Initiative Kiel-Canal zur NOK-Halbjahresbilanz: "Warnsignale bei der Verkehrsentwicklung nicht übersehen!"

21.08.2014 16:36

Zurückhaltend beurteilt die Initiative Kiel-Canal e.V. die am Freitag vorgestellte Halbjahresbilanz des Nord-Ostsee-Kanals. Die rückläufigen Passagezahlen im Transitverkehr zeigen die Notwendigkeit eines raschen Modernisierungsprogramms.

16.266 Schiffe mit fast 50 Millionen Tonnen Ladung haben den Nord-Ostsee-Kanal in der ersten Jahreshälfte 2014 passiert, das Gesamtverkehrsvolumen ist damit um 2,6 Prozent gestiegen. Dies geht aus Zahlen der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt hervor.

"Auf den ersten Blick sieht dies nach einer Erfolgsbilanz aus, die Schattenseiten werden erst bei genauerem Hinsehen deutlich", kommentiert Jens Broder Knudsen, Vorsitzender der Initiative Kiel-Canal e.V., die aktuellen Zahlen. Besondere Sorgen bereiten ihm die Rückgänge bei der Anzahl im Transit passierenden Schiffe. "Der Durchgangsverkehr hat um 0,2% abgenommen, und dies, obwohl es anders als im ersten Halbjahr 2013 keine längerfristigen Einschränkungen im Kanalbetrieb gab“. Damals kam es im Februar zunächst zu einem Warnstreik des Schleusenpersonals, im März waren dann die Großen Schleusen in Brunsbüttel gut eine Woche außer Betrieb. „So etwas hatten wir dieses Jahr nicht, man hätte also eher mit einem leichten Anstieg der Passagen rechnen können", so Knudsen.

Die Zuwächse im Teilstreckenverkehr – er stieg um 12,1% an – sind nach Auffassung der Initiative Kiel-Canal e.V. zwar erfreulich, sagen aber über die Wettbewerbsfähigkeit des Nord-Ostsee-Kanals wenig aus. Jens B. Knudsen: "Vereinfacht ausgedrückt haben die Ladungsbeförderer hier keine Alternative zum Kanal. Es soll ja Ladung von und zu Häfen befördert werden, die am Kanal liegen und nur über ihn erschlossen sind. Im Transitverkehr haben die Reeder dagegen mit dem Seeweg um Skagen eine echte Alternative, hier steht der Kanal tatsächlich im direkten Wettbewerb". Ernüchternd fällt auch ein Vergleich mit den Passagezahlen aus dem Jahr 2012 aus: Seinerzeit passierten in der ersten Jahreshälfte mehr als 17.300 Schiffe den Kanal. 2014 waren es rund 1.000 Schiffe weniger.

"Wir stellen die positiven Trends nicht in Abrede", betont Jens Broder Knudsen, "die Ladungsmenge im Transitverkehr hat um 1,8% zugenommen, die Schiffe sind deutlich besser ausgelastet". Man dürfe jedoch auch die Warnsignale nicht ignorieren: "Wir wissen, dass sich einige Kunden nach den Ausfällen der vergangenen Jahre nicht mehr auf den Nord-Ostsee-Kanal verlassen und stattdessen um Skagen fahren. Und dies ist an den Transitpassagen inzwischen eben auch statistisch abzulesen".

Um die Wettbewerbsfähigkeit des Kanals nachhaltig zu sichern, fordert die Initiative Kiel-Canal eine zügige Umsetzung des Baus der fünften Schleuse in Brunsbüttel sowie der Oststreckenanpassung vor Kiel. Außerdem plädiert sie für eine deutliche Aufstockung des Fachpersonals bei den für diese Maßnahmen zuständigen Ämtern. "Wir brauchen klare Signale an die Kanalkunden", ist Jens B. Knudsen überzeugt. Die Feederschifffahrt als Hauptkundengruppen plane deutlich größere Neubauten. "Die strategische Entscheidung darüber, ob diese Schiffe durch den Nord-Ostsee-Kanal fahren oder den energie- und emissionsintensiveren Weg um Skagen wählen, wird in den kommenden Jahren fallen", so Knudsen.

Die Initiative Kiel-Canal e.V. wurde Ende 2012 als Interessenvertretung für einen leistungs- und zukunftsfähigen Nord-Ostsee-Kanal gegründet. Sie versteht sich insbesondere als Stimme der Kunden und Dienstleister der meistbefahrenen künstlichen Wasserstraße weltweit. Zu den aktuell rund 50 Mitgliedern zählen daneben auch Handelskammern, Verbände, Gebietskörperschaften und Einzelpersonen.

Ansprechpartner:

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