Für die bayerische Industrie ist der Hamburger Hafen das Tor zur Welt

16.10.2014 11:19 Hinterland

Der Hamburger Hafen ist der wichtigste Umschlagplatz für den Ex- und Import von Waren aus und nach Bayern. Rund 52 Prozent des gesamten Überseehandels des Bundeslandes gehen über den Elbehafen. Von den in Hamburg in 2013 insgesamt umgeschlagenen 9,3 Mio. Standardcontainern wurden 720.000 aus bzw. nach Bayern transportiert. Für die stark exportorientierte Wirtschaft des Freistaats sind die geographische Nähe und die sehr gute Verkehrsanbindung zwischen Deutschlands größtem Seehafen und den Wirtschaftsunternehmen in der Region von besonderer Bedeutung.

Auf der Fachklausur der „ARGE GVZ in Bayern“ im oberfränkischen Hof am 14. Oktober 2014 erläuterte Ingo Egloff, Vorstand von Hafen Hamburg Marketing e.V. (HHM), als Gastreferent die sehr guten Verkehrs- und Handelsbeziehungen zwischen dem Hamburger Hafen und Bayern. „Bayern ist von den deutschen Bundesländern der größte Kunde des Hamburger Hafens und partizipiert erheblich an der Wertschöpfung, die der Hamburger Hafen generiert. In einer Untersuchung der OECD von 2012 wurde festgestellt, dass von jedem Euro, der im Hamburger Hafen verdient wird, 12 Cent nach Bayern gehen.“

Die Teilnehmer der Fachklausur aus der bayerischen Industrie, Transport- und Logistikwirtschaft interessierten sich besonders für die Ausbaumaßnahmen der Elbe und die Leistungsfähigkeit und Verkehrsinfrastruktur des Hamburger Hafens. Ingo Egloff sagte hierzu: „Hamburg nimmt als größter deutscher Seehafen in erheblichem Maße nationale Aufgaben wahr und somit ist der Ausbau der Elbe und des Hafenhinterlandverkehrs für die gesamte Bundesrepublik und die europäischen Nachbarn von großer Bedeutung. Die bereits sehr guten Schienenanbindungen

Bayerns an den Hamburger Hafen gilt es weiter zu verbessern. Vordringliches Projekt ist dabei der Ausbau des Ostkorridors über Lüneburg-Stendal-Magdeburg-Erfurt-Hof-Regensburg bis Passau.“ Im ersten Bauabschnitt dieser Maßnahme wurde die Strecke zwischen Hamburg und Lüneburg um ein drittes Gleis erweitert und im Juli in Betrieb genommen. Die Kapazität für Güterzüge auf dieser Strecke wurde dadurch erhöht und entlastet die stark befahrene Trasse zwischen Hannover und Hamburg.

Hamburg ist der größte Eisenbahnhafen Europas. Zwischen den Elbehafen- und den Inlandterminals in Bayern verkehren wöchentlich 216 Containerzüge. Der Standort Hof beispielsweise ist durch acht bis neun Güterzugverbindungen wöchentlich mit Hamburg verbunden. Die Hamburg Port Authority hat in den letzten Jahren über 300 Mio. € in die Erneuerung und den Ausbau der Hafenbahn investiert, unter anderem in die Erneuerung der Kattwyk- und der Rethehubbrücke, die für den Verkehr innerhalb des Hafens und aus dem Hafen heraus große Bedeutung haben. Ergänzend sagte Ingo Egloff: „Wir werden zukünftig die Anzahl der Ganzzugverbindungen erhöhen müssen. Das erfordert erhebliche Investitionen auch im Binnenland. Ziel ist, die Containerzüge zwischen den Inlands- und Hafenterminals im Shuttleverkehr einsetzen zu können. Die Angleichung und Abstimmung der IT-Systeme der Terminals, Seereedereien und Eisenbahnunternehmen, Speditionen und Binnenschiffsunternehmen muss das Ziel sein. Sonst sind wir nicht in der Lage, die wachsenden Gütermengen einigermaßen umweltverträglich und zügig zu bewältigen. Wir arbeiten daran.“

Die Teilnehmer der Fachklausur und des vorangegangenen Abendempfangs anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der „ARGE GVZ in Bayern“ im Theater in Hof nutzten diesen Rahmen, um sich mit den Vertretern aus Hamburg intensiv auszutauschen. Jürgen Behrens, Leiter der HHM-Repräsentanz Deutschland-Süd: „In Gesprächen mit den Kunden des Hamburger Hafens aus Industrie, Handel und den Transportunternehmen aus Bayern zeigt sich, dass man dort weiterhin auf die sehr guten Schienenanbindungen zwischen dem Hamburger Hafen und den Güterverkehrszentren in der Region setzt, da diese sich seit Jahren durch Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit bewähren.“

Henry Schwittai, Leiter Marketing und Verkauf des Hofer GVZ-Terminalbetreibers Contargo Network Logistics GmbH, betont ebenfalls die guten Beziehungen zwischen Hamburg und Bayern: „Die Region Oberfranken verfügt über sehr gute Schienenanbindungen zu und von den deutschen Seehäfen, speziell Hamburg. Das GVZ und der Umschlagterminal Hof spielen dabei zweifelsfrei eine Schlüsselrolle im Container-Hinterlandverkehr des Hamburger Hafens.“

Ingo Egloff erläuterte in seinem Vortrag auch die Bedeutung der Entscheidung des Bundesverwaltungs-gerichts in Leipzig vom 2. Oktober zur Fahrrinnenanpassung der Elbe. „Das Gericht hat ausgeführt, dass der Planfeststellungsbeschluss zwar Mängel beinhaltet, aber diese nicht zu seiner Aufhebung führt, sondern dass nachgebessert werden muss. Wir gehen daher davon aus, dass es mit Verzögerung zu den Maßnahmen kommen wird. Wir hätten uns auch gewünscht, dass es zu einer schnelleren Entscheidung kommt. Insgesamt stellt sich aber die Frage, was im Planungsrecht in Deutschland geändert werden muss, damit große Infrastrukturprojekte in diesem Land überhaupt noch realisiert werden können“.

Der Hamburger Hafen wird bereits jetzt schon von außergewöhnlich großen Schiffen mit einer Länge von über 330 Metern und/oder einer Breite von 45 Metern angelaufen. Im Juli wurde der erste Liegeplatz für 18.000-TEU-Schiffe eröffnet. „Wir werden zukünftig mit Hilfe von IT-gesteuerter Technik dafür sorgen müssen, dass Verkehre effizienter zu den Seehäfen gelangen können. Die LKW und die Züge zeitlich abgestimmt zu den Schiffsankünften auf das Terminal zu steuern, ist unsere Herausforderung. Daran wird in Hamburg im Rahmen des Projekts „smartPORT logistics“ der Hamburg Port Authority gearbeitet“, führte Ingo Egloff weiter aus. Das dafür entwickelte intermodale Port Traffic Center für den Schiffs-, Bahn- und Straßenverkehr bildet die Grundlage, um die Verkehrsströme künftig miteinander zu vernetzen.

 

Das Güterverkehrszentrum in Hof