Beziehung der lettischen und deutschen Transport- und Logistikwirtschaft weiter intensiviert

16.07.2024 09:30 Wirtschaft

Eine knapp 30-köpfige Delegation, angeführt von Pia Steinrücke, Senatorin für Wirtschaft und Soziales der Hansestadt Lübeck, und Niels Wiecker, Abteilungsleiter Hafen und Logistik der Behörde für Wirtschaft und Innovation der Freien und Hansestadt Hamburg, reiste in der vergangenen Woche nach Riga. Ziel: Die über die Jahre gewachsene Partnerschaft der Akteure der Hafen-, Transport- und Logistikwirtschaft aus den beiden Regionen und Ländern weiter zu intensivieren. Den Höhepunkt der Delegationsreise bildete das Latvian-German Port Forum, das am 11. Juli auf Einladung des lettischen Verkehrsministers Kaspars Briškens stattfand.

Dieses Format wurde im vergangenen Jahr auf gemeinsame Initiative der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) und Hafen Hamburg Marketing (HHM) etabliert und findet in enger Zusammenarbeit mit dem lettischen Verkehrsministerium statt, das von den lettischen Häfen Riga, Ventspils und Liepaja unterstützt wird.

„Eine engere Zusammenarbeit mit den deutschen Häfen ist ein wichtiger Baustein für die Neuausrichtung des lettischen Transport- und Logistiksektors. Unsere Häfen blicken auf eine jahrhundertelange Zusammenarbeit zurück, die eine solide Grundlage für die weitere Entwicklung darstellt“, sagte Transportminister Kaspars Briškens. „Ich freue mich, dass ein gegenseitiges Interesse am Ausbau der Zusammenarbeit besteht und dass die Wirtschaft den Dialog jetzt mit unserem Treffen in Riga fortsetzt."

Briškens zeigte fünf Prioritäten auf, die zur Neuausrichtung des lettischen Verkehrs- und Logistiksektors weg von der russischen Fracht beitragen sollen: Gemeinsam aufgebaute Ladungsströme und Investitionen, verstärkte lettische Exporte und Ausbau der Binnenverkehre, ein Vorantreiben der industriellen Entwicklung in den Häfen und ihren Sonderwirtschaftszonen sowie forcierte Projekte für erneuerbare Energien – und nicht zuletzt die Schaffung einer neuen militärischen Mobilität an der Nato-Ostflanke.

LHG-Geschäftsführer Sebastian Jürgens betonte in seiner Keynote: „Unsere Verkehre mit Lettland haben sich hervorragend entwickelt. Das ist für die LHG umso erfreulicher, da die Verkehre mit Russland seit Ausbruch des Russland-Ukraine-Krieges weggebrochen sind.“ So hätten sich die wöchentlichen Abfahrten zwischen Lübeck und dem lettischen Hafen Liepaja zwischen 2016 und heute von drei auf sechs verdoppelt. Lettland habe sich innerhalb weniger Jahre zu einer zentralen Logistik-Drehscheibe der Ostsee entwickelt: „Der Anteil der Logistik an der gesamten Wirtschaftsleistung in Lettland liegt bei rund zehn Prozent; EU-weit beträgt dieser Wert nur rund fünf Prozent“, erklärte Jürgens. Das zeigt die große Bedeutung Lettlands für den Hafenstandort Lübeck und damit auch die LHG.“

Senatorin Pia Steinrücke sieht „ein großes Potenzial in der Vertiefung der Zusammenarbeit, das wollen beide Seiten gerne nutzen. Für mich ist es wichtig, dass beide Seiten voneinander lernen. Ich fand es sehr beeindruckend, dass die lettische Wirtschaft so interessiert und präsent ist.“ Das zeige, welche Bedeutung diese Kooperation für das Land hat und wie wichtig diese Zusammenarbeit für die Menschen hier ist. Ihr Fazit: „Wir müssen noch enger zusammenrücken und ein starkes Signal zur Stärkung der Partnerschaft mit Lettland setzen. Darüber werden wir jetzt in Lübeck beraten.“

Für Marina Basso Michael, Regionaldirektorin Europa bei HHM, diente die Veranstaltung „als hervorragende Plattform, um die bestehenden Beziehungen zwischen lettischen und deutschen Akteuren in der Hafenindustrie zu stärken und neue Geschäftsmöglichkeiten zu erkunden, die sich aus der dynamischen deutsch-lettischen Handelspartnerschaft ergeben.“ Darüber hinaus habe die Delegationsreise Gelegenheit geboten, sich unter den Expertinnen und Experten zu Themen wie Digitalisierung, Umweltschutz, Hinterlandverkehre und Energielogistik auszutauschen. „Dabei stehen die deutsche und lettische maritime Wirtschaft vor ähnlichen Herausforderungen, bei denen Lösungen zwischen Profitabilität, dem Erfüllen von Vorschriften und der Berücksichtigung von Zukunftstrends gefunden werden müssen. Es ist daher unbestritten, dass die seit der Zeit der Hanse verbundenen Partner weiterhin eng kooperieren müssen, um Europa gemeinsam modern, resilient und prosperierend zu gestalten“, so Basso Michael.

Im abschließend von der Liepāja Special Economic Zone Authority, der LHG und der Hansestadt Lübeck unterzeichneten Memorandum of Cooperation verpflichten sich die Partner, die Verbindungen zwischen Lübeck und Lettland weiter auszubauen und gleichzeitig ökologisch nachhaltiger zu gestalten. Dazu arbeiten die Lübecker Partner an der Entwicklung eines „Grünen Schifffahrtskorridors“. Damit verbunden ist eine Vielzahl von konkret definierten Einzelvorhaben.

Der Außenhandel zwischen Deutschland und Lettland hatte 2023 nach aktuellen Daten ein Volumen von 1,71 Mio. Tonnen. Der Containerverkehr zwischen Lettland und Hamburg erreichte im gleichen Jahr rund 63.000 TEU. Zudem betreibt Stena Line seit geraumer Zeit eine Fährverbindung zwischen den Häfen von Lübeck und Liepaja. Eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte Lettlands ist die sogenannte „Rail Baltica“, welche die Baltischen Staaten mittels Normalspurbreite in das europäische Eisenbahnsystem integriert und Bahnverkehre ab 2030 deutlich vereinfachen soll.

Die Beziehungen zwischen den Akteuren der deutschen und der lettischen Logistikwirtschaft konnten in den vergangenen zehn Jahren maßgeblich intensiviert werden. Hierzu trugen beiderseitige Besuche, die Institutionalisierung des German-Latvian Port Forums, aber auch EU-geförderte Projekte bei. So leitet Hafen Hamburg Marketing seit 2023 das Projekt „Blue Supply Chains“, an dem auch die lettischen Partner beteiligt sind.

Im Hafen Riga traf die deutsche Delegation aus Lübeck und Hamburg auf Geschäftspartner und Behördenvertreter der lettischen Häfen.

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