Wasserstoff aus Uruguay und Kanada
Hafen von Montevideo und Gebäude ANP.
© National Port Administration (ANP) Uruguay

Wasserstoff aus Uruguay und Kanada

Der Hamburger Hafen spielt beim Aufbau einer internationalen Wasserstoffwirtschaft, in der sich Uruguay und Kanada als Zulieferer positionieren möchten, eine wichtige Rolle.

Hamburg hat daher mit den Häfen in Montevideo (Uruguay) und Belledune (Kanada) Grundsatzvereinbarungen über die Zusammenarbeit getroffen. Der Hamburger Hafen ist mit mehr als 1.000 Häfen weltweit über den Seeweg verbunden. So auch mit dem Hafen in Montevideo, der Hauptstadt des südamerikanischen Landes Uruguay. Die kleine Nation, die grob gesagt zwischen Argentinien und Brasilien liegt und per Schiff über den Südatlantik erreichbar ist, gilt als eines der stabilsten, demokratischsten und wohlhabendsten Länder in Lateinamerika. Der gerne als Musterknabe bezeichnete Staat hat es geschafft, sich als strategischer Transitpunkt für den internationalen Handel zu positionieren. Und er ist zusammen mit Chile das Land in Südamerika mit der hochwertigsten Hafeninfrastruktur. Montevideo gilt als wichtigster Handelshafen an der Ostküste Südamerikas. Die Häfen Hamburg und Montevideo arbeiten bereits seit vielen Jahren zusammen. 2005 unterzeichneten sie ein erstes Memorandum of Understanding (MoU), das 2013 erneuert wurde.

Mit der Unterzeichnung der dritten Absichtserklärung im vergangenen August wurde vereinbart, die Zusammenarbeit bei den Themen Hinterlandverkehr, intelligente Häfen und grüner Wasserstoff zu intensivieren. Der Hafen in Montevideo gilt mittlerweile als Energiehub. Denn für den Im- und Export von erneuerbaren Energien, insbesondere grünem Wasserstoff, werde der Hafen nach eigenen Angaben eine zentrale Rolle spielen. „Der Hamburger Hafen bietet Uruguay den Zugang zu Deutschland und Europa und ist seit vielen Jahren ein geschätzter Partner für Know-how-Transfer und den Ausbau der kommerziellen Verbindungen“, sagt Franziska Gruber, Leiterin der Abteilung Dienstleistungen, Außenhandel und Nachhaltigkeit der Deutsch-Uruguayischen Industrie- und Handelskammer (AHK) mit Sitz in Montevideo. Insbesondere beim Aufbau einer internationalen Wasserstoffwirtschaft, in der sich Uruguay als Zulieferer klimafreundlicher Energieträger positionieren möchte, spiele die Kooperation mit dem Hamburger Hafen eine wichtige Rolle. Als Freihafen und Tor zur internationalen Wirtschaftsorganisation in Lateinamerika (Mercosur) biete der Hafen von Montevideo mit Blick auf das Abkommen mit der EU in Zukunft auch einen verstärkten Zugang zu Handelsströmen aus und in diesen Wirtschaftsblock.

Wasserstoff aus Uruguay und Kanada
Daniel Loureiro, Vizepräsident der Nationalen Hafenverwaltung Uruguays (links), und Axel Mattern, Vorstand Hafen Hamburg Marketing, bei der Unterzeichnung des MoU zwischen den Häfen Montevideos und Hamburgs.
© Senatspressestelle / Momme Dähne
Wasserstoff aus Uruguay und Kanada
Denis Caron, Präsident & CEO der Hafenbehörde Belledune (links), und Axel Mattern, HHM-Vorstand, unterzeichneten das MoU feierlich.
© HHM/Weidemann

Uruguay produziert heute schon im Durchschnitt 97 Prozent seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen und plant laut seiner Wasserstoff-Roadmap

bis 2030 zusätzliche zehn Gigawatt (GW) an grünem Wasserstoff, hauptsächlich für den Export, zu produzieren. „Die Zusammenarbeit beider Häfen in Energiefragen sowie dem Transfer von Know-how gliedert sich in weitere Partnerschaften des öffentlichen und privaten Sektors ein, die eine Win-win- Situation für beide Länder bringen“, fügt Gruber hinzu. „Die Häfen von Hamburg und Montevideo können dazu beitragen, grüne Energie von Südamerika nach Europa zu transportieren“, betonte Dr. Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, bei der Unterzeichnung des MoU 2022.

„Neben den bereits bestehenden Geschäften besteht die Idee, Erfahrungen mit dem Hamburger Hafen auszutauschen und zu sehen, welche Tools, die dort eingesetzt werden, für das Hafengebiet von Montevideo nützlich sein können“, ergänzt Andrés Nieto, National System Ports Area Manager der nationalen Hafenbehörde (ANP) in Uruguay. Es werde über die Möglichkeit nachgedacht, den Hafen von Montevideo, nicht nur für uruguayische Exporte zu nutzen, sondern auch Ländern wie Paraguay und Bolivien, die keine eigenen Seehäfen haben, für ihren Export und Import zur Verfügung zu stellen. „Und Uruguay will bis 2040 rund 1,9 Milliarden Euro in die Entwicklung von grünem Wasserstoff investieren. Mit seiner Lage so nah am Atlantik ist der Hafen von Montevideo ideal für den Export“, sagt er. Das Land begann in den 2010er-Jahren mit der Entwicklung alternativer Energien und arbeitet hauptsächlich mit einem Mix aus Solar-, Wasser- und Windkraft. Dadurch wird es möglich, eine große Menge grünen Wasserstoffs zu produzieren. Uruguay könnte eine Schlüsselrolle als Lieferant erneuerbarer Energiequellen spielen. Darüber hinaus verfügt es über Produktionskapazitäten, die den künftigen deutschen Bedarf an Methanol decken können, was insbesondere für die Dekarbonisierung der chemischen Industrie wichtig sein wird.

