Kameras und Laser haben alles im Blick
Künz Intermodalkran: Greifzangenumschlag eines kranbaren Sattelanhängers.
© Künz GmbH

Kameras und Laser haben alles im Blick

Die österreichische Firma Künz automatisiert Intermodal-Terminals

Der Kran bewegt sich wie von Geisterhand. Die Kabine ist menschenleer. Nirgendwo ist ein Fahrer zu sehen, und doch gleitet der Kran fast lautlos hin und her, nimmt Container auf und setzt sie wieder ab. Einer der Spezialisten, die solche Kräne bauen, ist die österreichische Firma Künz. Mit mehr als 200 vollautomatischen Stapelkranen, die sich weltweit in Betrieb befinden, hat Künz viel Erfahrung mit automatisiertem Containerumschlag in Seehafen-Terminals wie in Hamburg. Diese Erfahrung ebnete auch den Weg für eine effiziente Automatisierung mehrerer Intermodal- Terminals in Nordamerika, von welchen das erste 2018 in Winter Haven (Florida) in Betrieb ging. In den darauffolgenden Jahren gelang es Künz, auch europäische Terminalbetreiber von den Vorteilen der Automatisierung von intermodalen Krananlagen zu überzeugen, wodurch Projekte in Deutschland, Italien, Luxemburg, Ungarn, Norwegen und Polen (Bild) erfolgreich umgesetzt wurden.

Dabei sind mehrere Wege möglich. Bei der Planung neuer Intermodal-Terminals können alle Aspekte einer Automatisierung von Anfang an berücksichtigt werden. Es gibt aber auch die Möglichkeit, Terminals mit bestehenden manuellen Kränen, die klassischerweise von einer Kabine gesteuert werden, Schritt für Schritt auf einen automatisierten Betrieb hinzuführen. Erste Assistenzsysteme steigern bereits die Effizienz und die Sicherheit bei der manuellen Bedienung von der Kabine aus.

Der Kranfahrer kann beispielsweise durch Kameras unterstützt werden, die das Aufnehmen der Container erleichtern. Weitere Kameras, aber auch Lasersysteme blicken wiederum auf den Bereich vor den Kranfahrwerken. Sie leiten im Notfall das Abbremsen des Kranes ein, sollte sich ein Objekt in der Nähe der Kranschiene befinden.

Im nächsten Schritt werden sogenannte Fernbedienstände (Remote Operation Stations) am Terminal installiert oder von vornherein eingeplant. Hier kann man dann von einem wahrlichen Gamechanger sprechen. Denn dann muss der Bediener nicht mehr zur Kabine auf den Kran, sondern befindet sich in einer büroähnlichen Arbeitsplatzumgebung. Parallel dazu ist es essenziell, dass die Prozesse am Terminal darauf abgestimmt werden. Das TOS (Terminal Operating System) muss alle Umschlagsprozesse optimal einplanen, die die Krananlagen durchführen sollen. Die Befehle vom TOS werden vom Bediener übernommen und der Kran fährt selbst über den jeweiligen Zielplatz Der Bediener muss die Fahrt lediglich überwachen. Die Senk- und Hubbewegung wird darauf vom Bediener eingeleitet. Durch ein von Künz entwickeltes „Softlanding System“ wird diese Bewegung aber automatisch weitergeführt und beendet. Das erleichtert die Bedienung und ein hartes lautes Aufsetzen der Container wird verhindert.

„200 vollautomatische
Stapelkrane von Künz
befinden sich weltweit
in Betrieb"

Kameras und Laser haben alles im Blick
Der Künz-Fernbedienstand ROS 2.0 kommt in einem ergonomisch optimiertem Design.
© Künz GmbH

Die große Vielfalt an Ladungseinheiten in Intermodal- Terminals stellt einen wesentlichen Unterschied im Vergleich zu Seehafen-Terminals dar. Neben Containern kommen auch vielfach Wechselbrücken und kranbare Sattelanhänger vor, welche mit den Greifzangen des Spreaders aufgenommen werden. Zusätzliche Kameras an den Greifzangen verbessern dabei die Sicht. Speziell bei Greifzangenumschlägen ist es wichtig, alle Informationen auf einen Blick zur Verfügung zu haben.

Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, führte Künz eine weitere Errungenschaft ein. Das neue „Visual Overlay System“ ermöglicht es einerseits, Informationen wie das aktuelle Lastgewicht oder die Positionen und Geschwindigkeiten aller Bewegungsrichtungen des Kranes direkt auf dem Videostream der Kameras zu sehen. Und andererseits werden Linien und Ecken dynamisch eingeblendet, die dem Bediener das Aufnehmen der Ladungseinheiten erheblich erleichtern und die Sicherheit beim Umschlag erhöhen. Zudem wurde bei realen Vergleichstests eine Steigerung der Umschlagszahlen von 10 Prozent festgestellt.

Im Unterschied zu den Stapelbereichen der Seehafen- Terminals befinden sich bei Intermodal-Terminals Personen (z. B. Lkw-Fahrer, Wagenmeister) im Bereich der Krananlagen. Damit ein vollautomatischer Kranbetrieb stattfinden kann, muss daher eine wichtige Voraussetzung geschaffen werden.

Entweder wird durch eine Abgrenzung mit Zäunen sichergestellt, dass sich während des vollautomatischen Betriebes keine Personen im Kranbereich befinden, oder es werden technologische Lösungen implementiert, die die Positionen aller Personen und auch aller anderen beweglichen Objekte wie Fahrzeuge kontinuierlich mit der Kranposition abgleichen, sodass Gefahrensituationen rechtzeitig verhindert werden. Dadurch kann der Automatisierungsgrad für den reinen Containerumschlag auch in Intermodal-Terminals so weit erhöht werden, dass die Krananlagen die Umschläge im Stapelbereich sowie das Be- und Entladen von Zügen und auch LKWs vollautomatisch durchführen.

Künz GmbH

Standorte: 4 Standorte in Österreich – mit Hauptsitz Hard in Vorarlberg weitere Niederlassungen in Kechnec – Slowakei, Padova – Italien, Vlaardingen – Niederlande, Raleigh – USA

Mitarbeiter: ca. 550

Gegründet: 1932 in Hard durch Hans Künz

Geschäftsfelder: innovative Krananlagen mit hohem Automatisierungsgrad für Container Handling, Mining Industrie, Schienen- und Holz Handling sowie Rechenreinigungsmaschinen für die Energieversorgung. Künz zeichnet sich als Komplettanbieter aus, der sämtliche Geschäftsfelder – von der Beratung über die Konzeption, Konstruktion und Produktion bis zur Montage, Schulung und Wartung – abdeckt.

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