Indien - eine Volkswirtschaft im Wachstum
© envato / elenakaretnikova2022

Home | Alle Specials | Indien

Indien - eine Volkswirtschaft im Wachstum

Indien entwickelt sich zu einer führenden Wirtschaftsmacht in Asien neben China. Es gilt mittlerweile als das bevölkerungsreichste Land der Welt und kaum eine Volkswirtschaft wächst so schnell wie die indische. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von rund 3,4 Billionen US-Dollar ist Indien im Jahr 2022 die weltweit fünftgrößte Wirtschaftsnation – bis 2030 plant die Regierung auf Platz drei vorzurücken. Auch als Handelspartner für Deutschland gewinnt der Subkontinent an Bedeutung. Laut Außenhandelsstatistik sind sowohl die Exporte nach als auch die Importe aus Indien seit 2015 signifikant gestiegen. Dem Hamburger Hafen kommt dabei eine zentrale Rolle als Drehscheibe für den Austausch von Waren zwischen beiden Nationen zu.

Statement

"Indien und Hamburg haben eine solide Handelspartnerschaft aufgebaut, die von den gemeinsamen Bemühungen um eine Diversifizierung der Märkte in Zeiten wachsender geopolitischer Unsicherheiten getragen wird. Die dauerhafte Beziehung zwischen dem Hamburger Hafen und Indien birgt ein immenses Potenzial, welches durch einen strategischen Wissensaustausch weiter ausgebaut werden kann."

Indien - eine Volkswirtschaft im Wachstum
Sameeha Pradeep Sule

Deutschlands Außenhandel mit Indien

Der bilaterale Handel zwischen Deutschland und Indien verzeichnete laut Außenhandelsstatistik im Jahr 2022 einen Wert von rund 30 Milliarden Euro. Damit belegt der Subkontinent Rang 24 der wichtigsten Handelspartner Deutschlands. Unter den nicht-europäischen Handelspartnern stieg er sogar in die Top-Ten auf.

Zwischen 2015 und 2022 stiegen die deutschen Exporte nach Indien im Wert um mehr als die Hälfte an - von 9,7 auf 14,9 Milliarden Euro. Noch beeindruckender wuchsen die Importe, die sich im gleichen Zeitraum von 7,6 auf 15,0 Milliarden Euro fast verdoppelten. Indien profitiert hier nicht zuletzt von den Diversifizierungsstrategien vieler Unternehmen, die für sich neue Märkte in Asien erschließen.

Im Seegüterverkehr ist eine Betrachtung auf Tonnenbasis üblich. Im Jahr 2022 wuchs der Warentransport zwischen Deutschland und Indien auf 4,5 Millionen Tonnen. Getrieben wurde der Zuwachs in 2021 und 2022 vor allem durch Importe (2022: +13,6 Prozent auf 2,58 Mio. t). Erstmals seit 2008 übertrafen diese mengenmäßig die Exporte (2022: +4,3 Prozent auf 1,94 Mio. t).

Außenhandel Deutschland - Indien in Millionen Tonnen

Die wichtigsten Warengruppen im Im- und Export mit Indien

Der Großteil des deutschen Handels mit Indien erfolgt seeseitig. Etwa 80 Prozent der Waren werden per Seeschiff zwischen den beiden Ländern transportiert. Auf Basis Tonnen betrachtet stehen chemische Erzeugnisse, darunter auch Arzneimittel, an der Spitze der meistimportierten Güter aus Indien. Im Jahr 2022 importierte Deutschland davon rund 350.000 Tonnen. Besonders angestiegen ist der Import von Metallen. 2022 wurden knapp 250.000 Tonnen Metalle aus Indien in die Bundesrepublik eingeführt - fast 40 Prozent mehr als noch im Jahr 2019. Nahrungs- und Futtermittel, Maschinen sowie Textilien folgen im mengenmäßigen Import-Ranking.

