Suezkanal-Blockade: Hamburg erwartet lediglich leicht erhöhtes Aufkommen

16.04.2021 13:00


Die Auswirkungen der Blockade des Suezkanals werden im Hamburg Hafen nur gering sein. Hier finden Sie Fakten und Aussagen zum Thema.
 
 
  • Aufgrund der Blockade des Suezkanals vom 24.3. bis zum 29.03. durch die Havarie des Großcontainerschiffs EVER GIVEN kam es zu einem Stau von insgesamt fast 400 Schiffen in Ost-West- und West-Ost-Richtung. Einige Schiffe haben Kurs auf die Nordrange-Häfen (wichtige Containerhäfen sind Le Havre, Antwerpen, Rotterdam, Felixstowe, Bremerhaven, Hamburg) genommen.
 
  • Bevor die Schiffe den Hamburger Hafen erreichen, machen sie je nach Fahrplan vorher noch Stopp in anderen Nordrange-Häfen. Daher wird sich ein möglicher Stau in den später folgenden Häfen des Umlaufs wie Hamburg zunehmend auflösen.
 
  • Die Reeder legen die Routen der Schiffe fest und bestimmen die Fahrpläne. Es liegt auch an den Reedern zu entscheiden, ob sie jetzt von den regulären Routen abweichen und Schiffe eventuell umrouten und Häfen auslassen. Entsprechend richten sich die Terminals danach aus.
 
  • Der Hamburger Hafen bietet 275 Liegeplätze für Seeschiffe, davon 40 Großschiffsliegeplätze für Schiffe mit mehr als 300 m Länge.
 
  • Die Liegezeiten der Großschiffe sind unterschiedlich. Es hängt ganz von der Menge der umzuschlagenden Güter ab.
 
  • In den Hamburger Hafen kommen durchschnittlich täglich etwa 25 Seeschiffe und 25 verlassen den Hafen jeden Tag.
 
  • Wegen der Liegezeiten, die auch mehrere Tage betragen können, befinden sich bis zu 50 Schiffe (Großcontainerschiffe, Feederschiffe und Binnenschiffe) im Hafen. Im Hamburger Hafen verkehren ca. 15 wöchentliche Liniendienste, die den Suezkanal nutzen.
 
  • Nach der einwöchigen Blockade wären bei unveränderten Fahrplänen somit zusätzliche 15 Schiffe aus Liniendiensten im Zulauf.
 
  • Dazu kommen noch weitere 5-10 Schiffe, die ohne festgelegten Fahrplan und ohne feste Routen verkehren (Trampschiffe).
 
  • Durch die beschriebenen Maßnahmen werden diese insgesamt 25 zusätzlichen Schiffe aber auf einen längeren Zeitraum, z.B. eine Woche, verteilt. Rein rechnerisch wäre die zusätzliche Anzahl von Schiffsanläufen ca. 3 pro Tag.
 
  • Nach der Wiederaufnahme des Verkehrs im Suezkanal ist zeitlich versetzt von einem Peak bei Anläufen von Großcontainerschiffen ab voraussichtlich dieser Woche im Hamburger Hafen auszugehen. Um „Staus“ zu vermeiden, erfolgt durch die Nautische Zentrale als Verkehrsleitstelle für den Hamburger Hafen eine vorausschauende Verkehrsablaufsteuerung. Es kann zu keinem Stau auf der Elbe kommen. Sollte es im Hafen eine große Auslastung geben, dann werden die Schiffe aufgefordert langsam zu fahren und bei Bedarf in der Deutschen Bucht auf Reede zu gehen. 
 
  • Der Zu- und Ablauf der Seeschiffe regelt sich dabei nach der Verfügbarkeit von Liegeplätzen zur Ent- und Beladung der Schiffe. Die Schiffe werden so disponiert, dass sich eine möglichst hohe Auslastung der Kaibetriebe ergibt. Wenn für Schiffe Wartezeiten vorhersehbar sind, wird ihnen die Information rechtzeitig übermittelt. Damit wird ein just in time arrival der Schiffe ermöglicht.
 
  • Das HVCC ist eine von den Hamburger Containerterminals privatwirtschaftlich betriebene Koordinationsstelle primär für die terminalseitige Optimierung der Großcontainer-, Feeder-und Containerbinnenschiffsverkehre. Es koordiniert in Abstimmung mit der Nautischen Zentrale für Containerterminals und Reeder Schiffe im Zulauf auf den Hamburger Hafen, bei der Rotation im Hafen und beim Auslaufen nach der Abfertigung. Ist der vorgesehene Liegeplatz belegt, ankert das betroffene Schiff in der Deutschen Bucht und erhält erst nach Abstimmung zwischen Terminal, HVCC und Nautischer Zentrale die Erlaubnis, den Hamburger Hafen anzulaufen. 
 
