Schiffsbezogene Hafenumfuhren sind der richtige Weg
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Schiffsbezogene Hafenumfuhren sind der richtige Weg

Mit einem neuen Service für schiffsbezogene Hafenumfuhren werden vorhandene Frachtkapazitäten auf Feederschiffen clever genutzt, um so die Straßeninfrastruktur in Hamburg zu entlasten und Transporte nachhaltiger zu gestalten.

Im Fokus stehen Umfuhren für Container, die per Schiff an einem Terminal in Hamburg eintreffen und von einem anderen Terminal weiterverladen werden.

Das gemeinsame Projekt auf Initiative der dänischen Reederei Unifeeder mit dem Hamburger Softwarehaus DAKOSY und der DIHLA DAKOSY Interessengemeinschaft Hamburger Linienagenten (DIHLA) zeigt, was durch praktische Zusammenarbeit im Hamburger Hafen möglich ist. Die neu geschaffene digitale Anwendung kann von allen Feedercarriern eingesetzt werden, die ebenfalls ihre freien Stellplätze für Hafenumfuhren nutzen wollen.

Seit dem 1. November 2022 können Container, die normalerweise täglich per Lkw zwischen den Hamburger Terminals transportiert werden, auf Feederschiffen im Hafen umgefahren werden. „Wir laufen täglich alle gängigen Hamburger Containerterminals an und haben immer ausreichend freie Kapazitäten, um zusätzliche Container auch innerhalb des Hafens mitzunehmen“, bringt es Florian Pein, Area Director West and Central Europe bei Unifeeder, auf den Punkt. Bei bis zu 85 Terminalanläufen pro Woche in Hamburg verfügt der größte Feedercarrier in Nordeuropa über eine erhebliche Menge freier Stellplätze. Diese sollen gezielt für Transhipment-Umfuhren (Transhipment: Umschlag von Containern zwischen Großcontainerschiffen und Feederschiffen) genutzt werden, die nicht am gleichen Terminal weiterverladen werden.

Aktuell werden die betroffenen Container per Lkw durch den Hafen transportiert. Die umweltfreundliche Alternative ist für Pein von besonderer Bedeutung, auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels bei den Lkw-Fahrern. „Wir spüren die Auswirkungen der seit Jahren rückgängigen Nachwuchszahlen im Lkw-Fahrerbereich. Dies führt stetig zu erheblich fehlenden Umfuhrmöglichkeiten und langen Wartezeiten im Hamburger Hafen“, betont Pein.

Der neu entwickelte Service umfasst Containerumfuhren per Feederschiff zwischen den HHLA Terminals CTA, CTT und CTB sowie Eurogate und in Kürze auch dem Süd-West Terminal. Mittelfristig strebt Unifeeder an, auf diesem Weg 50 Prozent seiner Transhipment- Umfuhren vom Lkw auf den Feeder zu verlagern.

„Wir bieten hafeninterne

Umfuhren auf

Feederschiffen“

Florian Plein,, Area Director West and
Central Europe bei Unifeeder

„Umfuhren zollrechtlich

sauber

abbilden“

Franz Schwanke, DAKOSY-Projektleiter

DIHLA-Geschäftsführer Alexander Geisler ist begeistert: „Durch schiffsbezogene Umfuhren können jährlich mehrere Tausend Container von der Straße geholt werden. Jeder Container, den wir über die Wasserstraße bewegen, bedeutet eine Einsparung an CO2.“

Um den neuen Service zu starten, mussten zunächst die Voraussetzungen für die digitale zollrechtliche Behandlung geschaffen werden. Die hierfür erforderliche Vorfinanzierung hat die DIHLA übernommen. Die Motivation verdeutlicht Geisler: „Durch die Nutzung der digitalen Infrastruktur ist der Weg frei, die Straßeninfrastruktur im Hafen zu entlasten und unter Berücksichtigung vorhandener Schiffskapazitäten umweltfreundlicher und damit zukunftsweisend unterwegs zu sein.“

Die digitale Basis bildet das von DAKOSY betriebene Port Community System, in welches das neue Modul integriert wurde. DAKOSY-Projektleiter Franz Schwanke erklärt die Anwendung: „Normalerweise muss ein exportseitiges Zollverfahren abgeschlossen werden, sobald ein Container auf ein Feederschiff verladen wird. Gemeinsam mit den Wirtschaftsbeteiligten und in Abstimmung mit dem Zoll haben wir jetzt eine Integrationsfunktion in der Importplattform IMP und der Exportplattform EMP geschaffen, mit der Umfuhren zollrechtlich sauber abgebildet werden können.“

In den Prozess wurde das sogenannte Umfuhrmanifest neu eingeführt. Mit diesem signalisiert der Feeder-Carrier per EDI-Schnittstelle oder über die IMP-Webanwendung, dass er eine Umfuhr per Feederschiff durchführen möchte. Daraufhin wird automatisiert ein Verwahrerwechsel ausgelöst und kein Ausfuhrprozess angestoßen. Mit dem Manifest wird zudem das Startterminal über die geplante Umfuhr informiert und im weiteren Verlauf mit Statusmeldungen versorgt.

Auf diese Weise kann das Terminal seine internen Prozesse ebenfalls optimiert steuern. Sönke Witt, Leiter der Geschäftskundenkommunikation bei der HHLA, hat das Projekt auf Seiten des Terminalbetreibers betreut. Er bestätigt: „Durch die Möglichkeit, Hafenumfuhren künftig per Feederschiff durchführen zu lassen, wird eine Bündelung von Volumen für Schiffsanläufe erreicht. Dieses führt für das Gesamtsystem Hafen zu einer Entlastung. Davon profitieren unsere Kundinnen und Kunden, unsere Terminals und die Infrastruktur.“

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