Page 8 - Port Of Hamburg Magazine 03.2019
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■ HAMBURGS MÄRKTE
08 | Port of Hamburg Magazine | September 2019
ZWISCHENRUF
Weltkonjunktur und Marktentwicklung
Die internationalen Schlagzeilen über die weltwirtschaftliche Entwicklung ändern sich täglich. No- Deal-Brexit, Handelskrieg zwischen China und USA, Gefahr in Nah-Ost durch Angriffe der iranischen Revolutionsgarden auf Tanker in internationalen Gewässern, Krisenlage in Hongkong mit Drohungen Chinas, Embargo-Drohung der USA wegen Nord-Stream 2, Regierungskrise in Italien und Auswirkungen auf die Eurozone sind allein Ereignisse aus einem Zeitraum von zwei Wochen. So schnell wie diese Entwicklungen aufeinander folgen oder parallel in die Welt gesetzt werden, kann kein Unternehmen reagieren.
 Das macht es so schwierig, längerfristige Progno- sen über Marktentwicklungen zu treffen, die man als seriös und belastbar bezeichnen kann. Trotzdem müssen die internationale Hafenwirtschaft und die Schifffahrt planen, und zwar langfristig. Investitio- nen, die früher für 30 Jahre erfolgten und deshalb langfristig abgeschrieben werden konnten, sind heu- te oft schon nach wenigen Jahren obsolet, weil die Marktentwicklung darüber hinweggegangen ist. Wenn man dann die Planungszeiträume in unseren westlichen Demokratien
hat und im Geschäft bleibt. Die Nordamerikaverkeh- re der Allianz THE Alliance aus Hapag-Lloyd und ONE wurden dort konzentriert, auch weil die Hinter- landanbindungen und die Bahnkapazitäten in die be- vorzugten Märkte so gut sind. Hatte Hamburg ein Jahr vorher noch 150.000 TEU in diesem Geschäft an Bremen verloren, entschied der Markt mit einem Mal genau umgekehrt und die dreifache Menge wird nun in Hamburg abgefertigt. Diese Marktentwick- lung war nicht vorherzusehen, denn die Vorausset-
zungen waren vorher schon vorhanden.
Das Chinageschäft ist im Hamburger Hafen das größte Geschäft. China ist für viele Konzerne das Land, in das Produktion verlagert wurde, weil hier gut qualifiziertes Personal mit niedrigen Löhnen zu- sammentraf und die Ent- wicklung der chinesischen Gesellschaft, das Land mit der größten Bevölke- rung, auch selbst als Markt interessant wurde.
Was soll der Hamburger Hafen tun angesichts von Schlagzeilen wie „Weg von der Werkbank China“ (Han- delsblatt 12.8.2019), „Pekings neue Scheu“ (Handels- blatt 13.8.2019)? Die Artikel beschäftigen sich mit dem Thema, dass China Produktionsanteile an andere asiati- sche Staaten verliert, weil die Löhne zu teuer geworden sind, und nicht mehr im gleichen Maße investiert – im Ausland, aber auch in China selbst. Und das, nachdem im letzten Jahr der Ausverkauf der deutschen Wirt- schaft an China befürchtet wurde.
Natürlich muss man die Entwicklung beobachten, natür- lich muss man mit Ländern wie Vietnam, Myanmar, Phi- lippinen und Indonesien, die die Nachfolge bei bestimm- ten Produktionen antreten können, rechtzeitig Kontakt aufnehmen und sich auf veränderte Verkehre einstellen.
dagegenhält, wird deut-
lich, wie schwer es heut-
zutage ist, Zukunftsent-
scheidungen zu treffen.
Trotzdem müssen wir uns
auf die Marktentwicklun-
gen schnellstmöglich ein-
stellen beziehungsweise
versuchen, diese soweit
es geht zu antizipieren.
Nehmen wir einige Bei-
spiele: Das Containerter-
minal Altenwerder wurde
vor 15 Jahren als mo-
dernstes Terminal der
Welt gebaut. Damals konnte sich niemand vorstel- len, dass die Köhlbrandbrücke mit 54 Metern Durch- fahrthöhe zu niedrig für Containerschiffe sein könn- te, die inzwischen in Fahrt sind und mit der Brückenhöhe Probleme haben. Ist dieses Terminal nun nicht mehr marktfähig? Die Entwicklung zeigt, dass das nicht der Fall ist, aber auch, dass bestimm- te Parameter in der Vergangenheit richtig gesetzt wurden, ohne auf kurzfristige Marktschwankungen einzugehen. Altenwerder wurde weiter modernisiert und der Containerbahnhof zum größten Terminal- bahnhof Europas ausgebaut. Dies und die Tatsache, dass Hapag-Lloyd vor vielen Jahren entschieden hat, sich an dem Terminal zu beteiligen, führten da- zu, dass Altenwerder an Attraktivität nicht eingebüßt
Investitionen, die früher für 30 Jahre erfolgten und deshalb langfristig abgeschrieben werden konnten, sind heute oft schon nach wenigen Jahren obsolet.







































































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