Maklerverband wählt neuen Vorstand

10.05.2022 09:37 Schifffahrt

„Endlich wieder die Kolleginnen und Kollegen persönlich ohne Maske treffen, schöner kann eine Mitgliederversammlung nicht beginnen,“ so begrüßte der ZVDS-Vorsitzende Christian Koopmann (Peter W. Lampke) die angereisten Mitglieder. Zwar hätten sich alle recht schnell an die neuen Arbeitsweisen per Video-Call im Homeoffice gewöhnt, aber nichts ersetze das direkte Miteinander und das persönliche Gespräch. Koopmann weiter: „Vor diesem Hintergrund freut es mich wirklich sehr, ein paar Stunden mit den Kollegen und Kolleginnen zu verbringen. Und vielleicht wird heute so manches Verbandsthema kürzer abgehandelt, um mehr Zeit für das Gespräch zu haben. Es gibt erheblichen Nachholbedarf.“

Die Verbandsarbeit im letzten Jahr stand ganz unter dem Eindruck der COVID-Pandemie. Koopmann hierzu: „2021 wird uns allen als ein besonderes Jahr in Erinnerung bleiben, das von Extremen in jede Richtung geprägt war. Während in einigen Segmenten sehr gut verdient wurde, kamen die Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-Pandemie in anderen Bereichen, wie z.B. der Kreuzfahrt, fast einem Berufsverbot gleich, was Reedereien wie Dienstleis-ter gleichermaßen traf. Es wäre daher unangemessen, wenn man unterstellen würde, das vergangene Jahr war für alle in der Industrie ein wirtschaftlich erfolgreiches. Zudem wird in der öffentlichen Diskussion immer gern vergessen, dass die Unterbrechungen in den Lieferketten ein erhebliches Mehr an Arbeit bedeutet. Diese Situation war für viele unserer Mitglie-der nicht immer vergnügungssteuerpflichtig, zumal nicht jedes Kundengespräch immer erfreulich war. Aber gerade für die Kundenseite stehen erhebliche Umbrüche an. So hat die Digitalisierung in der COVID-Zeit enorme Schritte gemacht und wird vielfach dazu führen, dass Intermediäre nur noch eingeschränkt benötigt werden. Diese Entwicklung haben wir Agenten schon vor einigen Jahren schmerzlich zu spüren bekommen, nun sind es vor allem die Spediteure. Ich hoffe, dass möglichst vielen der Anpassungsprozess erfolgreich gelingt. Trotz aller digitalen Strukturen benötigen wir weiterhin gut ausgebildete Schifffahrtskaufleute, um unsere Prozesse reibungslos organisieren zu können. Es schmerzt mich daher ungemein, dass wir im letzten Jahr mit gerade 170 neuen Ausbildungsverträgen einen neuen Negativrekord erreicht haben. Ich denke, wir wären alle gut beraten, wenn wir im nächsten Jahr wieder vermehrt für eine Ausbildung in der Schifffahrt werben. Davon profitieren wir alle. Als Verband werden wir uns gemeinsam mit dem Deutschen Maritimen Zentrum verstärkt um dieses Thema kümmern. Aber damit nicht genug, denn es zeigt sich bereits jetzt, dass auch das Jahr 2022 einige Herausforderungen an uns stellen wird. Die anhaltenden Engpässe in den US-Häfen und Produktionsunterbrechungen aufgrund von Lockdownmaßnahmen in Chinas Provinzen sorgen immer wieder für Wartezeiten in und vor den Häfen. Dies bindet Leercontainer und sorgt für die Stornierung von Schiffsabfahrten. Diese Situation hat aufgrund der hohen Anzahl von Krankmeldungen bei den Umschlagsbetrieben in den deutschen und europäischen Häfen eine weitere Zuspitzung erfahren, die zu einem spürbaren Einbruch der Pro-duktivität geführt hat. Wenn die nächsten Wochen, die aufgrund des Einbruchs der Exporte aus China für einige Entspannung sorgen, nicht für die Bereinigung der hiesigen Engpässe genutzt werden, droht ab dem Sommer die vollständige Kalifornisierung der europäischen Häfen.“

Koopmann bedankte sich im Namen des ZVDS auch bei den Seemannsmissionen und den vielen anderen Ehrenamtlichen in den verschiedenen Hilfsorganisationen. Dank dieser engen Kooperation mit den Agenten in den Häfen konnten dringend benötigte Impfungen für ausländische Seeleute organisiert werden.

Bei den turnusgemäßen Wahlen trat Christian Koopmann nicht mehr für das Amt des Vorsitzenden an. Die Mitgliederversammlung wählte Jens B. Knudsen (Sartori & Berger) einstimmig zum Vorsitzenden. Hierzu Knudsen: „Ich freue mich auf diese Aufgabe und möchte mit einem großen Dank an Christian Koopmann beginnen, der den ZVDS durch schwierige Jahre der Branche geführt hat, und dem es gelungen ist, den Verband trotz aller Veränderungen im Berufsbild und Unternehmenskonsolidierungen zusammenzuhalten. Wir sehen es ja an anderen Verbänden, das ist keinesfalls selbstverständlich.“ Knudsen erinnerte daran, dass ab dem Jahr 2009 viele Unternehmen in der maritimen Branche vor enorme Herausforderungen gestellt wurden. „Heute scheinen viele Beteiligte in Politik und der Verwaltung diese schwierigen Jahre vergessen zu haben aber unsere exportorientierte und umweltbewusste deutsche Industrie ist auf funktionsfähige und effiziente Schifffahrt, Seehäfen und deren Hinterlandanbindungen angewiesen. Deshalb müssen die Wettbewerbsnachteile der Schifffahrt im Vergleich zu den anderen Verkehrsträgern weiter abgebaut, Infrastrukturthemen priorisiert sowie die Zukunftsfähigkeit der Schifffahrt sichergestellt werden.“ Knudsen weiter: „Leider haben uns der kriegerische Konflikt in der Ukraine sowie die Sanktionen nochmals deutlich gemacht, wie verletzlich sichergeglaubte Lieferketten sind. Wir müssen feststellen, dass die seewärtigen Zufahrten und Hinterlandanbindungen der Häfen nur eingeschränkt nutzbar sind, da Wasserstraßen viele Jahre vernachlässigt wurden. Die aktuelle Diskussion um den Import von LNG, Kohle und Öl zeigt deutlich, dass wir moderne Terminals, konstante Wassertiefen und ein leistungsfähiges Wasserstraßennetz benötigen. Hierzu gehören auch der Nord-Ostsee-Kanal sowie das Binnenwasserstraßennetz in Ostdeutschland. Wenn wir schon jetzt eine erste Lehre aus der aktuellen Situation ziehen, so doch die, dass die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) zeitnah mit den nötigen Personal- und Finanzressourcen ausgestat-tet werden muss, um die Wasserstraßen in einen betriebsfähigen Zustand zu versetzen.“

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