SMM Maritime Industry Report: Branche sieht Licht am Ende des Tunnels

29.11.2017 14:57 Wirtschaft

Die Hamburg Messe und Congress GmbH hat erstmals in einer groß angelegten Studie Aussteller und Besucher der Weltleitmesse der maritimen Wirtschaft nach ihrer Einschätzung der wirtschaftlichen und technologischen Entwicklung gefragt. Der SMM Maritime Industry Report zeigt, dass die Branche zuversichtlich in die Zukunft blickt – und welche Themen sie bewegen.
 
Mehr als 2.500 Teilnehmer aus 69 Ländern, der Großteil davon in führenden Positionen der maritimen Wirtschaft: Der SMM Maritime Industry Report den die Hamburg Messe & Congress GmbH (HMC) als Veranstalter der SMM gemeinsam mit dem Marktforschungsunternehmen ‚mindline‘ durchgeführt hat, zeichnet ein umfassendes Stimmungsbild der Branche. „Unsere erste umfassende Branchenstudie liefert wertvolle Impulse für die Ausrichtung der nächsten SMM im September 2018“, sagt Bernd Aufderheide, Vorsitzender der Geschäftsführung der HMC. Die maritime Wirtschaft habe zwar eine schwierige Phase durchlebt, wolle aber die Zukunft aktiv gestalten. „Wir nutzen die Ergebnisse des SMM Maritime Industry Report intensiv, um die SMM selbst, aber auch die begleitenden Fachkonferenzen noch stärker auf die Bedürfnisse der Branche auszurichten“, so der Messechef. Knapp zehn Monate vor ihrer Eröffnung ist die SMM nahezu komplett ausgebucht. „Das unterstreicht ihren Rang als Weltleitmesse und zeigt, wie hoch die Unternehmen gerade in turbulenten Zeiten die Bedeutung von persönlicher Begegnung, fachlichem Input und unmittelbar erlebtem technologischen Fortschritt einschätzen“, sagt Aufderheide.
 
Große Resonanz, hochkarätige Teilnehmer
„Wir haben Aussteller und Besucher der SMM gefragt, welche Themen sie beschäftigen und wie sie ihre wirtschaftlichen Perspektiven einschätzen“, sagt Claus Ulrich Selbach, Geschäftsbereichsleiter Maritime und Technologiemessen bei der HMC. Teilnehmer waren Akteure von Reedereien, Schiffbauunternehmen und Zulieferbetrieben aus aller Welt. Neben Einschätzungen zur wirtschaftlichen und technologischen Entwicklung wurde auch nach geplanten Investitionen gefragt. „Ich kenne weltweit keine Studie, die eine solche Breite abdeckt“, sagt Hauke Schlegel, Geschäftsführer AG Marine Equipment and Systems beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau. Das Profil der Teilnehmer bildet einen umfassenden Branchenquerschnitt ab:
• Rund drei Viertel (74 Prozent) sind SMM-Besucher, ein Viertel (24 Prozent) Aussteller.
• Knapp jeder fünfte (19 Prozent) Befragte ist bei Reedereien tätig, 13 Prozent bei einem Werftunternehmen, der Großteil (67 Prozent) bei einem Zulieferunternehmen.
• 72 Prozent der Teilnehmer bekleiden in ihrem Unternehmen eine Führungsposition, rund zwei Drittel (65 Prozent) treffen allein oder im Team Investitionsentscheidungen.

Reeder planen Investitionen
Erstmals wurde auf Basis der Umfrage-Ergebnisse der „Maritime Industry Score“ berechnet, der die Geschäftserwartungen von Reedereien, Werften und Zulieferunternehmen abbildet. „Wir wollen das Geschäftsklima künftig regelmäßig abfragen und damit mehr über die Stimmung in der Branche erfahren“, sagt Claus Ulrich Selbach. Nach einer inzwischen neun Jahre andauernden Durststrecke deuten die Ergebnisse der aktuellen Befragung auf einen gewissen Grundoptimismus in der maritimen Industrie hin, wenngleich die Akteure einen weiteren Konsolidierungsprozess in der Branche erwarten. Der „Maritime Industry Score“ erreicht insgesamt einen Wert von 54,6 Punkten, wobei die Schifffahrt mit 33,2 Punkten deutlich hinter dem Schiffbau (47,1 Punkte) und der Zulieferindustrie (61,9 Punkte) zurückbleibt. Die Zahl spiegelt das Verhältnis von positiven und negativen Wachstumserwartungen wider. Der auffällig positive Wert zeigt, dass die Branche Licht am Ende des Tunnels sieht. Hoffnung gibt es auch bei den Reedern. Offensichtlich werden die Wachstumsaussichten von einem Teil der Akteure optimistisch eingeschätzt, die Bereitschaft zu Investitionen steigt. Das macht ein Ergebnis der Umfrage deutlich: So halten es 20 Prozent der befragten Entscheidungsträger für sehr wahrscheinlich und weitere 12 Prozent für wahrscheinlich, dass sie innerhalb der kommenden zwölf Monate neue Schiffe bestellen werden. „Das ist insbesondere deshalb erstaunlich, weil der Wert weit über dem üblichen Erneuerungsbedarf der Flotte liegt“, kommentiert Dr. Max Johns, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Reeder.
 
