Breite Allianz: Gewerkschaften, Industrie und Politik stärken gemeinsam Industrie- und Hafenstandort Brunsbüttel

08.06.2015 16:02 Schifffahrt

Erstes Industriepolitisches Forum zur Standortförderung:  ChemCoast Park Brunsbüttel, DGB Nord und Landesregierung gemeinsam für Gute Arbeit, Infrastruktur und Energieversorgung

 
Gute Arbeit, eine nachhaltige Energieversorgung und eine moderne Infrastruktur mit ausgebauten Wasserwegen sollen die Industrie im Norden stark machen und ein nachhaltig verträgliches Wachstum fördern: Die Werkleiterrunde des ChemCoast Park Brunsbüttel und die Gewerkschaften des DGB Nord haben sich heute zur ersten Industriepolitischen Zukunftskonferenz in Brunsbüttel getroffen. Gemeinsam mit der Landesregierung Schleswig-Holsteins, vertreten durch Ministerpräsident Torsten Albig und Wirtschaftsminister Reinhard Meyer, veranstalteten sie ein Forum für den Standortausbau und die nachhaltige Stärkung der Industrie. Dieser Dialogprozess zur öffentlichen Wahrnehmung und Förderung des Industrie- und Hafenstandortes Brunsbüttel legt den Grundstein für die langfristige Zusammenarbeit zwischen Gewerkschaften und Unternehmen – eine neue und breite Allianz für Industrie und Gute Arbeit im Norden.
 
Arbeitgeber, Gewerkschaften und Politik ziehen an einem Strang für die aktive Entwicklung der Industrieregion Brunsbüttel und definieren als eines der wesentlichen Kernthemen die Infrastruktur mit einer zukunftsfähigen Hafenhinterlandanbindung. Thema des Forums sind neben den erforderlichen Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssituation die Möglichkeiten ihrer Finanzierung. Torsten Albig, Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein: „Die Landesregierung bekennt sich zum Industriestandort Brunsbüttel. Wir brauchen zukunftsträchtige Ansätze, um ihn langfristig wettbewerbsfähig zu halten und weiterzuentwickeln. Auch im Rahmen unserer industriepolitischen Strategie für Schleswig-Holstein, die wir mit allen beteiligten Akteuren entwickeln wollen, werden wir den Industrieraum Brunsbüttel besonders in den Fokus nehmen. Der Wirtschaftsminister hat mit dem neuen Industriereferat und der Neubesetzung des Brunsbüttel-Beauftragten die organisatorischen Weichen gestellt und wird im Spätherbst zu einem industriepolitischen Kongress einladen.“
 
Der ChemCoastPark Brunsbüttel ist das größte Industriegebiet in Schleswig-Holstein. Chemie- und Mineralölwirtschaft, Energieerzeuger, Logistiker, Häfen und weitere Industriezweige leisten hier einen entscheidenden Beitrag zur Wertschöpfung des Landes und für Norddeutschland. Mehr als 12.500 Arbeitsplätze in der Region werden von den dortigen Unternehmen beeinflusst, mehr als 4.000 davon direkt in Brunsbüttel.
 
Die nachhaltige Modernisierung der Industrie, die Beschäftigungssicherung und Umsetzung Guter Arbeit in den Unternehmen, die Energiewende sowie die Überwindung der Ländergrenzen im Bereich der Industrieförderung und eine abgestimmte Industriepolitik der norddeutschen Bundesländer werden bestimmende Größen der künftigen Entwicklung auch am Standort Brunsbüttel sein. Uwe Polkaehn, Vorsitzender DGB Nord: „Ohne Industrie kein Wohlstand, ohne Gute Arbeit kein Fortschritt, an dem alle teilhaben: Mit dem Industriepark Brunsbüttel sind zumeist gesicherte Arbeitsplätze mit guten Arbeitsbedingungen und Einkommen verbunden. Das ist in der Region in diesem Ausmaß einzigartig und lässt sich nur mit fairen Arbeitsbedingungen mit guten Tarifverträgen und modernen Mitbestimmungsrechten erreichen. Nur so wird es auch zukünftig den Unternehmen am Standort gelingen, ausreichend Fachkräfte als Träger von Wertschöpfung und Innovationen zu gewinnen. Gezielte Maßnahmen zur Standortförderung verbunden mit Guter Arbeit decken sich folglich mit unseren Zielen.
 
Dass Energiegewinnung aus Erneuerbaren Energien und die Anforderungen der energieintensiven Industrie zusammenpassen, dafür kann Brunsbüttel ein Laboratorium sein. Wie Energie- und Ressourceneffizienz auch in den Betrieben umzusetzen sind, wie der Energieeinsatz durch Erzeugungs- und Lastmanagement klug gesteuert werden kann und wie neue Netz- und Speichertechnologien einzusetzen sind – all dies sind Fragen, die auch für Beschäftigte von zentraler Bedeutung sind.
 
