Gut aufgestellt für den Weg in die Zukunft
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Gut aufgestellt für den Weg in die Zukunft

Im Universalhafen Hamburg ist der Umschlag von Massengut neben Containern das wichtige zweite Standbein.

Rund 30 Prozent der im Hamburger Hafen umgeschlagenen Waren sind Massengut, also Schüttgut wie Baumaterial und Düngemittel, Sauggut wie Getreide und Futtermittel, aber auch Greifergut wie Kohle und Erz sowie Flüssiggut wie Mineralöl und Chemikalien. Im Vergleich zum Containerumschlag mit einem Anteil von 70 Prozent steht dieses Segment daher etwas seltener im Rampenlicht. Zu Unrecht: Schließlich ist die Bedeutung dieses Segments unter anderem für die Energie- und Rohstoffversorgung sowie den Handel in der Region wie in ganz Deutschland und Europa nicht zu unterschätzen.

Etwa 36,2 Millionen Tonnen Massengut gingen im vergangenen Jahr über die Kaikanten an der Elbe. Dabei belief sich der Anteil des Saugguts auf 6,0 Millionen Tonnen. Das Greifergut ist in der Regel die stärkste Kategorie in Hamburg mit 20,2 Millionen Tonnen und an Flüssigladung wurden 10,0 Millionen Tonnen umgeschlagen. Dabei reduzierte sich der Umschlag im vergangenen Jahr wie in anderen Häfen der Welt aufgrund des Krieges in der Ukraine mit den damit verbundenen Sanktionen gegenüber Russland und den weltweiten Problemen in den Lieferketten als Folge de Corona-Pandemie. Auch unabhängig von diesen Ereignissen wird sich das Segment Massengut perspektivisch wandeln, da Kohle spätestens bis 2038 durch andere Energieträger substituiert werden muss – eventuell auch bis 2030, sollte der Ausstieg vorgezogen werden. Der Hamburger Hafen ist daher dabei, sich auf neue Produkte und Mengen vorzubereiten.

„In den vergangenen sechs Jahren konnten wir neue Kunden gewinnen, die einen Ersatz für die rückläufige Kohlemenge bieten“, berichtet Hansaport-Geschäftsführer Ben Thurnwald. Ein Beispiel dafür sei die Erweiterung der Logistik in den Raum Österreich, durch die verloren gegangene Mengen kompensiert werden konnten. „Das Thema Zirkularität ist ein zentrales Thema der Strategie 2030 unseres Hauptgesellschafters – der Salzgitter AG“, so Thurnwald. Auch Hansaport verfolge die daraus entstehenden Ziele nach seinen Möglichkeiten. „Seit 2017 zählt zum Beispiel die Aurubis zu unseren neuen Kunden, die über unsere Hafenanlage Schlacken, die als Nebenprodukt der Kupfererzeugung entstehen, durch den Einsatz in der Baustoffindustrie und/oder als Strahlmittel wieder in den Wirtschaftskreislauf bringen.“ Die anfänglich geringe Menge habe mittlerweile ein Volumen von fast 500.000 Jahrestonnen erreicht und wachse stetig weiter.

„Das Thema Zirkularität
ist ein zentrales Thema
der Strategie 2030.“

Ben Thurnwald,
Geschäftsführer Hansaport

Überdies werden nach dieser Strategie – und ebenfalls der Idee der Zirkularität folgend – primäre wie sekundäre Baustoffe eine zunehmende Bedeutung für den Hamburger Standort erlangen. „Hansaport übernimmt mit dieser Strategieanpassung auch eine Verantwortung für die Stadt Hamburg, Logistiklösungen für Großbauprojekte anzubieten, die die ökologischen Verkehrsträger Wasser und Schiene beinhalten“, unterstreicht der Geschäftsführer.

„Aktuell befinden wir uns allerdings aufgrund der geopolitischen Lage in einer Situation, in der wir bereits abgemeldete Kraftwerke wieder mit Kohle versorgen müssen, um die notwendige Energie in Deutschland zur Verfügung stellen zu können“, so Thurnwald weiter. Auch das konnte man in Altenwerder umsetzen: „Gemeinsam mit Hamburg Energie, einem unserer Kohlekunden, konnten wir trotz ausgelasteter Anlage die Zuund Ablauflogistik so anpassen, dass wir die zusätzlichen Kohlemengen den Kraftwerken zur Verfügung stellen können.“

Die Umstellung auf neue Kohle-Exportländer wie Kolumbien oder Südafrika macht Hansaport physikalisch keine Probleme. Logistisch sei allerdings schwierig, dass nun – bei voller Auslastung – mehr Exportländer und damit mehr unterschiedliche Lager für die Kohle erforderlich sind als zuvor. Aber: „Auch diese Herausforderung werden wir bestehen“, ist sich der Geschäftsführer sicher. „Unser Team leistet derzeit trotz Corona weit mehr als in ‚normalen‘ Jahren.“ Parallel bereite sich Hansaport weiterhin darauf vor, „nach dieser besonderen Situation wieder zu unserer ursprünglichen Strategie zurückzukehren“, und arbeite an Konzepten für künftige Nutzungen am Umschlagsplatz im Hamburger Hafen.

Denkbar seien beispielsweise die Zwischenlagerung von Baumaterialien, aber auch von Erdaushub und von Bauschutt für große Hamburger Infrastrukturprojekte – vom Bau der UBahn- Linie U5 bis hin zum Abriss der Köhlbrandbrücke. Ebenso könnten das Massengüter für die Energiewende sein, von Silizium für Batteriefabriken bis hin zu Biomasse für thermische Kraftwerke. „Hansaport wird auch in der langfristigen Zukunft eine bedeutende Rolle im Bereich des Massengutumschlags spielen“, unterstreicht Thurnwald. Genaue Umschlagszahlen veröffentlicht Hansaport nicht. Aber so viel gibt der Geschäftsführer dann doch preis: „Im vergangenen Jahr lagen wir bei knapp 15 Millionen Tonnen im Eingang und erwarten nach der aktuellsten Hochrechnung in diesem Jahr eine etwas höhere Umschlagstonnage, arbeiten aber wie gesagt an der Kapazitätsgrenze unseres Terminals.“

Erstes großes deutsches Wasserstoffimportterminal in Hamburg

Da der Bedarf an Wasserstoff in Deutschland die heimischen Produktionskapazitäten bei Weitem übersteigt, gilt es nun, die für den Import, die Verteilung und Nutzung erforderliche Infrastruktur aufzubauen. Einer der weltweit ersten Häfen, der eine solche Infrastruktur für den Wasserstoffimport anbietet, soll Hamburg sein. Im November vergangenen Jahres konnten Air Products und Mabanaft, ein führendes unabhängiges und integriertes Energieunternehmen mit Wurzeln in Hamburg, dann gute Nachrichten verkünden: Im Hamburger Hafen wird Deutschlands erstes großes Importterminal für grünen Wasserstoff auf dem Terminal von Mabanafts Tanklagersparte Oiltanking Deutschland im Hamburger Hafen entstehen, um einen wichtigen Beitrag zur Versorgung der Bundesrepublik mit diesem kostbaren Gas voraussichtlich ab 2026 zu leisten. Das Vorhaben reagiert zum einen auf die zunehmende Nachfrage nach sauberer Energie, um die Klimaziele zu erreichen, und zum anderen auf die Notwendigkeit, Energiequellen künftig breiter zu streuen. Dafür werden große Investitionen getätigt, allein im ersten Schritt rund 500 Millionen Euro.