hamburgs als Eisenbahn-Hub im China-Verkehr ist vor allem auf das zunehmende Leis- tungsangebot zurückzuführen: Schon heute werden zwi- schen China und der Hansestadt wöchentlich 177 Con- tainerzugverbindungen angeboten. Und ständig kommen neue Services, verbesserte Bahnprodukte, zusätzliche Destinationen und damit auch zusätzliche Ladungsvolu- men hinzu.
Als Europas Bahnhafen Nummer 1 ist es nur konsequent, dass Hamburg bei der Neuen Seidenstraße eine Schlüsselrolle einnimmt.
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