Hamburg wird Bunker-Ready bei alternativen Kraftstoffen
Am Terminal Steinwerder können alternative Kraftstoffe mit Ausnahmegenehmigung gebunkert werden.
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Hamburg wird Bunker-Ready bei alternativen Kraftstoffen

Die Hamburg Port Authority (HPA) bereitet pro-aktiv Standorte für das Bebunkern von alternativen Kraftstoffen für Schiffe vor. Gleichzeitig hilft sie auf internationaler Ebene Standards zu entwickeln.

Autor: Ralf Johanning

Die Energiewende ist in der Schifffahrt voll angekommen. In den Orderbüchern der Werften finden sich immer mehr Schiffe mit Antrieben für alternative Kraftstoffe. Noch ist flüssiges Erdgas (Liquified Natural Gas - LNG) vorn, doch Methanol holt als Kraftstoff immer weiter auf. Nach Informationen der DNV-Plattform Alternative Fuels Insight wurden im Jahr 2023 mit 138 Bestellungen von Schiffen mit Methanolantrieb erstmals die Bestellungen von LNG mit 130 übertroffen. Hinzu kommen noch elf Bestellungen von Schiffen, die mit Ammoniak betrieben werden sollen. Der Markt wandelt sich damit in großen Schritten.

Parallel sind die Häfen gefragt, ein zuverlässiges Bunkern dieser Kraftstoffe möglich zu machen. Der Hamburger Hafen ist hier auf einem guten Weg. Bisher haben 13 Schiffe LNG in Hamburg erhalten, darunter auch einige Kreuzfahrtschiffe. Doch bis dahin war es ein langer Prozess, um die notwendigen Grundlagen zum Bunkern zu schaffen. „Für jeden Bunkervorgang wird eine Ausnahmegenehmigung der Wasserschutzpolizei Hamburg (WSP) benötigt, denn die Gefahrgut- und Brandschutzverordnung Hafen Hamburg untersagt im Hafen das Bunkern von Kraftstoffen mit einem Flammpunkt unter 55 Grad Celsius. Darunter fallen auch LNG und Methanol“, erläutert Linda Hastedt, Environmental Strategist, Port Energy Solutions bei der Hamburg Port Authority (HPA), und ergänzt: „Wir arbeiten sehr gut mit der WSP und der Feuerwehr zusammen, würden diese Verordnung aber gern an die aktuellen und zukünftigen Bedingungen angepasst sehen.“

Nach einigen erfolgreichen LNG-Bebunkerungen folgte erst vor ein paar Tagen auch das Bunkern mit Methanol. Das zeigt das jüngste Beispiel der Beluga II von Greenpeace am Liegeplatz CC3 am Cruise Center Steinwerder.

Das soll künftig auch an den Containerterminals möglich sein. Geplant ist dabei grundsätzlich eine seeseitige Bebunkerung. Die HPA ist zurzeit dabei, entsprechend identifizierte Bunkerlocations genehmigungsfähig zu machen. „Wir wollen auch bei den Containerschiffen zeitnah dahin kommen, dass diese während des Be- und Entladens alternative Kraftstoffe bunkern können“, sagt Hastedt.

Parallel zu den regionalen Bestrebungen gibt die HPA ihre Erfahrungen auf internationaler Ebene weiter. Im Rahmen des World Port Climate Action Programs (WPCAP) setzen sich die Mitglieder für eine Dekarbonisierung der Häfen ein. Dazu gehört neben der Entwicklung einer Landstromversorgung und dem Aufbau umweltfreundlicher Schifffahrtskorridore auch der Aufbau einer Infrastruktur für das Bunkern alternativer Kraftstoffe. So haben die Häfen mit der Arbeitsgruppe Clean Marine Fuels der International Association of Ports and Harbors (IAPH) für saubere Schiffskraftstoffe zusammengearbeitet, um ein sogenanntes Port Readiness Level Tool zu erstellen. Ein Selbstbewertungs- und Kommunikationsinstrument, das es den verschiedenen Interessengruppen ermöglicht, den Stand der Forschung, Entwicklung und Einführung neuer Kraftstoffe in den einzelnen Häfen der Welt zu verstehen. „Das Tool ist ähnlich wie ein Fragebogen aufgebaut. Häfen können sich damit selbst einordnen, wie weit sie mit dem Aufbau sind. So lässt sich dann gegenüber den anderen am Prozess beteiligten Akteuren transparent aufzeigen, was noch benötigt wird“, erläutert Hastedt.

Der Hamburger Hafen bereitet sich weiter intensiv auf eine Erweiterung der Bunkermöglichkeiten vor. Wenn alles im Soll bleibt, werden die nächsten Bunkerplätze zum Bunkern von LNG und Methanol im ersten Quartal des Jahres 2025 genehmigungsfähig sein. Folgend sollen dann erste Bunkerplätze für den Kraftstoff Ammoniak vorbereitet werden.

World Port Climate Action Program – WPCAP

Das WPCAP ist ein Zusammenschluss führender internationaler Häfen, die bewährte Verfahren austauschen und bei der Verringerung der Emissionen der Schifffahrtsindustrie eine Vorreiterrolle spielen. Mitglieder sind die Häfen von Antwerpen – Brügge, Barcelona, Göteborg, Hamburg, HAROPA PORT (Le Havre - Rouen - Paris), Long Beach, Los Angeles, New York / New Jersey, Rotterdam, Valencia, Vancouver und Yokohama.

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