Seehäfen müssen im Bundesverkehrswegeplan angemessene Berücksichtigung finden

10.02.2015 10:50 Hinterland

Der Hamburger Hafen ist für die deutsche Wirtschaft das Tor zur Welt und übernimmt gemeinsam mit den anderen deutschen Seehäfen an der Schnittstelle Land-/Seeverkehr eine wichtige Funktion für den seeseitigen Außenhandel. Die gute wasser- und landseitige Erreichbarkeit des Hafens ist bei der Steuerung weltweiter Transportketten von größter Bedeutung. So hat sich der Hamburger Hafen, Deutschlands größter Überseehafen, für die Wirtschaft zu einer leistungsstarken Logistikdrehscheibe bei der Abfertigung weltweiter Warenströme entwickelt.

„Wenn in diesem Jahr der neue Bundesverkehrswegeplan verabschiedet wird, muss sichergestellt sein, dass vor dem Hintergrund des prognostizierten Wachstums im Güterverkehr der Erhalt und Ausbau der Verkehrswege von und zu den Seehäfen höchste Priorität erhält“, fordert Ingo Egloff, Vorstand von Hafen Hamburg Marketing e.V. Zur Sicherung der seeseitigen Erreichbarkeit ist auch die gerichtliche Entscheidung zur Durchführung der Fahrrinnenanpassung der Unter- und Außenelbe dringend in diesem Jahr erforderlich. „Wir warten mit den internationalen Reedern und Hafenkunden schon viel zu lange auf den Baubeginn“, sagt Egloff. Wie eng es mittlerweile wird, verdeutlicht die Anzahl der Anläufe von 507 besonders großen Containerschiffen in Hamburg im Jahr 2014. „Das sind rund 24 Prozent mehr Anläufe von Containerschiffen mit mehr als 10.000 TEU Stellplatzkapazität als im Vorjahr. Dass diese große Anzahl an Seeschiffen nicht einfach auf andere Häfen umzurouten ist, sollte langsam auch bei den hartnäckigsten Gegnern der Fahrrinnenanpassung erkannt werden. Von den negativen Auswirkungen auf die Umwelt, die eine Verkehrsverlagerung vom Seeschiff auf den Lkw mit sich bringen würde, ganz zu schweigen“, betont Egloff.

Das für Deutschland prognostizierte Wachstum des gesamten Güterverkehrsaufkommens für die kommenden Jahre wird durch den Anstieg der Seehafenhinterlandverkehre, die um mehr als 50 Prozent zulegen werden, entscheidend mitgeprägt. Vor diesem Hintergrund müssen aus Sicht von Egloff die Verkehrswege zu den Seehäfen ganz oben im neuen Bundesverkehrswegeplan ihren Platz finden. Für Egloff sind funktionierende und für weiteres Transportwachstum gerüstete Verkehrswege der Garant für die reibungslose Versorgung der heimischen Industrie und liegen im Interesse der gesamten Volkswirtschaft.

„Mit dem Hamburger Hafen sind rund 260.000 Arbeitsplätze, davon 110.000 außerhalb der Metropolregion Hamburg, bundesweit direkt oder indirekt verbunden. Zudem verdeutlichen die bundesweit knapp 20 Milliarden Euro an Wertschöpfung, dass die Bedeutung des Hamburger Hafens weit in das Binnenland hineinreicht“, verdeutlicht Egloff. Um Infrastrukturmaßnahmen, wie zum Beispiel den Bau der Y-Trasse, den Ausbau der A20 und der A21 zu realisieren, müssen seiner Auffassung nach die norddeutschen Bundesländer an einem Strang ziehen, um sich in Berlin mit ihren Verkehrsprojekten erfolgreich zu positionieren und auch mit anderen Verkehrsmaßnahmen Berücksichtigung im Bundesverkehrswegeplan zu finden.

Dringender Handlungsbedarf besteht aus Sicht von Egloff zum Beispiel bei der immer wieder verzögerten Erarbeitung des Gesamtkonzeptes Elbe, das nach aktuellen Informationen mittlerweile auf 2017 vertagt ist. „Es kann nicht sein, dass Binnenschifffahrt in unserem Land nur noch auf dem Rhein und im Westen der Republik stattfindet und mit der Mittel- und Oberelbe eine Wasserstraße unberücksichtigt und unterentwickelt bleibt. Wir können es uns nicht leisten, die vorhandene Verkehrsinfrastruktur, die zur Bewältigung der steigenden Transportmengen nutzbar wäre, komplett zu vernachlässigen und bei der Verkehrswegeplanung außen vor zu lassen. Die Kategorisierung der Elbe und ihres angrenzenden Fluss- und Kanalsystems sowie die Fortführung erforderlicher Unterhaltungs- und Ausbaumaßnahmen müssen auf die Agenda, damit die Häfen entlang der Elbe auch ihre Funktion als multimodale Umschlagplätze für unsere Wirtschaft erfüllen können“, fordert deshalb Egloff.

Auch Verlagerungen von Transportketten unter Einbeziehung des Binnenschiffs sind nach Ansicht von Egloff nur realisierbar, wenn die Elbe endlich an mindestens 345 Tagen eine mittlere Fahrrinnentiefe von 1,60 Meter bietet. Heute liegt die Fahrrinnentiefe der Mittel- und Oberelbe auf acht von neun Elbeabschnitten noch nicht bei der vom Bund zugesagten Tiefe von 1,60 Meter, sondern nur zwischen 1,18 und 1,38 Meter. „Das ist zur Abwicklung regelmäßiger Binnenschiffsverkehre nicht ausreichend“, kritisiert Egloff. Der Hafen Hamburg Marketing Vorstand setzt sich mit seiner Organisation und deren Mitgliedsunternehmen für die Erstellung eines Gesamtkonzeptes Elbe ein und begrüßt grundsätzlich auch den darin angestrebten Ausgleich von ökonomischen und ökologischen Interessen.

Binnenschiffsverkehr im Hamburger Hafen