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Das Netzwerk der Netzwerke
Logistik- und Infrastrukturanwendungen sollen im Hamburger Hafen digital zusammenwachsen.
© HHM / Ahmadi

Das Netzwerk der Netzwerke

Das Projekt „SANTANA – SERVICE AND DATA NETWORK PORT OF HAMBURG” fand im November seinen Abschluss. Es soll der Beginn eines Netzwerkes der Netzwerke für digitale Hafenapplikationen sein. HHM-Redakteur Ralf Johanning sprach mit den beiden Projektleiterinnen Evelyn Eggers von der Dakosy Datenkommunikationssystem AG und Phanthian Zuesongdham von der Hamburg Port Authority (HPA).

HHM: Das vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) geförderte Projekt „SANTANA – SERVICE AND DATA NETWORK PORT OF HAMBURG“ ist Mitte November mit einer großen Abschlussveranstaltung ausgelaufen. Eines der Ergebnisse ist der sogenannte marketplace.hamburg. Was kann man sich darunter vorstellen?

Evelyn Eggers: Auf dem Marktplatz wird alles, was an hafenrelevanten Services zur Verfügung steht, abgebildet. Zum Start haben wir erst einmal die digitalen Services der Verbund- und assoziierten Partner, also von der HPA, von DAKOSY und vom Hamburg Vessel Coordination Center (HVCC) aufgenommen. Sobald wir ein wenig mehr Erfahrung gesammelt haben, wollen wir auch hafenrelevante Services anderer Anbieter listen.

Phanthian Zuesongdham: Genau, wir hoffen, dass sich unser Marktplatz zu dem Portal für alle digitalen Hafenanwendungen entwickelt. Wer als Anwender einen digitalen Service im Hamburger Hafen nutzen möchte, soll hier fündig werden. Wir wollen damit perspektivisch die komplette Supply Chain im Hafen abdecken. Es ist eigentlich die Visualisierung des Netzwerkes der Netzwerke.

HHM: Das klingt nach einem sehr ambitionierten Projekt. Wer kam auf die Idee?

Evelyn Eggers: Phanthian Zuesongdham kam auf mich zu. Ich fand die Idee, die Welt der Logistik mit der der Infrastruktur zu verbinden, sehr spannend. Wir haben dann zusammen überlegt, wie wir es angehen wollen. Zur Unterstützung konnten wir als assoziierte Partner die Terminalbetreiber HHLA, Eurogate und auch das HVCC gewinnen. Herausgekommen ist der Antrag beim BMDV für das Projekt SANTANA.

Phanthian Zuesongdham: Wir hatten schon länger die Idee, ein Netzwerk zu schaffen, das alle hafenrelevanten Bereiche digital abdecken könnte. Die Logistik ist dank DAKOSY schon physisch und digital vernetzt, die Infrastruktur und das Verkehrsmanagement fehlte im Verbund bislang. Der Marktplatz ist erst einmal der zentrale Knotenpunkt für den Hamburger Hafen. Es könnte viele solcher Marktplätze geben, die wiederum untereinander vernetzt sind. So kann es gelingen, digital nachzuziehen.

HHM: Bleiben wir erst einmal in Hamburg. Auf welche Art von Anwendungen kann denn ein Unternehmen zugreifen?

Evelyn Eggers: Das hängt ganz von den jeweiligen Aufgaben ab. Es kann die Services heraussuchen, die für das Unternehmen relevant sind. Unsere Suchoptionen erlauben die Suche nach bestimmten Kriterien, wie Branche, Importeur und Transporteur oder Transportrichtung, wie Import oder Export. Ein Importeur wird dann Plattformen wie unsere Import Management Plattform – IMP nutzen, um Informationen zum Status seines Transportes zu erhalten. Das sind unter anderem der Fortschritt bei der Containerlöschung, liegen alle behördlichen Freigaben vor und kann der nächste Zollprozess starten. Damit lässt sich schneller der Weitertransport ins Hinterland organisieren. Aber es gibt auch niedrigschwellige Angebote wie eine schnelle Containernummernprüfung.

Phanthian Zuesongdham: Ich möchte dabei nochmals darauf hinweisen, dass es sich bei den zur Verfügung gestellten Applikation nur um solche handelt, die eine Relevanz für den Hafen haben. Wir haben bei Projektbeginn sechs Maßnahmen definiert, die wir umsetzen wollten.

HHM: Welche wären das denn im Fall der HPA als Infrastrukturbetreiber des Hafens?

