Page 24 - Hafen Hamburg | Broschüre | Port of Hamburg Magazine 1.2022
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 ■ BERUFSWELT LOGISTIK
 Die Wegbegleiter
Wenn die Menschen über den Hamburger Hafen sprechen, dann denken sie an Ladung und Schiffe, an LKW und Stau – all das, was ab der Kaikante passiert. Der Weg dahin wird oft übersehen. Wobei er gerade in Hamburg so besonders ist.
 Rund 100 Kilometer müssen die Schiffe von der Elb- mündung flussabwärts in Richtung Hamburg zurückle- gen, bevor sie den Hafen erreichen und an einem der Terminals festmachen können. Auf diesem Weg wer- den sie von den Elblotsen begleitet.
Für die Lotsen, die schon seit Jahrhunderten die Schiffe die Elbe entlang begleiten ist das derzeitige Wachstum der Schiffe, die Zunahme der Verkehre und das Handling der Fahrzeuge im Revier eine echte Herausforderung. „Dieser Herausforderung stellen wir Elblotsen uns und sind stolz darauf, dass es uns möglich ist, die größten Schiffe der Welt von der Nordsee bis nach Hamburg zu bringen“, betont Ben Lode-
mann, Ältermann der Lotsen-
brüderschaft Elbe. Die Elblot-
sen gehen nahezu immer, unter
jeder Wetterbedingung, zu je-
der Tageszeit zwischen Helgo-
land und Hamburg an Bord der Schiffe und stehen der Schiffsführung beratend zur Seite. Es spielt dabei keine Rolle, ob das schiff 90 oder 400 Meter lang ist, ob die Augenhöhe auf der Brücke 3 oder 65 Meter beträgt. Diese Leistung ist aber kein zufälliges Gelingen, sie ist das Resultat einer langen und guten, zielgerichteten Ausbildung der Nautiker, die 24/7 an 365 Tagen im Jahr als Lotsen und somit als Berater der Schifffahrt auf dem Revier unterwegs sind.
Bisher ist es den Lotsen möglich gewesen, ihren Nach- wuchs „aus der Fahrt“ zu generieren. Die Nautiker, die sich um eine Position als Lotse beworben haben, hatten ein nautisches Studium und mindestens vier Jahre Bordanwesenheit in leitender nautischer Funktion vor- zuweisen.
ELBKENNTNISSE VERFEINERN
Damit ist gewährleistet, dass sie beste nautische und navigatorische Grundkenntnisse haben, die wir hier auf der Elbe im Rahmen der brüderschaftseigenen Ausbil- dung verfeinern. Nach Bestallung sind dann weitere fünf Jahre als Lotse notwendig, bevor ein Kollege auf ei- nem der ganz großen Schiffe eingesetzt wird. Dann kennen die Lotsen „ihren“ Fluss wirklich.
Im Laufe der Lotsentätigkeit habe die Lotsen jährlich an einem festgelegten Pensum an Fortbildungstagen teil- zunehmen, um ihre Kompetenzen auf dem neuesten Stand zu halten und um die Informationen aus kritischen Situationen mit aufzunehmen. Neueste Erkenntnisse werden vermittelt und das Training für weitere Schiffs- klassen wird intensiv vorgenommen.
In der derzeitigen Situation stellt sich aber heraus, dass es zunehmend weniger Absolventinnen und Absolven- ten der nautischen Hochschulen gibt, die ihre Patente
ausfahren. So fehlen die vier Jahre an Bord. Die Zahl ist so deutlich gesunken, dass es den Lotsen zukünftig nicht sicher möglich sein wird, den Nachwuchs tatsäch- lich wie bisher aus der Fahrt zu generieren. Also muss- ten andere Wege her.
NEUE WEGE ZUM BERUF
Im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums haben die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) und die Lotsen drei neue Wege zum Beruf ent- wickelt: Sollte ein Nautiker an Bord sein Patent schon ausgefahren haben (zwei Jahre Bordanwesenheit) dann
kann er sich entsprechend für eine LA 2 bewerben – eine re- vierbezogene Ausbildung, die sich sechs Monate mit dem rei- nen Shiphandling in dem jewei- ligen Revier beschäftigt und
der sich dann eine LA 3 anschließt, die sich 12 Monate nur mit dem Training der Beratung in dem jeweiligen Re- vier beschäftigt.
Sollte sich ein Nautiker bereits nach Abschluss des Ba- chelorstudiums direkt bei den Lotsen bewerben wollen, so kann er sich auf eine LA 1 bewerben. Hier wird inner- halb von sechs Monaten in allen deutschen Seelotsre- vieren reines Shiphandling vermittelt. Danach schließen sich LA 2 und LA 3 an. Zudem muss ein solcher Kollege verpflichtend einen berufsintegrierten akademischen Master vor seiner Bestallung erwerben.
Den Lotsenbrüderschaften ist es vorbehalten zu ent- scheiden, durch welchen dieser drei möglichen Zu- gangswege (Nach 4 Jahren Bordanwesenheit / nach 2 Jahren Bordanwesenheit / direkt nach dem Studium) sie zukünftig ihren Nachwuchs rekrutieren möchte.
Derzeit ist seitens der Verwaltung, aufgrund von unter- schiedlichen Zuständigkeiten zwischen den Bundeslän- dern und dem Bund die Beteiligung der Hafenlotsen an diesem zusätzlichen Ausbildungswegen (noch) nicht vorgesehen.
Es ist für den Hamburger Hafen ultimativ notwendig, dass die Elblotsen einen ausreichenden Personalbestand ha- ben, um die Erreichbarkeit des Hafens zu gewährleisten. Grundsätzlich ist der Beruf des Lotsen ein wunderbarer Beruf mit vielen Facetten. „Wer eine anspruchsvolle und lange Ausbildung nicht scheut, der kann sich auf ei- nen abwechslungsreichen und verantwortungsvollen Beruf freuen“, sagt Lodemann.
Wenn die Menschen zukünftig vom Hafen sprechen, dann sollten sie auch dringend an die seewärtige Anbin- dung und an die Lotsen zwischen der Nordsee und Hamburg denken. Denn die Elblotsen sind nicht selbst- verständlich einfach da. ■ Lodemann/red
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