Ähnlich wie im Import standen auch im Export nach Indien die chemischen Erzeugnisse mit Abstand an erster Stelle. Im Jahr 2022 exportiere Deutschland fast 800.000 Tonnen davon nach Indien. Daneben exportierte Deutschland vor allem Holze, Metalle, Maschinen sowie Papier und Pappe in das asiatische Land. Dem Hamburger Hafen kommt im deutsch-indischen Handel eine wichtige Rolle zu. Er verfügt über die erforderliche Infrastruktur und logistische Expertise, um die Güter effizient zu handhaben und zu verteilen. Fast drei Viertel des deutschen Seegüterumschlags mit Indien werden über den Hamburger Hafen abgewickelt.

Indien - eine Volkswirtschaft im Wachstum
© HHM / Elbreklame

Aufstieg als Handelspartner

Der Hamburger Hafen spielt eine zentrale Rolle im Handel zwischen Indien und Deutschland. Im Jahr 2022 wurden im Hamburger Hafen im Direktverkehr insgesamt 182.000 Standardcontainer (TEU) umgeschlagen, die ihren Ursprung oder ihr Ziel in Indien hatten. Die Umschlagmenge dieser Container betrug etwa 3,25 Millionen Tonnen (inkl. der Eigengewichte der Container), davon 1,4 Millionen Tonnen im Import und 953.000 Tonnen im Export. Der Subkontinent belegte damit den zwölften Platz unter den wichtigsten Handelspartnern des Hamburger Hafens.

Im ersten Halbjahr 2023 beschleunigte sich das Wachstum im Hamburger Indien-Handel weiter. Der Export an Seegütern wuchs um knapp 37 Prozent auf 604.000 transportierte Tonnen, während die Importe mit rund 1,04 Millionen Tonnen etwa 38,5 Prozent über dem Vorjahreszeitraum lagen. Mit 99.000 umgeschlagenen TEU erreichte der Hamburger Hafen das beste Ergebnis seit vier Jahren. Indien stieg somit nach der ersten Jahreshälfte 2023 auf Platz acht der wichtigsten Handelspartner des Hamburger Hafens. Unter den asiatischen Partnerländern liegt es sogar auf Platz drei.

Die wichtigsten Partnerländer des Hamburger Hafens im 1. Halbjahr 2023

© HHM / Hasenpusch Productions

Linienschifffahrt zwischen Indien und Hamburg

Der Hamburger Hafen ist über zehn regelmäßig verkehrende Liniendienste mit Indien verbunden. Hiervon sind vier Container-Liniendienste, zwei Fahrzeugtransportdienste und vier Stückgut-Dienste, von denen drei auch Schwergut und einer auch rollende Ladung akzeptieren. Die im Indien-Verkehr betriebenen Containerschiffe haben Stellplatzkapazitäten zwischen 4.300 – 15.000 TEU (Standardcontainer). Auch zum Einsatz kommen Mehrzweckfrachter mit Tragfähigkeiten von 12.000 bis 30.000 Tonnen.

Über die Liniendienste ist die Elbmetropole Hamburg mit elf wichtigen indischen Häfen verbunden, welche über den Subkontinent verteilt sind. Diese sind die Häfen Chennai, Cochin, Ennore, Haldia, Hazira Kandla, Kolkata, Krishnapatam, Mundra, Mumbai, Nhava Sheva und Visakhapatnam. Je nach Hafen, Verkehr und Rotation betragen die Transitzeiten in der Regel zwei Wochen mit der Westküste und drei Wochen mit der Ostküste.

Alle Linienverbindungen des Hamburger Hafens mit rund 950 Destinationen in 178 Ländern sowie Kontakte zu rund 100 Agenturen und Linienreedereien können online in der Linerservices-Datenbank abgerufen werden.