Angesichts der Gütertransporte auf der Straße hat der Ausbau der Wasserwege eine wichtige ökologische Dimension – dafür braucht Brunsbüttel auch Unterstützung aus Berlin. Industriepolitik ist kein Schmuddelthema, sondern Notwendigkeit für einen starken Norden.“
 
Als besonders dringlich wurden von den Unternehmen folgende Infrastrukturmaßnahmen skizziert: Der Nord-Ostsee-Kanal muss ohne weitere Zeitverluste saniert und modernisiert werden, der Ausbau der Elbe darf nach Abschluss aller juristischen Verfahren nicht weiter verzögert werden. Die Bahnstrecke vom Industriegebiet Brunsbüttel bis Wilster/Itzehoe muss zügig zweigleisig und elektrifiziert ausgebaut, der Güterbahnhofs Brunsbüttel muss saniert und ausgebaut werden. Für das Werk der Total Bitumen Deutschland ist darüber hinaus die Verlegung der Bahntrasse aus dem Werk heraus relevant, um die internen Abläufe zu optimieren. Für die Straße gilt es wiederum, zwischen Itzehoe und Brunsbüttel die B5 dreispurig auszubauen sowie die A20 bis zur A7 und als westliche Elbquerung bei Glückstadt fortzuführen. Zudem gehört der Ausbau der Gasleitungskapazitäten zu den Forderungen im Bereich Infrastruktur.
 
„Die Industrie- und Hafenregion Brunsbüttel ist noch immer gut aufgestellt, hat seit vielen Jahren international namhafte Unternehmen vorzuweisen und hat großes Potential. Eine Vielzahl von Unternehmen im ChemCoast Park Brunsbüttel hat in den letzten Jahren in den Ausbau und die langfristige Standortsicherung Ihrer Werke / Unternehmen investiert und zudem neue Arbeitsplätze geschaffen. Der Industrie- und Hafenstandort Brunsbüttel muss auch langfristig wettbewerbsfähig bleiben, eine Aufgabe, bei der alle Beteiligten gefragt sind. Die Wahrnehmung des Industrie- und Hafenstandortes muss endlich auch über die regionalen Grenzen von Brunsbüttel hinaus der tatsächlichen Bedeutung dieses Wirtschaftsraumes entsprechen“ erklärt Frank Schnabel, in seiner Funktion als Sprecher der Werkleiterrunde des ChemCoast Park.
 
Des Weiteren führt Schnabel aus „Unsere Schwerpunkte sind insbesondere infrastruktureller und energiepolitischer Natur.“ Der Geschäftsführer der SCHRAMM group und von Brunsbüttel Ports verweist damit auf das zweite Kernthema des Forums, die Sicherstellung einer wirtschaftlichen und ausreichenden Energieversorgung der Industrie. Am Standort herrscht ein hoher Bedarf an einer gesicherten Gasversorgung, die derzeit nicht dauerhaft unterbrechungsfrei gedeckt werden kann.
 
Reinhard Meyer, Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie des Landes Schleswig-Holstein, nimmt sich der Thematik an: „Die Energieversorgung ist nachhaltig und zukunftsfähig zu gestalten; das gilt besonders für den so wichtigen Industriestandort Brunsbüttel. Dazu müssen wir uns sowohl ökologisch als auch ökonomisch wertvoller, regenerativer Energieträger bedienen und die Energiewende auch als Wirtschaftsfaktor voranbringen. Allerdings müssen wir den Unternehmen den Strom aus Erneuerbaren Energien auch zu wirtschaftlich interessanten Konditionen anbieten können. Neben der Windenergie ist das Flüssiggas LNG eine der Ressourcen der Zukunft. Vieles spricht dafür, dass der Standort Brunsbüttel die notwendigen Voraussetzungen erfüllen könnte, um das Potential des Flüssiggases auszuschöpfen.“
 
Mit Blick auf die Pläne zur Errichtung eines LNG-Terminals in Brunsbüttel sagte Meyer: „Dies wäre ein wichtiger Schritt für eine ökologische Modernisierung und zugleich eine große wirtschaftliche Chance für den Standort. Neben der Energieversorgung von Industrie und Schifffahrt, schafft ein LNG-Terminal Möglichkeiten zur überregionalen und unabhängigen Stromlieferung.“ Dafür habe er erst in dieser Woche in Gesprächen mit der EU-Kommission in Brüssel geworben. „Und wir sind dort in unseren Überlegungen bestärkt worden“, so Meyer. Der Minister begrüßte zugleich, dass sich Unternehmen aus dem ChemCoastPark Brunsbüttel auch am Förderprojekt NEW 4.0 im Rahmen des Bundeswettbewerbs Schaufensters Intelligente Energie beteiligen. „In diesem gemeinsam mit Hamburg entwickelten Projekt liefern wir den Beweis, dass eine versorgungssichere und zugleich wirtschaftliche Stromversorgung aus Erneuerbaren Energien möglich ist. Davon wird unsere Industrie ganz erheblich profitieren.“ Meyer kündigte einen landesweiten industriepolitischen Kongress noch für dieses Jahr an.
 
Politik, Gewerkschaften und Industrieunternehmen rücken mit dem Zukunftsforum enger zusammen und intensivieren die Kommunikation. Im Hinblick auf die gemeinsamen Herausforderungen und die überregionalen Chancen wird der Dialogprozess auf Basis einer gemeinschaftlich entwickelten Strategie fortgeführt. 

Erstes Industriepolitisches Forum zur Standortförderung

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Frank Schnabel, Sprecher der Werkleiterrunde
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