Fahrzeuge und Frucht
Der O’Swaldkai ist mit zwei HHLA-Terminals und vielen verschiedenen Warenarten ein Paradebeispiel für den Hamburger Universalhafen. ...
Autor: Ralf Johanning
Die politischen Diskussionen um die Kohlendioxidspeicherung (Carbon Capture and Storage – CCS) haben ein vorläufiges Ende gefunden. Die Bundesregierung hat sich dazu durchgerungen, einen Gesetzentwurf auf den Weg zu bringen, der CCS und CCU (Carbon Capture and Utilization) auch in Deutschland erlauben soll. Mit dem Gesetzentwurf für eine Novelle des Kohlendioxid- Speicherungsgesetzes (KSpG) will die Bundesregierung vor allem einen klaren Rechtsrahmen für den Aufbau einer CO₂-Pipeline-Infrastruktur schaffen und die Offshore-Speicherung von CO₂ ermöglichen. Der Gesetzentwurf wird jetzt dem Bundestag und Bundesrat zugeleitet und dann im parlamentarischen Verfahren beraten. Damit rückt der Tag näher, an dem CCS in Deutschland über die Forschungsphase hinaus erlaubt sein wird. Denn um den Anteil von Kohlendioxid (CO₂) in der Atmosphäre zu reduzieren, wird es notwendig sein, das Gas unterirdisch zu verpressen. Geeignet sind dafür leere Öl- und Gasfelder im Meer. Damit kommt den Seehäfen eine neue wichtige Rolle zu. Hier wird ein Teil des Kohlendioxids umgeschlagen werden.
"Der Umschlag
ist hier
weitesgehend
automatisiert.“Jörg Bargest
Business Development
Commercial Manager bei Evos
Bereits heute wird im Hamburger Hafen CO₂ umgeschlagen. Hierbei handelt es sich jedoch um ein sehr hochwertiges Produkt für die Lebensmittelindustrie. Die Firma Evos setzt den Umschlag für dieses spezielle Kohlendioxid seit vielen Jahren um und betreibt dafür eigens angeschaffte Tanks. „Das heutige Setup bietet rund 1.200 Kubikmeter Fassungsvermögen“, erläutert Jörg Bargest, Business Development & Commercial Manager bei Evos in Hamburg, und ergänzt: „Der Umschlag ist hier weitestgehend automatisiert.“ Sobald Schiffe an der Brücke anlegen, beginnt die Entladung noch manuell. Zumindest müssen die Anschlüsse zusammengesteckt werden, damit der Entladeprozess beginnen kann. Alles Weitere läuft automatisch. Das betrifft auch den Weitertransport. Die Tankwagenfahrer sind mit entsprechenden Karten ausgestattet. Sie bedienen an der Abfüllstation alles selbstständig. „Wir stellen grundsätzlich nur Teile unserer Infrastruktur und die Fläche für die Lagertanks für unsere Kunden zur Verfügung. Alles Weitere organisiert der Kunde allein“, erläutert Bargest.
Mit einer Lagerkapazität von 670.000 Kubikmetern und neun Liegeplätzen ist Evos in Hamburg breit aufgestellt. Neben den konventionellen Mineralölprodukten arbeitet Evos mit Hochdruck an der Zukunft. „Wir wollen zukünftig unter anderem noch mehr Biofuels wie HVO umschlagen, aber wir haben auch den Umschlag von grünem Ammoniak oder Methanol sowie weitere Wasserstoffderivate und Wasserstoffträger fest im Blick.
Zudem sind wir bereits in Gesprächen mit Unternehmen, wie und in welchen Mengen wir Kohlendioxid für CCS-Anlagen umschlagen könnten“, sagt Jörg Bargest und ergänzt: „Aus dem Northern Light-Projekt in Norwegen könnte ein konkreter Anwendungsfall werden.“ Für Bargest wäre es auch möglich, parallel zur Verladung von fossilem CO2 zukünftige Kunden bei der Vermarktung ihres eventuell bestehenden grünen CO₂ zu unterstützen.
Für Evos stehen die Chancen gut, bald CO₂ für die Lagerung umzuschlagen. Es hat auf der Seeseite nicht nur neun Liegeplätze für Seeschiffe. Das Unternehmen bietet seinen Kunden auch ausgezeichnete Umschlagkapazitäten für das Hinterland. So fertigen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter täglich bis zu sieben Ganzzüge ab. Darüber hinaus bestehen elf Tankwagen-Verladebühnen. Platz für zusätzliche Tanks würde es auf dem Gelände auch geben. Nach Auffassung von Bargest könnte die heutige Lagerkapazität für CO₂ um mindestens 10.000 Kubikmeter jederzeit erweitert und an die Bahninfrastruktur angeschlossen werden. Das Flächenpotenzial auf dem Betriebsgelände bietet jedoch Raum für weit größere Vorhaben. Lagerkapazitäten mit Anbindung an eine leistungsfähige Bahninfrastruktur würden Transporte aus dem Hinterland begünstigen, denn CO₂-Pipelines wird es vermutlich erst mittel- bis langfristig und auch nur partiell geben. Grundsätzlich ist die Lagerung von Kohlendioxid für die Profis bei Evos kein Problem. Es würde bei einer Temperatur von minus 25 Grad Celsius und bei einem Druck von 15 Bar gelagert.
Inwieweit Kohlendioxid über den Hamburger Hafen zukünftig umgeschlagen wird, ist auch eine politische Entscheidung. Bisher sind Pipeline-Projekte mit anderen Standorten geplant. Doch solange diese noch nicht bestehen, bietet der Hamburger Hafen mit seinem umfangreichen Bahnangebot und seiner Binnenschiffsanbindung die besten Bedingungen, um Kohlendioxid auf diesem Weg umzuschlagen. Das gilt insbesondere für Verursacher mit einer direkten Verbindung nach Hamburg. Nach einer Studie des DNV könnte das Volumen für Hamburg in einem optimistischen Szenario bis zu 3,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr betragen. Evos steht dafür bereit.