Erfolgreicher Abschluss: Amber Coast Logistics überreicht Empfehlungen an Politik

28.02.2014 13:21

„Transport- und Logistikstrategien nicht nur mit Blick auf eigene Länderinteressen planen“

Mit der Übergabe der in einem Abschlussbericht zusammengefassten Handlungsempfehlungen wurde das internationale Logistikprojekt Amber Coast Logistics (ACL) gestern in Hamburg offiziell abgeschlossen. ACL-Projektleiterin Marina Rimpo von Hafen Hamburg Marketing e.V. (HHM) übergab den Bericht auf der Abschlusskonferenz unter anderem an Uwe Beckmeyer, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie und Koordinator der deutschen Bundesregierung für die maritime Wirtschaft.

„ACL hat gezeigt, wie wichtig es ist, nationale Transport- und Logistikstrategien nicht nur mit Blick auf die eigenen Länderinteressen zu planen. Hier ist auch die Politik gefordert“, appellierte Rimpo. Neben Beckmeyer waren Andreas Rieckhof, Hamburger Staatsrat der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, sowie James Pond, Chefberater für den TEN-T-Korridor „North Sea-Baltic“ der Europäischen Kommission, die ersten Empfänger der Handlungsempfehlungen. „Wir hoffen, dass Sie die Ergebnisse, die wir im Rahmen von ACL erarbeitet haben, bei Ihrer weiteren politischen Arbeit berücksichtigen werden“, so Rimpo weiter.

Südliche und östliche Ostseeregion im Fokus

Nach rund zweieinhalb Jahren Laufzeit ging ACL mit der Konferenz „Herausforderungen, Konzepte und Empfehlungen – der Transport- und Logistiksektor in der Ostseeregion“ erfolgreich zu Ende. Rund 120 internationale Experten aus Politik und Wirtschaft nahmen an der hochkarätig besetzten Veranstaltung teil, die von HHM, dem Lead Partner des Projektes, organisiert wurde.

HHM hatte das Ostseeprojekt im Oktober 2011 initiiert. 30 Monate arbeiteten 18 Projektpartner aus Polen, Litauen, Lettland, Belarus und Deutschland, darunter Repräsentanten von Häfen, Logistikstandorten, Behörden und Forschungsinstituten, Hand in Hand. Ihr Ziel: Multimodale Transportverbindungen in der südlichen und östlichen Ostseeregion fördern, um insbesondere ländliche Regionen besser an die bestehenden Transportkorridore anzuschließen.

Einklang mit der neuen TEN-T Core Network Policy

"Das Projekt Amber Coast Logistics ist ein gutes Beispiel dafür, wie die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den Ostsee-Anrainerstaaten gestärkt werden können. Durch die Vernetzung der Logistikketten rücken die Länder Ost- und Westeuropas noch näher zusammen. Das wird den europäischen Wirtschaftsraum weiter stärken", bestätigte Beckmeyer die Wichtigkeit von ACL.

Den Stellenwert des Projektes im Kontext der Transportstrategie der Europäischen Kommission betonte James Pond in seiner Eröffnungsrede: „Die Ziele von ACL stehen im Einklang mit der neuen TEN-T Core Network Policy “, so Pond. Eine der wichtigsten Aufgaben von ACL sei es gewesen, das

Hinterland in der südlichen und östlichen Ostseeregion, insbesondere Belarus, besser an bestehende Transportkorridore anzubinden. Dies sei auch eine der großen Herausforderungen beim Aufbau der Core Network-Korridore.

49.500 Tage Wartezeit an Grenzübergängen

Einer der prominenten Redner in der ersten Themen-Session der Konferenz war Kurt Bodewig, Bundesminister a.D., Vorstandsvorsitzender des ACL-Projektpartners Baltic Sea Forum sowie Maritimer Botschafter der Europäischen Kommission und Vorsitzender der von der Bundesregierung initiierten Kommission für nachhaltige Verkehrsinfrastrukturfinanzierung. „Deutschland verfügt über eine funktionierende Infrastruktur, aber auch die ist in die Jahre gekommen“, so Bodewig.

