Südkorea dämmt Pandemie ein, kämpft jedoch mit ökonomischen Folgen

02.06.2020 10:43 Wirtschaft

Obwohl Südkorea früh von der Corona-Pandemie getroffen wurde, gab es bislang keine landesweiten Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit. Trotz eines erneuten Anstiegs der Infektionen Anfang Mai ist das Land insgesamt relativ erfolgreich bei der Bekämpfung des Virus. Dennoch hat die weltweite Pandemie auch Auswirkungen auf die koreanische Wirtschaft, insbesondere auf die exportorientierten Branchen, die weiterhin durch die geringe Nachfrage aus dem Ausland gebremst werden.

Nach einer Anfang April veröffentlichten Einschätzung der Bank of Korea, sank die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2020 um 1,4 Prozent im Vergleich zum vierten Quartal 2019. Aufgrund der sinkenden Nachfrage im Inland sowie der starken außenwirtschaftlichen Verflechtung Südkoreas, wird ein noch stärkerer Rückgang in den nächsten Monaten erwartet. Die Exporte fielen bereits im April 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 24,3 Prozent, u.a. in den Sektoren Automobil (-36,3 %), Mineralöl- (-56,8 %) und Chemieerzeugnisse (-33,6 %). Die Importe sanken um 15,9 Prozent im Vergleich zum April 2019.

Die Produktion des verarbeitenden Gewerbes sank im ersten Quartal 2020 gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um 0,1 Prozent. Deutlich stärker als die Industrie sind die Luftfahrt sowie Dienstleistungs- und Tourismusgewerbe betroffen. Der inländische Flugbetrieb für den Personenverkehr ist nahezu zum Erliegen gekommen und die nationale Fluggesellschaft Korean Air hat einen Großteil ihrer Flotte für den Warentransport umgerüstet.
Um die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt zu stabilisieren, verspricht die koreanische Regierung finanzielle Unterstützung von insgesamt über 100 Milliarden USD. Davon sollen allein 33 Milliarden USD in den Schutz der koreanischen Schlüsselindustrien gehen, zu denen auch die Reedereien und Werften zählen.

Den Hamburger Hafen verbinden acht Liniendienste mit Südkorea – drei Container-Liniendienste und fünf Mehrzweck-Dienste. Im letzten Jahr wurden 255.000 TEU zwischen der Hansestadt und den südkoreanischen Häfen Busan und Masan transportiert, was ein Anstieg von 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Damit verbesserte sich Südkorea 2019 auf Rang 6 der wichtigsten Handelspartner des Hamburger Hafens im Containerumschlag. Der Seegüterumschlag erreichte im gleichen Zeitraum insgesamt 3,2 Millionen Tonnen und damit einen Zuwachs von 12,4 Prozent. Südkorea liegt damit im Ranking im gesamten Seegüterumschlag in Hamburg auf Platz 11 (auf Basis Tonnen).
Aktuell verkehren im Containerverkehr zwischen Hamburg und Korea die Reedereien CMA CGM, Hapag-Lloyd und ONE und mit eigenen Schiffen sowie über Stellplatzkapazitäten auch Cosco, Evergreen, HMM, OOCL und Yang Ming. Darüber hinaus laufen AAL, BBC, Chipolbrok und SAL koreanische Häfen im Zahmen ihrer Mehrzweckdienste an.
Aufgrund der aktuellen Situation sind die Asiendienste der THE Alliance FE-2 und FE-4, die beide Südkorea anlaufen, noch im Mai und Juni zusammengelegt.

In den letzten beiden Monaten verzeichnete Südkoreas wichtigster Hafen Busan entgegen vieler Erwartungen weiter einen Anstieg bei den Transhipmentmengen im Vergleich zum Vorjahr (März +10,6 %, April +1,8 %). Der Gesamtumschlag im April war mit 1,8 Millionen TEU auch nur um 2,4 Prozent geringer als im gleichen Monat in 2019, obwohl zahlreiche Abfahrten gestrichen worden waren. Dies liegt unter anderem daran, dass der Hafen Busan weiterhin als stabiler Hub für Transhipments und Alternative zu anderen ostasiatischen Häfen gilt. Im ersten Quartal 2020 wurden mit 5.484.500 TEU insgesamt 3,0 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2019 umgeschlagen, während weitere südkoreanische Häfen Rückgänge im ein- bis zweistelligen Bereich verzeichnen mussten (siehe unten). Das landesweite Im- und Exportvolumen ging im April um 11,6 Prozent zurück. 

Inmitten der Coronakrise trat die „HMM Algeciras“ der südkoreanischen Reederei HMM (ehemals Hyundai Merchant Marine) ihre erste Reise von Busan über China nach Europa an. Mit einer Stellplatzkapazität von 23.964 TEU ist es das zurzeit größte Containerschiff der Welt und das erste ausgelieferte Schiff von insgesamt zwölf der sogenannten HMM Megamax-Klasse, die im Jahr 2018 in Auftrag gegeben worden ist. Die HMM Algeciras fährt auf der Route zwischen Asien und Nordeuropa im Dienst FE4 des Schifffahrtskonsortiums THE Alliance und wird am 7. Juni im Hamburger Hafen erwartet.

In einzelnen Seehäfen ergaben sich für das 1. Quartal 2020 die folgenden Umschlagergebnisse:
  • Busan: 5,48 Mio. TEU (+3 %)
  • Incheon: 695.700 TEU (-2 %)
  • Gwangyang: 552.600 TEU (-10 %)
  • Masan: 2.800 TEU (- 32 %)

Michael Wunderlich, stellvertretender Leiter der Hafen Hamburg Marketing Repräsentanz Shanghai