Page 27 - Hafen Hamburg | Broschüre | Port of Hamburg Magazine 1.2022
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BERUFSWELT LOGISTIK ■
      Festmachen der Schiffe will gelernt sein. „Wir müssen wissen, wie die Leinen zu führen sind“, ergänzt er.
Die Azubis eignen sich außerdem ein umfangreiches theoretisches Wissen an und besuchen dafür alle zwei- einhalb Monate für drei Wochen die Berufsschule. „Wir müssen da sein und mitmachen. Was wir verpassen, holen wir nicht nach“, sagt Paul, es sei richtig viel zu ler- nen. Jede Theorieeinheit schließt mit einer Klausur. Ne- ben Sicherheit, Gesundheits- und Umweltschutz um- fassen die Lernfelder ebenso Recht, Englisch und Mathe. Bootsbegriffe, Navigation, Hafengeschichte so- wie Gewässerkunde gehören ebenfalls zum Lernstoff. „Wir müssen wie Taxifahrer alle Wasserwege und Kai- anlagen mit Namen kennen“, erzählt Ousman. Auch Fahrregeln, Schilderkunde, Lichterführung sowie Kennt- nisse über Strömungen, Wind und die Gezeiten lernen die angehenden Hafenschiffer. „Die Speicherstadt bei- spielsweise ist aufgrund des Tidenhubs nicht immer be- fahrbar“, erklärt Rafi.
Wie sich bei Havarien oder Betriebsstörungen zu verhal- ten ist, steht ebenso auf dem Lehrplan. „Schiffsführer
haben Verantwortung für bis zu 300 Personen“, sagt Barkassen-Meyer-Inhaber Hubert Neubacher. Die ange- henden Hafenschiffer müssen daher auch erste Hilfe leisten und mit einem Feuerlöscher umgehen können sowie einen Rettungsschwimmer und Personenbeför- derungsschein vorweisen. Vor Ausbildungsbeginn fin- det daher ein Gesundheitscheck statt. Die Ausbildung dauert drei Jahre, ein Hauptschulabschluss als Voraus- setzung genügt, mittlere Reife ist gewünscht.
Dass die drei in Zeiten von Corona einen Ausbil- dungsplatz bekommen haben, liegt an der Zuver- sicht ihres Chefs. „Wir brauchen den Nachwuchs dringend auf den Barkassen, Fähren, Fahrgastschif- fen und Schleppern. Ich wollte aber auch ein Zei- chen setzen, dass wir an die Zukunft glauben“, er- zählt Neubacher, dessen zehn Schiffe während der Lockdowns monatelang im Hafen festlagen. „Wir sind stolz und dankbar, dass wir den Beruf erlernen dürfen“, darin sind sich die drei einig. Und Rafi denkt schon an den nächsten Schritt: „Mit einer sehr gu- ten Note in der Abschlussprüfung können wir an- schließend Nautik studieren.“ ■ njo
Konzentrietes Arbeiten: Schiffsführer Holger Borchmann zeigt Paul, worauf er achten muss.
  Lieben ihren Arbeitsplatz auf dem Wasser: (v. l.:) Paul, Rafi, Barkassen-Meyer-Inhaber Hubert Neubacher und Ousman.
Port of Hamburg Magazine | März 2022 | 27
© Alle Fotos: Nicole de Jong

























































































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