Einen lebhaften Bericht aus der Praxis lieferte Leif Pedersen, Inhaber und Geschäftsführer des dänischen Logistikunternehmens ICT Logistics. ICT hat sich unter anderem auf Transporte in die Ostseeregion spezialisiert. Seine Fahrer werden täglich mit verschiedenen Problemen konfrontiert, die die Transporte Zeit- und Kostenintensiv machen, darunter lange Wartezeiten an Grenzübergängen und die Dauer der Zollabfertigung – ein Problem, das auch in mehreren Projektstudien analysiert wurde. „Die Wartezeit unserer Fahrer an Grenzübergängen bei Ost-West-Verkehren und umgekehrt innerhalb eines Jahres summiert sich auf 49.500 Tage – und das ist nicht übertrieben“, berichtete Pedersen. „Damit schmeißen wir das Geld aus dem Fenster raus.“

„Wir müssen vor allem organisatorische Hürden beseitigen“

In der zweiten Session berichtete Sergey Bogdanovich, stellvertretender Direktor für multimodale Transporte beim russischen Logistikunternehmen Krafttrans, über „West-Ost-Transporte zwischen EU- und Nicht-EU-Ländern“. Er hob die positive Entwicklung des belarussischen Transport- und Logistiksektors hervor: „2012 verzeichnete Belarus rund 1,5 Millionen Transitverkehre. Gegenüber 2011 entspricht das einer Steigerung von rund zehn Prozent.“

ACL ist eines der wenigen Projekte mit Beteiligung belarussischer Partner, dem Verband Belarusian Association of International Forwarders (BAIF), dem Forschungsinstitut Scientific and Technological Park BNTU – „Polytechnic“ sowie dem Wirtschaftsinstitut der belarussischen Staatsuniversität School of Business and Management of Technology BSU.

In der abschließenden Podiumsdiskussion betonten die Redner einmal mehr, wie wichtig es sei, miteinander in den Dialog zu treten. „Wir müssen nicht nur technische oder infrastrukturelle, sondern vor allem organisatorische Hürden beseitigen, um den Ausbau eines transnationalen Transportsektors in der Ostseeregion zu fördern“, so Mindaugas Butnorius, Leiter Logistikprojekte bei JSC Lithuanian Railways.

Laut Ákos Érsek, Komunikations- und Strategieberater beim Verband International Union for Road-Rail Combined Transport, müsse die Wirtschaft mehr integriert werden: „Das Thema Transporte war zu lange der Spielplatz von Politikern.“

Am Ende der Konferenz wies Axel Mattern, Vorstand bei HHM, noch einmal auf die kurz zuvor bekannt gegebenen Jahresumschlagergebnisse des Hamburger Hafen hin: „2013 erzielten wir im Hamburger Hafen einen Gesamtumschlag von 139 Millionen Tonnen. Das entspricht einem Wachstum von 6,2 Prozent, das vor allem auch auf die zunehmenden Transhipmentverkehre in die Ostseeregion zurückzuführen ist. Schon allein, um diese Entwicklung auch für die Zukunft zu sichern, werden wir weiterhin daran arbeiten, Kooperationen und Marketingaktivitäten zum Nutzen von Verladern und der Transportwirtschaft in der Ostseeregion zu stärken.“

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse und Empfehlungen von ACL finden Sie in der Abschlussbroschüre auf www.ambercoastlogistics.eu

Amber Coast Logistics:

19 Projektpartner aus Weißrussland, Dänemark, Deutschland, Lettland, Litauen und Polen sowie 25 assoziierte Partner haben sich im Rahmen des internationalen, EU-geförderten Projektes Amber Coast Logistics zusammengeschlossen, um das vorhandene Potential des Transport- und Logistiksektors in der südlichen und östlichen Ostseeregion zu stärken und zu nutzen.

Oberstes Ziel von Amber Coast Logistics ist es, den Aufbau multimodaler Logistikzentren in der südlichen und östlichen Ostseeregion zu unterstützen und dadurch die Erreichbarkeit entlegener Gebiete zu verbessern.

Weitere Informationen zum Projekt unter www.ambercoastlogistics.eu

 

 

Überreichung des Abschlussberichts