LNG steht hoch im Kurs
Auf einem Feld herrscht für die Schifffahrtsbranche bereits akuter Handlungsbedarf: Als Folge des Inkrafttretens der Ballastwasserkonvention der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation Anfang September 2017, wollen 54 Prozent der befragten Reedereimanager ihre Schiffe mit entsprechenden Anlagen nachrüsten. 
Strengere Umweltregularien bringen auch Bewegung ins Thema Schiffsantrieb. Neben herkömmlichen Brennstoffen rückt dabei LNG immer stärker in den Fokus der Branche. Für 44 Prozent der Befragten ist Flüssigerdgas die erste Wahl, wenn sie über künftige Orders nachdenken. Auch Hybridlösungen in Kombination mit Marinediesel stehen hoch im Kurs. „An der maritimen Energiewende geht kein Weg vorbei. Die zunehmenden Bestellungen und Nachrüstungen zeigen, dass sich LNG mehr und mehr durchsetzt. Die Zukunft der emissionsarmen Schifffahrt hat längst begonnen", sagt Dr. Reinhard Lüken, Hauptgeschäftsführer des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik. Auch die Zulieferindustrie räumt LNG mit 49 Prozent die größten Chancen ein.
Ebenfalls hoch im Kurs steht das Thema „Autonome Schifffahrt“: 36 Prozent der  Reedereiverantwortlichen sehen darin die Zukunft der Handelsschifffahrt. 90 Prozent der Befürworter glauben, dass ein Einsatz unbemannter Schiffe schon in 20 Jahren zum Alltag gehören wird. „Hier hat es einen enormen Schub gegeben“, sagt VDR-Geschäftsführer Johns. Der angegebene Zeithorizont sei gemessen an der durchschnittlichen Lebensdauer eines Schiffes sehr überschaubar.
 
Studie liefert wichtige Impulse für SMM
Schon jetzt stehen die Fernüberwachung von Schiffen und der Schutz vor Cyber-Kriminalität auf der Agenda der maritimen Wirtschaft. „Die Chancen und Herausforderungen durch die Digitalisierung bewegen die Branche. Das Themenfeld wird deshalb auf der SMM 2018, unter anderem beim Maritime Future Summit, besonders im Fokus stehen“, sagt HMC-Geschäftsbereichsleiter Selbach. Neue Technologien, die helfen, Prozesse zu optimieren und die Effizienz zu steigern, sind gefragt. Entsprechend sehen 66 Prozent der Befragten aus Zulieferunternehmen „hohes oder sehr hohes“ Verkaufspotenzial für ihre Produkte im Markt. Drei von vier (74 Prozent) beobachten, dass Innovationen von ihren Kunden gut angenommen werden. Als Märkte mit dem größten Wachstumspotenzial identifizieren die befragten Zulieferer Deutschland, China und die USA. Insgesamt wurden für die Online-Befragung des SMM MIR knapp 70.000 weltweite Kontakte genutzt. Über 2.500 Teilnehmer beantworteten sämtliche Fragen. „Der Rücklauf liegt damit auf einem höheren Niveau als bei vergleichbaren Umfragen“, sagt mindline-Projektleiter Jörg Kunath. Die HMC will den SMM Maritime Industry Report künftig im Zwei-Jahres-Rhythmus durchführen, um ein kontinuierliches Bild der Branchenstimmung zu zeichnen.
 
Über die SMM
Die Weltleitmesse der maritimen Wirtschaft findet alle zwei Jahre in Hamburg statt. Mehr als 2.200 Aussteller und rund 50.000 Besucher werden vom 4. bis 7. September 2018 in der Hansestadt erwartet. Die SMM deckt die gesamte Wertschöpfungskette der maritimen Wirtschaft ab, bringt Entscheider aus allen Teilen der Welt zusammen und ist die Plattform für Innovationen. 

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