Page 32 - Hafen Hamburg | Broschüre | Port of Hamburg Magazine 1.2020
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 ■ DIGITALES JAHRZEHNT
32 | Port of Hamburg Magazine | März 2020
Wenn „smart“ und „green“ Hand in Hand gehen
Elektronischer Datenaustausch, verbesserte Schiffsverfolgung und automatische Kransysteme haben den Hamburger Hafen bereits in einen hocheffizienten Betrieb verwandelt. Nun sollen Digitalisierung und intelligente Technologien den Hafen „smart“ machen.
 „Im weltweiten Vergleich mischt Hamburg durchaus vorn mit“, sagt Michele Acciaro, Professor für Mari- time Logistik und Direktor des Hapag-Lloyd Center for Shipping and Global Logistics (CSGL) an der Küh- ne Logistics University (KLU) in der HafenCity Ham- burg. Aber: „Wir brauchen deutlich mehr Technolo- gien im Hafen, die auf Künstliche Intelligenz (KI), Cloud Computing oder Smart Contracts, Big Data oder das Internet of Things (IoT) setzen.“ Dies könn- te die Automatisierung von Terminalprozessen und Hafenmanövern erleichtern.
Ein Beispiel ist das Tanken
von Treibstoff oder Wasser.
Menschliche Fehler werden
vermieden, Zeit gespart und
die Effizienz gesteigert.
Doch Effizienz ist nicht alles
im globalen Wettbewerb.
Der ökologische Fußabdruck
eines Hafens werde in Zu-
kunft ebenso ganz klar zum Wettbewerbskriterium, prog-
nostiziert Acciaro. Und hier
könnten dezentral arbeitende Distributed-Ledger-Techno-
logien wie Blockchain ins Spiel kommen. So könnten ein Produkt sowie der CO2-Verbrauch für jeden Pro- duktionsschritt und jeden Transportweg getrackt werden. Eine derart transparente Lieferkette ermög- licht dem Verbraucher eine nachhaltige Produktwahl und bevorzugt so nachhaltig wirtschaftende Häfen. Noch ist dies allerdings Zukunftsmusik.
„Auch ein möglicher Ausbau erneuerbarer Energien im Hafenbetrieb kann von der Digitalisierung profitie- ren“, sagt Acciaro. Denkbar sei hierfür ein virtuelles Kraftwerk im Hafen, welches dezentrale Standorte zur Stromerzeugung miteinander vernetzt. Dies er- fordere wiederum ein intelligentes Stromnetz. Ein solches „Smart Grid“ kombiniert Erzeugung, Spei- cherung sowie Verbrauch und greift dafür auf Tech- nologien wie Sensoren, Big Data und KI zurück. Leis- tungsschwankungen durch fluktuierende erneuer- bare Energien werden intelligent ausgeglichen.
Die Herausforderung für den Hamburger Hafen ist also, nicht nur „smart“, sondern auch „green“ zu sein. Mit dem „Green Deal“ der Europäischen Uni- on ist die Richtung ohnehin klar: 2050 soll Europa klimaneutral sein. Hamburg hat das Potenzial voran- zugehen. „Die Stadt hat eine überschaubare Grö- ße, ist eine der reichsten Städte in einem der reichs- ten Länder der Welt“, betont Acciaro. Das erfordert jedoch mehr Denken jenseits der gewohnten Pfa- de, mehr systemische Betrachtung und interdiszip-
linäre Zusammenarbeit. Wenn der Hafen so CO2- neutral wird und die Umwelt sauberer und wenn die Men- schen sich in ihrer Stadt wohler fühlen, dann gehen „smart“ und „green“ Hand in Hand.
Acciaro betont: „Bahnbre- chende Technologien befin- den sich überall noch in ei- nem experimentellen Sta- dium. Dennoch sollten wir damit beginnen, sie auszu- probieren und den Hafen als
„Der ökologische Fußabdruck eines Hafens wird in Zukunft ebenso ganz klar zum Wettbewerbs-
kriterium.“
Labor zu nutzen.“ Andere Häfen haben es vorge-
macht: Los Angeles arbeitet seit 2011 an dem ehr-
geizigen Ziel, Teile des Hafens annähernd emissi-
onsfrei zu bewirtschaften. Und Singapur
entwickelte 2019 im Rahmen einer langfristigen
Partnerschaft mit dem Technologieanbieter Wärtsi-
lä einen autonomen Schlepper (Projekt IntelliTug).
Aufmerksamkeit verdient auch Antwerpen mit sei-
ner „Capital of Things“-Initiative. Auf Basis des „In-
ternet of Things“ starteten 2018 die ersten smarten
Hafenprojekte. Mit an Bord sind neben der Hafen-
behörde auch die Stadt, die Universität und ein re-
nommiertes Forschungszentrum. Dies sei durchaus
ein Erfolgsrezept, fasst Acciaro zusammen. „Alle
großen Häfen haben starke Partnerschaften entwi-
ckelt. Sicherlich könnte Hamburg noch mehr von
seiner unternehmerischen und Forschungsexzel-
2.000 HEKTAR INDUSTRIEGEBIET UND
lenz profitieren.“ ■
HAFENANLAGEN SORGEN FÜR MEHR ALS
12.600 ARBEITSPLÄTZE






















































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