Page 35 - Hafen Hamburg | Port of Hamburg Magazine 2.2023
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PORT OF HAMBURG MAGAZINE 2/23 GLOBALE CHANCEN SEITE 35
  dung aufgrund der Sanktionen gegen Belarus und des Krieges in der Ukraine zurückzuführen ist. Das Ergeb- nis ist aber besser als ursprünglich prognostiziert.
Was für Ladungsgüter sind vom Krieg und den Sankti- onen betroffen?
Der Rückgang liegt vor allem an der Transitfracht, die um 35 Prozent zurückgegangen ist. Dass es insge- samt nur 21 Prozent sind, zeigt, dass wir einiges Vo- lumen kompensieren konnten.
Hauptsächlich nicht mehr verladen wurde weiß- russischer Dünger als Schüttgut, was zumindest teilweise durch eine Rekordzahl von Containern und einem Anstieg der LNG- und sonstigen Erdöl- produkt-Ladungen ausgeglichen wurde. Der Hafen von Klaipėda hat seine Position an der Ostküste der Ostsee behauptet und ist nun mit einem Plus von 57 Prozent und mehr als eine Million TEU dort füh- rend beim Umschlag von Containerfracht. Das liegt auch daran, dass wir als neuer Hub MSC in den wichtigen Diensten von und nach Asien, Pakistan und Indien sowie Nord- und Südamerika angelaufen werden und für die führende Reederei Feederverkehre in den baltischen Staaten durch- führen.
Welche Strategie verfolgen Sie für Ihren Hafen ange- sichts des Kriegs und der herausfordernden geopoliti- schen Lage?
Für uns steht fest: Unsere Gesichter sind nach Wes- ten gerichtet. Außerdem geht es darum, zusätzlich zum Umschlag von Gütern einen zusätzlichen Wert für den Hafen zu schaffen, um die Ladungsverluste –
immerhin 40 Prozent weniger Transhipmentladung seit Kriegsbeginn im Februar 2022 – zu kompensie- ren.
Gibt es bereits konkrete Ansätze?
Gerade hat der Staat Litauen eine Ausschreibung über Offshore-Windenergieanlagen mit 700 Mega- watt gestartet. Im Herbst werden weitere 700 Me- gawatt ausgeschrieben. Wir sind daher dabei, un- sere Infrastruktur entsprechend auszubauen, um als Installations- und Basishafen zu agieren. Ein zweiter spannender Bereich ist Wasserkraft. Bei ei- nem Besuch in Hamburg habe ich mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge der Hamburg Port Authority gesehen, das fand ich sehr spannend.
Was sind Ihre Erwartungen für 2023?
Unsere Entwicklung hängt stark von den Sankti- onspaketen ab, die wir uneingeschränkt unterstüt- zen. Deshalb kümmern wir uns um die Kompensa- tion mit anderen Warengruppen. Im ersten Quartal dieses Jahres haben wir mit drei Millionen Tonnen im Vergleich zum Vorjahr zwölf Prozent weniger Ladung umgeschlagen. Für das Jahr rechne ich mit insgesamt 35 Millionen Tonnen. Beim Contai- nerumschlag wollen wir die eine Million TEU hal- ten. Was uns dabei hilft ist, dass wir als Universal- hafen sehr diversifiziert aufgestellt sind und von Schüttgut über Ro-Ro bis Flüssigladung und Con- tainer fast alles umschlagen, sogar Passagiere. Es fällt mir recht schwer zu sagen, was wir nicht um- schlagen, außer etwa Gefahrgut und biologische Ladung.
Algis Latakas, seit 2020 General Direktor der staatlichen Seehafenbehörde Klaipèda.
 © Algirdas Kubaitis





















































































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