  • Geplante Schiffsankünfte über die kommenden 2-3 Tage lassen sich jederzeit auf https://www.hafen-hamburg.de/de/schiffe/eta einsehen. Zudem lassen sich die Schiffe jederzeit über den Vesseltracker oder andere digitale Anwendungen verfolgen.
 
  • Weitere Links sind:
  • HHLA Coast:  https://coast.hhla.de/iframe?view=%2Fcoast%2Freport%2Fcache%2FStandard-Report-Segelliste.jsf%23uid17 und
  • Eurogate Infogate: http://www.eurogate.de/segelliste/state/show?_state=1rk18e4bw0jtt&_unique=1twqmr4vnjt29&_transition=start&period=1&internal=false&languageNo=30&locationCode=HAM&order=%2B0
 
  • Die Import Message Plattform (IMP) sorgt seit Jahren im Hamburger Hafen für akuelle Informationen zu den geplanten Schiffsankünften und Liegeplatzanmeldungen.   
  
  • Die Terminals der HHLA und das Eurogate Terminal arbeiten schon länger mit Schiffsverspätungen von zwei Wochen – teilweise auch deutlich mehr.  Sie sind ein Zustand, mit dem die beiden großen Terminalbetreiber mittlerweile seit Monaten umgehen müssen. Darauf haben sich beide eingestellt und reagieren flexibel. Im Grunde hat seit Anfang des Jahres kaum ein Schiff pünktlich den Hamburger Hafen erreicht. Angefangen hat es im vergangenen Jahr, nachdem in Fernost/China nach dem ersten Corona-Lockdown die Produktion wieder hochgefahren wurde und die Nachfrage nach Transportkapazitäten deutlich zugenommen hat. Weitere Faktoren waren ungünstige Wettersituationen während der Wintermonate und zum Jahreswechsel der Brexit. Die Suez-Blockade ist nun ein weiterer Einflussfaktor „on top“, der die Situation verschärft. In welchem Umfang sich das niederschlägt, ist derzeit nicht genau vorherzusagen.
 
  • Aufgrund der Schiffsverspätungen ist die Steuerung der Exportladung, die über Hamburg in alle Welt verschifft wird, eine besondere Herausforderung. Denn je später die Schiffe kommen, die ja eigentlich nach einem festen Fahrplan fahren, desto länger stehen die Exportcontainer auf den Terminalanlagen.
 
  • Als größter Terminalbetreiber hat die HHLA diverse Maßnahmen ergriffen, um auch weiterhin die Abfertigung zuverlässig sicherzustellen:
    • Um den Zulauf der Exportladung kontrolliert zu steuern, gibt es aktuell eine eingeschränkte Export-Anlieferung (48-Stunden-Regel). Export-Container dürfen erst 48 Stunden vor Eintreffen des avisierten Schiffes, für das die Export-Container bestimmt sind, per Lkw angeliefert werden.
    • Es wurden beispielsweise 100.000 m² an zusätzlicher Stellfläche für Container aktiviert.
    • Zusätzliche Abfertigungskapazitäten und Ressourceneinsatz auf höchstem Niveau, z.B. Einsatz zusätzlicher Umschlaggeräte (Reachstacker und Zugmaschinen)
    • Wartungsarbeiten an den Terminals werden neu geplant und wenn möglich verschoben 
    • Temporäre Einführung von Wochenend-Nachschichten am CTA-Containerterminal. 
    • Enger operativer Austausch zwischen den Containerterminals CTA, CTB, CTT, um die Kapazitätsauslastung über alle Anlagen koordiniert im Blick zu haben und gegenseitig zu unterstützen, beispielsweise durch Verlagerung einzelner Schiffe.
 
  • Als Container-Terminal-Betreiber bietet auch Eurogate weitere Maßnahmen für die Exportabwicklung:
    • Die Exportanlieferung liegt bisher noch bei 72 Stunden. Das Unternehmen plant aber auch eine eventuelle Verkürzung auf 48 Stunden
    • Erweiterung der Lagerkapazitäten bei Tochterfirma
 
  • Die Hafenbahn ist auf die Abwicklung des Transportaufkommens über ihr Netz gut vorbereitet. Alle Strecken und Gleise stehen zur Verfügung. Beim Ablauf der Güter über die Schiene sieht die Hamburger Hafenbahn keine Probleme.

Suezkanal-Blockade: Hamburg erwartet lediglich leicht erhöhtes Aufkommen