Der Laker „Federal Oshima“ verbindet den Hamburger Hafen seit Anfang April direkt mit den Großen Seen.
© HHM/Würke

Schon 2020 hatte die AHK Uruguay gemeinsam mit der deutschen Botschaft in Montevideo und mehreren deutschen Unternehmen eine Wasserstoffinitiative zur Lieferung von grünem Wasserstoff nach Deutschland gestartet. Einer der Gründer der Initiative ist die Firma Enertrag, die mit dem Tambor Green Hydrogen Hub in Tacuarembo im zentralen Norden des Landes das erste Exportprojekt in Uruguay entwickelt. Darüber hinaus ist Deutschland im Außenhandel wichtigster Partner Uruguays in Europa und belegt den 6. Platz in der uruguayischen Handelsbilanz. Aus Uruguay führt Deutschland hauptsächlich Zellulose, Rindfleisch, Wolle und Stoffe ein. Nach Uruguay exportiert Deutschland vor allem Pharmazeutika, Fahrzeuge, Autoteile und Chemikalien.

Beim Thema Wasserstoff will Deutschland auch mit Kanada enger zusammenarbeiten. So haben die kakanadische und die deutsche Regierung vereinbart, eine Energiepartnerschaft zu gründen. Die zielt darauf ab, dass beide Länder bis 2050 Netto-Null- Emissionen erreichen und damit das Pariser Klimaabkommen umsetzen, dem sowohl Kanada als auch Deutschland beigetreten sind. Sie unterstützen auch die im August 2022 in Stephenville, Neufundland, unterzeichnete gemeinsame Absichtserklärung zwischen Kanada und Deutschland zur Gründung einer deutsch-kanadischen Wasserstoffallianz. Um einen sicheren Zugang für den Transport von sauberen Kraftstoffen, grüner Energie und anderen Produkten zwischen beiden Staaten zu gewährleisten, haben die Belledune Port Authority (BPA) in Kanada und der Hamburger Hafen im Dezember 2022 eine Absichtserklärung unterzeichnet. Beide Häfen wollen bei der Beförderung von trockenen und flüssigen Massengütern und Industrieprodukten kooperieren. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Produktion, der Lagerung und dem Transport von umweltfreundlicheren Kraftstoffen wie grünem Ammoniak, Wasserstoff, Biomasse und erneuerbarem Erdgas. Der Hafen Belledune liegt am Atlantik und bietet einige der kürzesten Seeverkehrswege nach Europa. Er ist mit vier Seeterminals, 1.600 Hektar Industriegelände und einer modernen Infrastruktur ausgestattet.

Der Hamburger Hafen ist zudem seit Anfang April über die kanadische Reederei Fednav mit deren Atlantic Lakes Line (FAL Line)-Dienst auch direkt mit den Großen Seen verbunden, einer Gruppe von fünf zusammenhängenden Süßwasserseen in Nordamerika. Zu den Destinationen in Übersee zählen Hamilton in Kanada sowie Cleveland in den USA. Als erster sogenannter Laker legte die „Federal Oshima“ mit einer Tragfähigkeit von 36.000 Tonnen am Terminal C. Steinweg an. Fednav betreibt eine Flotte von etwa 120 weltweit verkehrenden Massengutfrachtern, von denen sich etwa 60 im eigenen Besitz befinden. Fednav hat seinen Hauptsitz in Montréal (QC), beschäftigt etwa 300 Büromitarbeiter und unterhält weltweit Handelsbüros.

„Dieser neue Dienst deutet an, dass es zu einer zunehmenden Diversifizierung der Linien kommt“, sagt Axel Mattern, Vorstand Hafen Hamburg Marketing e. V. Diesen Trend unterstreichen weitere Liniendienste, die im ersten Quartal den Hamburger Hafen mit gelistet haben. So nahm im Februar die Reederei Peter W. Lampke als deutsche Vertreterin von Ellermann City Liners Hamburg in die transatlantische Linie USX auf. Fünf Schiffe mit Kapazitäten von bis zu 5.000 TEU verkehren zwischen Hamburg, Tilbury, New York, Jacksonville, Wilmington, Bilbao, Antwerpen und Rotterdam und verbinden die Hansestadt somit direkt mit der US-amerikanischen Ostküste.

„Der USA Trade war schon immer der Klassiker eines jeden Schiffsmaklers und Linienagenten mit langer hanseatischer Verbundenheit“, erläutert Andree Brinkmann, Geschäftsführer von PWL Shipping. Die Reederei mit ihrer neuen Vertretung, der britischen Ellerman City Liners, gilt als einer der letzten „unabhängigen Linienagenten“ in Deutschland im USA-Vollcontainerverkehr. „Unsere Erfahrungen im US-Handel als unabhängiger Schiffsmakler und privat geführtes Unternehmen bestehen seit vielen Jahren zudem auch mit den PWL Shipping vertretenden Ro/Ro-Linienreedereien von deutschen Seehäfen zur USA“, erläutert er. Bislang befördert die Reederei in der Regel hochwertige Konsum- und Industriegüter von namhaften Herstellern und Produzenten aus Deutschland, Österreich, Schweiz sowie auch aus Polen und Tschechien. Die Abfahrten sind wöchentlich, jeweils donnerstags vom HHLA-Containerterminal Burchardkai (CTB) ausgehend.