Indien - eine Volkswirtschaft im Wachstum
© HHM

Transhipment im Indien-Verkehr

Der Hamburger Hafen ist in Nordeuropa ein entscheidendes Zentrum für Transhipmentverkehre und Hinterlandtransporte. Circa 26 Prozent der Container mit Indien als Ziel oder Ursprung passierten 2022 über Transhipment-Verbindungen den Hamburger Hafen bzw. wurden von ihren Ausgangspunkten über Hamburg weiter nach Indien verschifft. Die meisten Container im Transhipment über Hamburg gen Indien stammen aus Schweden, Polen oder Dänemark. In der Gegenrichtung waren Polen, Schweden und Dänemark die häufigsten Zielorte.

Transportlösungen für den indischen Subkontinent nutzen häufig Drehscheibenhäfen wie Colombo. Acht Liniendienste verbinden die Hauptstadt Sri Lankas mit dem Hamburger Hafen, darunter sieben Container- und ein Mehrzweckdienst. Dabei werden auch Megamax-Schiffe mit Kapazitäten bis zu 24.000 Standardcontainern (TEU) eingesetzt. Im vergangenen Jahr wurden 128.000 TEU über Sri Lanka nach Indien geroutet; knapp 9 Prozent mehr als im Vorjahr. Inklusive dieser Mengen belief sich der Gesamtcontainerumschlag mit dem indischen Markt auf etwa 310.000 TEU.

Indien - eine Volkswirtschaft im Wachstum
© envato / YanMednis
© envato / surangaw

Diversifizierung der Lieferketten

Um Ausfallrisiken in Zeiten von geopolitischen Spannungen, Handelskriegen und Pandemien zu minimieren, gewinnt die Diversifizierung von Lieferketten an Bedeutung. Damit einher geht eine geografische Umorientierung in Asien, bekannt als "China + 1"-Strategie. Es ist die Tendenz vieler Unternehmen, neben China auch in andere Länder zu investieren.

Indien profitiert von diesem Trend aufgrund seiner politischen Stabilität, qualifizierten Arbeitskräfte und wettbewerbsfähigen Produktionskosten. Der Rekordzufluss von 83,57 Mrd. USD an ausländischen Direktinvestitionen in den Jahren 2021-22 unterstreicht Indiens Anziehungskraft als vielversprechende Ergänzung zu China. Laut der Handelskammer Hamburg sind bereits 700 Hamburger Unternehmen in Indien aktiv, darunter 125 mit eigenen Auslandsvertretungen oder Niederlassungen. Die AHK Indien beobachtet ein seit zwei Jahren wachsendes Interesse von Unternehmen an Indien als neuen Beschaffungsmarkt.

Beispiele für Investitionen in Indien gibt es zahlreiche: Anfang 2023 hat Apple seine Produktionskapazitäten verdreifacht und iPhones im Wert von über 7 Mrd. USD in Indien produziert. Cisco und Amazon planen eine Ausweitung ihrer Produktionskapazitäten. Auch globale Sportmodehersteller wie Adidas, Nike, Puma oder Reebok sowie die Reederei Hapag-Lloyd verstärken ihre Präsenz in Indien. Letztere erwarb im Januar 2023 Anteile an J M Baxi Ports & Logistics (JMBPL), einem der führenden privaten Terminal- und Inlandtransport-Dienstleister Indiens.

Indien - eine Volkswirtschaft im Wachstum
© Hapag-Lloyd

Indiens Infrastrukturprojekte

Bis 2030 plant die indische Regierung von der fünftgrößten zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt aufzusteigen. Sie setzt dabei auf Industrieförderung, Technologie und Innovation, insbesondere durch Investitionen in Innovationszentren wie den "T-Hub" in Hyderabad, der über 1.000 Start-ups beherbergen soll.

