Teststrecke in der Innenstadt: Volkswagen erprobt vollautomatisiertes Fahren im Normalverkehr

03.04.2019 12:20 Wirtschaft

Ziel: Verbesserung von Verkehrsfluss und Sicherheit/ geschulte Testfahrer am Steuer/ weiteres ITS-Projekt nimmt Fahrt auf

Hamburgs innerstädtische Teststrecke für automatisiertes und vernetztes Fahren hat einen ersten prominenten Nutzer: Die Volkswagen Konzernforschung erprobt erstmals automatisiertes Fahren bis Level 4 unter realen Bedingungen im komplexen Großstadtverkehr. Ab sofort führen fünf e-Golfs auf einem drei Kilometer langen Teilabschnitt der Strecke Tests durch.

Die Ergebnisse werden unter umfassender Berücksichtigung aller Datenschutzbestimmungen von Volkswagen kontinuierlich ausgewertet. Sie fließen in die Forschungsprojekte des Konzerns zum autonomen Fahren, zur Erprobung kundenorien­tierter Serviceleistungen sowie zur Optimierung des Individualverkehrs ein. Hamburg erhält dadurch wichtige Erkenntnisse zu den Anforderungen an die künftige Infrastruktur und den Auswirkungen des automatisierten Fahrens auf die Stadt.

Michael Westhagemann, Senator für Wirtschaft, Verkehr und Innovation: „In zweieinhalb Jahren findet in Hamburg der Weltkongress für intelligente Verkehrssysteme (ITS) statt. Automatisiertes Fahren wird eine große Rolle spielen. Ich freue mich, dass wir mit unserem strategischen Partner Volkswagen bereits einen ersten Nutzer für unsere Teststrecke gewonnen haben. Ich bin gespannt, wie die Fahrten verlaufen werden und welche Erkenntnis wir daraus auch als Stadt mitnehmen. Weitere interessierte Nutzer aus Industrie oder Wissenschaft sind herzlich eingeladen, ebenfalls Anwendungen des automatisierten Fahrens auf der hersteller- und nutzeroffenen Teststrecke zu testen. Wir werden Hamburg als Modellstadt für intelligente Mobilität etablieren und der Weltöffentlichkeit 2021 viele innovative Mobilitätsprojekte vorstellen.“

Axel Heinrich, Leiter der Volkswagen Konzernforschung: „Bei den Tests stehen sowohl die technischen Möglichkeiten, als auch die Anforderungen an die städtische Infrastruktur im Mittelpunkt. Denn um in Zukunft das Autofahren noch sicherer und bequemer zu machen, müssen nicht nur die Fahrzeuge autonom und intelligenter werden, sondern auch die Städte ein digitales Ökosystem bieten, in dem Autos mit Ampeln und Verkehrsleitsystemen und auch untereinander kommunizieren können.“

Aus Sicherheitsgründen sitzt bei den Testfahrten durchge­hend ein geschulter Fahrer am Lenkrad, der alle Fahrfunktionen fortwährend über­prüft und im Notfall eingreifen kann. Für das vollautomatisierte Fahren ohne Sicherheitsfahrer im öffentlichen Straßenverkehr ist derzeit eine Änderung des rechtlichen Rahmens und die Errichtung der notwendigen Infrastruktur erforderlich. Die Testfahrten sind Teil der strategischen Mobilitätspartnerschaft, die VW und Hamburg seit August 2016 pflegen.

Hamburgs Teststrecken-Projekt sieht vor, dass bis Ende kommenden Jahres 37 Ampeln und eine Brücke so ausgestattet werden, dass sie Informationen per WLAN an Fahrzeuge senden können. Schon jetzt sind sechs Ampeln ausgerüstet und können mit Autos kommunizieren. Im Rahmen der Strategie für Intelligente Verkehrs­systeme („ITS-Strategie“) baut Hamburg die rund neun Kilometer lange Teststrecke nutzeroffen und herstellerunabhängig auf. Sie führt vom Dammtor-Bahnhof über die Messe­hallen, Landungs­brücken, Elbphilhar­monie, Rödingsmarkt und zurück. Ziel ist die Verbesserung des Verkehrsflusses und der Sicherheit im Straßenverkehr sowie Erkenntnisse zum künftigen Einsatz der sogenannter „V2X-Infrastruktur“. Das Projekt, das durch zwei Fördercalls insgesamt mit bis zu 10,8 Mio. Euro vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert wird, war Ende November in einer Bürgerveranstaltung vorgestellt worden.

Die Teststrecke soll auch während des ITS-Weltkongresses 2021 in Hamburg durch Industrie und Wissenschaft genutzt werden, um neueste technologische Entwicklungen zu präsentieren.

Die e-Golf verfügen über elf Laser-Scanner, sieben Radare und 14 Kameras. Bis zu 5 Gigabyte beträgt der Datenaustausch pro Minute bei den regelmäßigen Testfahrten, die sich jeweils über mehrere Stunden erstrecken. Dafür steckt die Rechenleistung von rund 15 Laptops im Kofferraum des e-Golf.  Die enorme Rechenleistung sowie feinste Sensortechnik sorgen dafür, dass Fußgänger, Fahrradfahrer, andere Autos, Kreuzungen, Vorfahrtsregeln, parkende Fahrzeuge und Fahrstreifenwechsel im fließenden Verkehr auf kürzesten Distanzen und in Millisekunden erfasst werden. Trotz der Vielfalt und Komplexität der Informationen muss die künstliche Intelligenz der Fahrzeug-Software alle relevanten Objekte wahrnehmen, darauf reagieren, aber keine falschen Alarme geben. Dabei wird mit unterschiedlichen Ansätzen für künstliche Intelligenz gearbeitet: unter anderem Deep Learning, neuronale Netzwerke und Mustererkennungsverfahren.

Parallel zum Aufbau der Teststrecke, der vom Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer gesteuert und der Hamburg Verkehrsanlagen GmbH umgesetzt wird, wird die Strecke vom norddeutschen Mobilitätscluster ITS mobility in Braunschweig vermarktet, um weitere innovative Mobilitätslösungen nach Hamburg zu holen.

Informationen zur „Teststrecke Automatisiertes und Vernetztes Fahren“: www.tavf.hamburg

Informationen zur ITS-Strategie und deren Umsetzung: www.hamburg.de/its

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