Das Netzwerk der Netzwerke
© Dakosy

„Die Entwicklung
und Bereitstellung
von Schnittstellen
gehört bei DAKOSY
zur DNA.
"

Evelyn Eggers
von der Dakosy Datenkommunikationssystem AG

„Der Marktplatz ist
erst einmal der
zentrale Knotenpunkt
für den
Hamburger Hafen.
"

Phanthian Zuesongdham
von der Hamburg Port Authority (HPA)

Phanthian Zuesongdham: Wir decken das gesamte Infrastruktur- und Verkehrsmanagement ab, und zwar für alle Modalitäten bis auf den Luftraum. Das bedeutet, wir können Anwendungen anbieten, die sowohl auf die Straßeninfrastruktur des Hafens als auch auf die wasserseitigen Belange und den Schienenverkehr einzahlen. All diese Bereiche wollen wir nach Möglichkeit künftig auch anbieten, damit Abwicklungen von Ankünften und Abfahrten aller Verkehrsträger genauer geplant werden können. Entsprechend haben wir bei vier der Maßnahmen Applikationen entwickelt, die alle drei Verkehrsträger betreffen, und stellen bei den anderen beiden Maßnahmen unsere Daten aus den Bereichen Infrastruktur oder Verkehr zur Verfügung.

HHM: Viele der Daten werden eine sicherheitsrelevante Bedeutung haben. Lässt es sich denn garantieren, dass diese nicht in falsche Hände geraten?

Evelyn Eggers: DAKOSY ist kritische Infrastruktur. Daher spielte das Thema Sicherheit bei uns von Beginn an eine sehr große Rolle. Bevor wir damit beginnen konnten, die Services und Anwendungen aufzubereiten und einzustellen, brauchten wir ausführliche Governance-Richtlinien. Darin sind alle Grundlagen und Schritte definiert, den ein Service benötigt, um auf unserem Marktplatz angeboten zu werden. Darüber hinaus sind alle Informationen grundsätzlich zu aggregieren und zu anonymisieren, denn niemand darf herauslesen, wer beispielsweise an einem Geschäft beteiligt ist.

Phanthian Zuesongdham: Das gilt selbstverständlich auch für alle Verkehrs- und Infrastrukturdaten. Niemand darf auch nur annährend erfahren, um welche Fahrzeuge es sich beispielsweise handelt, die sich im Hafengebiet befinden. Unsere Applikationen können unter anderem anhand der anonymisierten Daten die Reisezeiten in den einzelnen Straßenabschnitten im Hafen zur Verfügung stellen. Wir können zum Beispiel die aktuelle Verkehrslage vom Finkenwerder Ring bis zur Köhlbrandbrücke anzeigen. Um die Verkehrslage noch besser ermitteln zu können, lassen wir zusätzlich Daten von DAKOSY einfließen.

Evelyn Eggers: DAKOSY weiß zum Beispiel dank des Slotbuchungssystems Truckgate, wie viele Lkw ein Terminal verlassen. Anonymisiert teilen wir diese Daten über Schnittstellen mit der HPA. So kann die Verkehrslage noch exakter analysiert werden.

Phanthian Zuesongdham: Das ermöglicht es uns dann auch, unsere Empfehlungen für eine Ampelschaltung aktueller und genauer zu halten, was letztendlich zu einem besseren Verkehrsfluss führt.

HHM: Für den Datenaustauch zwischen den Anwendungen, bedarf es komplexer Schnittstellen. Wie haben Sie diese gelöst?

Evelyn Eggers: Die Entwicklung und Bereitstellung von Schnittstellen gehört bei DAKOSY zur DNA. Wir arbeiten seit Jahrzehnten diskriminierungsfrei und bieten schnittstellenseitig alle Formate wie XML, API oder auch EDIFACT an. Wir richten uns immer nach dem Bedarf der Kunden und stellen unsere Services entsprechend zur Verfügung.

Phanthian Zuesongdham: Wir als öffentliche Einrichtung hingegen sind da sehr reglementiert und müssen uns an die gesetzlichen Bestimmungen halten. Das ist oftmals ein sehr komplizierter Prozess. Daher haben wir uns dazu entschlossen, ein API – Application Programming Interface – zu definieren und anzubieten. Wenn also jemand unsere Daten erhalten möchte, so kann er das über unsere API machen. Oder er nutzt die von uns direkt angebotenen Webapplikationen.

HHM: Bedeutet das, dass alle Applikationen kostenlos auf dem Marktplatz angeboten werden?

Evelyn Eggers: Nicht ganz. Es hängt natürlich von dem angefragten Service ab.

Phanthian Zuesongdham: Wir als öffentliche Einrichtung sind teilweise sogar verpflichtet, Daten kostenlos zur Verfügung zu stellen, weil die Prozesse aus einer bestimmten Rechtsgrundlage abgeleitet werden. Diesem Auftrag kommen wir auch nach und es ist State-of-the- Art, digitale Services zur Erfüllung dieser Prozesse anzubieten.

Evelyn Eggers: Auf dem Marktplatz bieten wir detaillierte Informationen über unsere Applikationen. Dort erfährt man auch, ob die Anwendungen kostenfrei sind. Zumeist müssen sich Anwender vorab registrieren.

Phanthian Zuesongdham: Sobald unser Marktplatz auch für Dritte geöffnet wird, kommen diese mit ihren eigenen Geschäftsmodellen und Angeboten. Diese werden voraussichtlich dann zu einem großen Teil kostenpflichtig sein.

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