Im Februar 2023 kündigte die indische Regierung zudem an, ihre Ausgaben für den Ausbau der Infrastruktur deutlich zu erhöhen. Etwa 3,3 Prozent des BIP (ca. 122 Mrd. USD) sind dafür vorgesehen. Dabei stehen 100 kritische Verkehrsinfrastrukturprojekte in den Sektoren Hafen, Kohle, Stahl, Düngemittel und Getreide im Fokus. Daneben konzentrieren sich die Investitionsausgaben auf die Schlüsselbereiche wie Straßen, Kraftwerke, Telekommunikationsnetze, bezahlbares Wohnen sowie Eisenbahnen. Allein für den Schienenverkehr werden 2,4 Milliarden USD bereitgestellt, der höchste Betrag aller Zeiten und das Neunfache im Vergleich zum Jahr 2014.

Gemeinsam mit der EU, den USA und Partnern wurde auf dem G20-Gipfel im September 2023 ein historisches Schienen- und Schifffahrtsprojekt angekündigt. Es soll die direkteste Verbindung zwischen Indien, dem Persischen Golf und Europa schaffen und den Transport von Gütern zwischen Indien und Europa um 40 Prozent beschleunigen.

Indien - eine Volkswirtschaft im Wachstum
© envato / crshelare

Maritime India Vision 2030

Die indische Seeverkehrsindustrie ist ein wesentlicher Bestandteil der indischen Wirtschaft. Um das Wachstum des maritimen Sektors zu koordinieren, hat das indische Ministerium für Häfen, Schifffahrt und Wasserstraßen die Maritime India Vision 2030 (MIV 2030) ins Leben gerufen.

Ziel der MIV 2030 ist es, Indien an die Spitze des globalen maritimen Sektors zu führen. Mit Gesamtinvestitionen von umgerechnet ca. 33 bis 39 Milliarden Euro in Häfen, Schifffahrt und Binnenschifffahrt strebt die Initiative jährliche Einnahmen von umgerechnet über 2,24 Milliarden Euro an und erwartet die Schaffung von mehr als 2 Millionen Arbeitsplätzen.

Die MIV 2030 umfasst über 150 Initiativen, darunter die Entwicklung von Häfen mit globalem Standard. So plant die Regierung einen internationalen Mega-Containerumschlaghafens (ICTP) in der Galathea-Bucht, der von Feederschiffen bis hin zu großen Interkontinentalfrachtern angelaufen werden kann. Auch die zukünftigen Häfen Vizhinjam und Vadhavan sollen von Großcontainerschiffen angelaufen werden können. Damit will Indien seinen Container- und Frachtumschlag verbessern und zur Fabrik der Welt werden.

Mehr Informationen zur Maritime India Vision 2023 unter:

© envato / Hardik Joshi

Hamburg in Indien

Die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Indien hat enormes Potenzial. Um den Auf- und Ausbau wirtschaftlicher Beziehungen zwischen beiden Ländern zu unterstützen, wurde 2011 die Hamburg Repräsentanz Mumbai (HRM) eröffnet. Sie ist die gemeinsame Vertretung der Senatskanzlei Hamburg, der Handelskammer, Hamburg Invest, Hamburg Messe und Congress und dem Hafen Hamburg Marketing e.V. in Indien.

Mit ihrem Büro in Mumbai sitzt die HRM nicht nur in einer der größten Metropolen der Welt und dem ökonomischen Zentrum Indiens, sondern auch in unmittelbarer Nähe zu dem wichtigsten Hafen des Landes, dem Jawaharlal Nehru Port.

Die Expertise der Hamburg Repräsentanz Mumbai liegt in den Bereichen Handel, Logistik, Politik, Kultur und Bildung. Darüber hinaus unterhält sie gute Kontakte zu wirtschaftlichen, kulturellen und akademischen Einrichtungen, nicht zuletzt solchen aus der Transportbranche und der maritimen Wirtschaft. Damit steht die HRM deutschen und indischen Unternehmen als kompetenter Ansprechpartner für Anliegen rund um den jeweils anderen Markt zur Verfügung.