Deutsche Hafenwirtschaft erwartet ambitionierte Hafenpolitik

15.11.2023 11:40 Wirtschaft

  • Seehäfen unter global schwierigen Bedingungen flexibel und zuverlässig
  • Forderung nach stärkerem Engagement des Bundes
  • ZDS-Präsidentin Titzrath: „Häfen unverzichtbar für Deutschland und Europa“

Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) hat anlässlich seiner Jahrespressekonferenz für eine entschiedene deutsche Hafenpolitik plädiert. Die globalen Krisen und deren konjunkturellen Auswirkungen belasten das aktuelle Umschlaggeschäft. Zugleich hat die Hafenwirtschaft große Transformationsaufgaben zu bewältigen.

Schwache Konjunktur wirkt sich auf Hafenumschlag aus

Die konjunkturell schwierige Lage, die Inflation sowie geopolitische Krisen schlagen sich unmittelbar auf den Umschlag in den Häfen nieder. So ging der Umschlag in den deutschen Seehäfen in einem ähnlichen Maße wie im europäischen Ausland zurück. Die Energieimporte nahmen in Folge der Sanktionierung Russlands deutlich zu.

Angela Titzrath, Präsidentin des ZDS: „Die Hafenwirtschaft hat enorme Bedeutung für das Land. National betrachtet ist sie eine wesentliche Säule der deutschen Industrie- und Exportwirtschaft. Sinkende Konsumnachfrage und dadurch zurückgehende Produktion in der Industrie wird in den Seehäfen oft mit zuerst sichtbar. Der Blick auf die Seehäfen in unseren Nachbarländern zeigt, dass wir es hier primär mit globalen Problemen zu tun haben. Nichtdestotrotz trifft diese Phase der konjunkturellen Schwäche unsere Branche zur Unzeit. Wir müssen wichtige Transformationsprozesse stemmen, vor allem bei der Digitalisierung und Automatisierung sowie bei der Umstellung auf klimafreundliche Antriebe. In den genannten Transformationsprozessen aber auch bei neuen Aufgaben der Häfen, speziell bei der Energieversorgung, stehen wir vor einer wichtigen Phase.“

Hohe Erwartungen an Nationale Hafenstrategie

Große Erwartungen hat die deutsche Hafenwirtschaft an die kommende Nationale Hafenstrategie der Bundesregierung.

ZDS-Präsidentin Titzrath: „Der Kanzler hat auf der Nationalen Maritimen Konferenz klar gemacht, wie wichtig gerade die Seehäfen sind und dass diese in den vergangenen Jahren politisch vernachlässigt wurden. Der Vizekanzler hat die Bedeutung der Häfen beim Erreichen der Ziele im Klimaschutz und im Ausbau der erneuerbaren Energien betont. Die Nationale Hafenstrategie muss sich daran messen lassen. Die Debatte um die Finanzierung der Seehäfen ist dabei aber bezeichnend. Der Bund muss zu seiner Verantwortung stehen – so, wie im Koalitionsvertrag und auf der Konferenz angekündigt. Dazu ist eine schnelle Einigung zum Hafenlastenausgleich unabdingbar. Sollte dieses Minimalziel nicht erreicht werden, ist kaum vorstellbar, wie eine Nationale Hafenstrategie den Erwartungen gerecht werden kann.“

Energiewende und Verkehrsinfrastruktur zentrale Handlungsfelder

Großer Handlungsbedarf besteht nach Ansicht des ZDS auch bei der Rolle der Häfen in der Energiewende.

ZDS-Präsidentin Angela Titzrath: „Für das Erreichen der Ausbauziele in der Windenergie fehlt es hierzulande in den Häfen an Umschlagkapazitäten. Die Turbinen und Bauteile sind größer und schwerer geworden, die Hafenflächen sind aber nicht mitgewachsen. Wir schlagen deshalb vor, hier auch die enormen Erlöse aus der Ausschreibung von Offshore-Windparks für den Ausbau geeigneter Flächen zu nutzen.“

Handlungsbedarf sieht die deutsche Hafenwirtschaft auch bei der Verkehrsinfrastruktur.

ZDS-Präsidentin Angela Titzrath: „Die jahrzehntelange und teilweise auch weiter anhaltende Unterfinanzierung macht sich bei allen Verkehrsträgern bemerkbar. Wir erwarten eine auskömmliche personelle und finanzielle Ausstattung, um die Verkehrswege in einem guten Zustand zu halten. Es bedarf aber auch eines Ausbaus, gerade bei der Bahn, die mehr Güter von der Straße aufnehmen soll. Für uns als Seehafenbetriebe liegt hier der Fokus auf dem Flaschenhals zwischen Hamburg und Hannover. Alle Beteiligten sollten sich dringend auf einen Kompromiss zur Viergleisigkeit im Sinne der übergeordneten Ausbauziele verständigen. Eine weitere Verzögerung oder auch ein Beharren auf dem überholten Minimalkonsens der Dreigleisigkeit schadet der deutschen Hafenwirtschaft nachhaltig.“

ZDS sieht Energiewende und Infrastruktur als drängendste Handlungsfelder der deutschen Hafenpolitik.

Pressekontakt

ZDS Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe e.V.

Leonard Kuntscher

Tel.: +49 40 88 365 78 78

E-Mail: leonard.kuntscher@zds-seehaefen.de