Page 33 - Port Of Hamburg Magazine 01.2018
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 Papierlogistik in der Box
Hamburg ist weltweit einer der größten Umschlagplätze für Papierprodukte. Erst Anfang der 2000er- Jahre fand die anspruchsvolle Ladung in großem Umfang ihren Weg in den Container. Maßgeblich beeinflusst wurde diese Entwicklung von der in Hamburg ansässigen Spedition Fr. Meyer’s Sohn, dem weltweit größten Papierlogistiker.
50 JAHRE CONTAINER IN HAMBURG ■
 „Papier ist nicht geduldig, sondern extrem empfind- lich“, heißt es beim internationalen Logistikunterneh- men Fr. Meyer’s Sohn, kurz FMS. „Daher ist der Trans- port von Papier im Container wirklich sinnvoll“, sagt Marcus Pyroth, CEO Zentraleuropa bei FMS. „Ein klei- ner Riss oder Schnitt, wie sie schnell mal beim konven- tionellen Umschlag passieren können, sorgen dafür, dass eine tonnenschwere Papierrolle in der Druckerei nicht mehr zu verwenden ist.“
Doch die Boxen kamen erst relativ spät ins Spiel: Noch bis in die 2000er-Jahre wurden über die beiden hoch spezialisierten Cellpap-Terminals im Hamburger Hafen große Mengen Papier, überwiegend in Form von Rollen aus Skandinavien, umgeschlagen. „Wir waren damals der größte Kunde auf den Terminals“, erinnertsichPyroth,derseitseinerZeitalsAuszubil- dender bei FMS arbeitet. „Transport und Handling der losenRollenwarenzuderZeiteinfachnochgünstiger als im Container. Mit der Schließung der Umschlag- anlagen mussten wir allerdings unsere Logistikketten neu organisieren.“
Dank der guten Ausstattung des Hamburger Hafens auch für konventionelle Ladung war ein Umzug auf an- dere Terminals problemlos machbar. „Seit dieser Zeit setzen wir jedoch fast nur noch auf den Container“, be- richtet Markus Panhauser, COO bei FMS. „Und das bringt für alle Beteiligten Vorteile, denn jetzt können wir unseren Kunden maßgeschneiderte und komplette Logistikdienstleistungen anbieten, die weit über die klassischen Breakbulk-Ladungen hinausgehen, die wir natürlich immer noch anbieten. Sie reichen von LCL- Ladungen, also teilbeladenen Containern, bis hin zu vollen Containerladungen, den FCLs, wofür wir vorran- gig intermodale Verkehre unter Einbeziehung von Bahn und Binnenschiff nutzen.“
FMS organsiert zudem beispielsweise Vor- und Nach- läufe, übernimmt die Ladungskontrolle, die Staubera- tung, die Zollabfertigung und auf Wunsch auch die La- gerstandsverwaltung in der selbst entwickelten Kundenplattform „Cruise Control“. Dazu nennt Panhauser ein eindrucksvolles Beispiel: „Früher haben wir den Empfängern, also beispielsweise Druckereien, oft Breakbulk-Ladungen mit bis zu 5.000 Tonnen auf
den Hof gestellt, die diese natürlich erst einmal auf- wendig und kostenintensiv einlagern mussten. Heute können wir diese Unternehmen bedarfsgerecht und just in time mit exakt abgestimmten Containerladun- gen versorgen.“
Ganz ausgestorben ist das Breakbulkgeschäft bei FMS jedoch nicht, denn die Trans-
portketten erstrecken sich zum
größten Teil von Skandinavien
aus über die Nordrange-Häfen zu Zielen im europäischen In- land oder in Übersee. So wer- den viele Papierprodukte nicht- containerisiert in Short-Sea- Verkehren in Kiel oder Lübeck angelandet, dort in Container umgestaut und dann auf dem Landweg überwiegend nach Hamburg gebracht.
Der Hafenstandort an der Elbe, da sind sich Panhauser und Pyroth ei- nig, ist für das Papierbusiness von FMS ein großer Vorteil: „Die Viel- zahl der Liniendienste in der Con- tainerschifffahrt sowie die großen intermodalen Möglichkeiten ma- chen Hamburg für uns zu einer idealen Drehscheibe für den Wei- tertransport“, betonen beide und ergänzen: „Ein wenig Lokalpatrio- tismus gehört sicher auch dazu.“
Der Transport von Forstproduk- ten macht heute rund 75 Prozent des Geschäftsvolumens von FMS aus, davon entfällt wieder- um der größte Teil auf das Pa- pierspektrum. Hinzu kommen Zellstoffe, Holzprodukte wie Schnittholz oder Rundholz eben- so wie Altpapier. „Mit rund 15 Millionen Tonnen Forstproduk- ten im Jahr sind wir der weltweit größte Player in diesem Ge-
  Marcus Pyroth
CEO Zentraleuropa bei Fr. Meyer’s Sohn
  Markus Panhauser
COO beim Papierspezialisten Fr. Meyer’s Sohn in Hamburg
Port of Hamburg Magazine | März 2018 | 33
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