Umbau statt Neubau
© clean logistics, Paul Schimweg

Umbau statt Neubau

clean logistics hat sich auf das Umrüsten von Diesel-Lkw auf Wassserstoff-Fahrzeuge spezialisiert. Schon 2023 will das Hamburger Unternehmen 100 Zero-Emission-Trucks ausliefern.

Für die Hamburger Hafenwirtschaft sei der Wasserstoff- Lkw „fyuriant“ von clean logistics prädestiniert. „Wer im erweiterten Nahverkehr um die Elbmetropole unterwegs ist, kann durchaus auf unsere Lösung umsteigen“, sagt Dirk Graszt, Geschäftsführer des Hamburger Unternehmens, das sich auf den Umbau von Diesel-Lkw auf Wasserstoff-Fahrzeuge spezialisiert hat. Denn gerade im Containerverkehr komme es auf die Nutzlast an, die rein elektrisch angetriebene Lkw aufgrund von Größe und Gewicht der Batteriepacks nicht bieten können.

clean logistics hat zunächst den Markt analysiert und die Sattelzugmaschinen DAF XF 106 sowie Mercedes Actros MP4 als zulassungsstärkste Lkw der vergangenen Jahre ausgemacht. „Das sind die Fahrzeuge, die wir vornehmlich in die Konversion nehmen“, erläutert er. Der Zero-Emission-Truck werde bereits im hohen vierstelligen Bereich von Flottenbetreibern nachgefragt. Im kommenden Jahr will das Unternehmen etwa 100 Fahrzeuge umgerüstet haben, 2024 soll die Zahl auf 500 steigen. Das Unternehmen habe auch schon Verträge mit in Hamburg ansässigen Kunden gezeichnet.

Nachhaltig ist das Ganze allemal. „Ein Fahrzeug aus dem Bestandsmarkt umzurüsten, ist natürlich deutlich umweltschonender als ein Neues zu bauen“, betont Graszt. Da aber nicht alle Kunden einen Umbau wünschen, wird clean logistics im Rahmen seiner Partnerschaft mit GP Joule künftig auch wasserstoffbetriebene Elektro-Lkw neu bauen. Die ersten 40 sollen bereits im Herbst 2023 ausgeliefert werden. Die derzeitigen Lieferprobleme im Blick, hat sich clean logistics bereits Kontingente wichtiger Bauteile gesichert. „Wir haben feste, lieferfähige Lieferanten und verfügen über die notwendigen Teile, um die Fahrzeuge dann auch bauen zu können“, erzählt er.

Das Unternehmen arbeitet mit der gängigen 350-bar- Wasserstoffbetankung. Die Tanks fassen 43 kg Wasserstoff, was mit Rekuperation für etwa 500 Kilometer Fahrstrecke und damit für eine Schichtzeit des Lkw-Fahrers reicht. Betanken lassen sich die Lkw an stationären oder mobilen Wasserstofftankstellen, die dafür nötige Infrastruktur entstehe derzeit. Der neue Partner von clean logistics, GP Joule, unterstützt dabei. Er entwickelt, baut und betreibt im Auftrag von Kommunen, Gewerbeparkentwicklern oder Unternehmen Wasserstoff-Tankstellen für Lkw, Busse, leichte Nutzfahrzeuge und Pkw.

Beim Umbau ist Folgendes zu tun: cean logistics entfernt aus den Fahrzeugen Antriebsstrang, Motor und Hinterachse, übrig bleiben die Vorderachse, der Rahmen und die Kabine. Eingebaut werden Wasserstofftank, Brennstoffzelle, Batteriesystem mit 80 Kilowattstunden Leistung und Antriebsachse mit innen liegenden Radnabenmotoren, die für den Antrieb sorgen. Der Lebenszyklus des auf diese Weise konvertierten Fahrzeuges liege dann bei mindestens zehn Jahren. Bislang dauert der Umbau etwa zwölf Wochen, mit mehr Erfahrung soll das Umrüsten künftig aber nur noch rund vier Wochen dauern.

"Der Umbau eines
Fahrzeuges ist
günstiger als
ein Neubau“

Dirk Graszt

Geschäftsführer bei clean logistics SE

Der Anreiz, auf Wasserstoff-Lkw umzusteigen, sei laut Graszt auch monetär gegeben. Denn der Bund habe das Förderprogramm für klimaschonendeNutzfahrzeuge und Infrastruktur (KsNI) aufgelegt und übernimmt derzeit 80 Prozent der Differenz für die Beschaffungskosten von Diesel- zu Wasserstoff- Lkw. Den Mehrpreis von rund 400.000 Euro bezuschusst das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) also mit 320.000 Euro. Laut Graszt lohne es sich allemal, in den insgesamt teureren Lkw zu investieren, da sich dessen Laufzeit um zehn Jahre erhöht. Wesentlich dabei sei auch, dass die neue Antriebsart kaum Verschleiß aufweise.

clean logistics produziert die Lkw im niedersächsischen Winsen (Luhe), das zur Metropolregion Hamburg gehört. Derzeit ensteht eine neue Halle mit 10.000 Quadratmetern Fläche. „Bei dem, was wir vorhaben, reicht die Größe allerdings nicht aus“, ist sich der Geschäftsführer sicher, daher werde nach weiteren Produktionsflächen Ausschau gehalten

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