Viel Platz auf den Kanälen
Moderne Schubverbände können bis zu 176 TEU aufnehmen.
© HHM / Stefan Breitenbach

Viel Platz auf den Kanälen

Verlader beziehen beim Verkehrsträger-Mix immer häufiger das Binnenschiff mit ein.

Das Binnenschiff gilt als umweltfreundliches Transportmittel. Dabei muss es nicht ausschließlich Massengut sein. Immer häufiger bieten Reedereien auch Containerdienste an. In den Logistikabteilungen der verladenden Wirtschaft gehört das Verkehrsmittel daher in die Kalkulation für viele Transportketten – und zwar nicht nur auf der langen Strecke. Auch auf kürzeren Routen kann es in vielen Fällen Vorteile zum Lkw haben. Einer dabei ist offensichtlich: Beim Binnenschiffstransport dürfen rund vier Tonnen mehr Ladung in den Container gepackt werden – ein Vorteil, der die gesamte Transportkette günstiger macht. Ein weiterer ist die Zuverlässigkeit. Zwar ist das Binnenschiff nicht so schnell wie der Lkw, dafür gibt es auf den Wasserstraßen so gut wie keine Staus und die Reedereien können auf Wünsche der Kunden schneller reagieren. „Unsere Liniendienste sind noch sehr flexibel. Wir müssen uns nicht starr an Abfahrten halten. So versuchen wir mit unseren Kunden immer eine Lösung zu finden“, sagt Rene Oloff, Niederlassungsleiter bei der Deutschen Binnenreederei in Hamburg.

Die Deutsche Binnenreederei war das erste Unternehmen, das mit dem Transport von Containern auf Binnenschiffen begonnen hatte. Heute gehört sie zu den führenden Reedereien beim Transport von Containern per Binnenschiff von und nach Hamburg. Im Jahr werden so über 90.000 TEU im Durchschnitt verschifft. „Unsere erste Linie ging über die Elbe nach Riesa. Heute gehören noch viele andere Häfen dazu. So fahren wir über den Elbe-Seitenkanal und den Mittellandkanal nach Braunschweig, Hannover bis nach Minden. Auf der anderen Seite geht es auch nach Fallersleben“, erläutert Oloff. In den Containern befindet sich unterschiedliche Ladung. Am häufigsten sind Konsumgüter, Holz oder Möbel, Automotive-Produkte, Natursteine und chemische Produkte, darunter auch Gefahrgut, an Bord. In der Binnenschifffahrt werden die Einheiten zunehmend größer. So hat die Deutsche Binnenreederei auch einen Koppelverband mit einer Kapazität bis zu 176 TEU.

Für den Transport der beladenen Schubleichter vom und zum Hamburger Hafen sind immer zwei bis drei Schubschiffe im Einsatz. In Hamburg werden in der Regel alle Terminals angelaufen, um Container ein- und auszuladen. Dazu kommen Umfuhren zwischen den Hamburger Terminals. Dafür werden Hafen-Schubschiffe eingesetzt. „Je nach Bedarf hilft ein Strecken- Schubschiff an den Haupttagen aus, das anschließend wieder die Häfen im Hinterland anläuft. Im Peutehafen stellen wir dann die Verbände für das Hinterland zusammen“, sagt Heiko Tominski, Vertriebsmanager bei der Deutschen Binnenreederei. Momentan bietet die Deutsche Binnenreederei zwischen zehn und zwölf Abfahrten wöchentlich an.

Insgesamt wird der Hamburger Hafen über 10.000- mal im Jahr von Binnenschiffen angelaufen. Bei der Steuerung der Schiffe im Hamburger Hafen unterstützt auch das Hamburg Vessel Coordination Center (HVCC). Eine der Aufgaben ist es, alle Schiffsanläufe im Hafen mit den Terminalabläufen zu koordinieren. Es sammelt dafür alle erforderlichen Daten der einzelnen Beteiligten. Um den Zulauf der Binnenschiffe noch besser in die Prozesssteuerung einzubinden, stimmen sich Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes und der Arbeitskreis Binnenschiff Hamburg gerade ab. Hier sollen die Daten aus dem automatischen Identifikations-System (AIS) der Schiffe und Verkehrsdaten aus dem Schleusenmanagement- System als Echtzeitdaten für die Bewertung des Verkehrsflusses und Nutzung zur Anlaufsteuerung im Hamburger Hafen mit in die Binnenschiffsplattform des HVCC einfließen.

Viel Platz auf den Kanälen

Deutsche Binnenreederei

Meilensteine:

1949

Die VEB Deutsche Schifffahrtsund Umschlagzentrale (DSU) wird gegründet. Sie bestand aus vier selbständigen Betrieben in Berlin, Magdeburg und Stralsund und Dresden, wo nur Passagierschiffe betrieben wurden.

1990

Nach der Wiedervereinigung wurde die Deutsche Binnenreederei GmbH als Treuhandbetrieb gegründet. 2001 wird dann aus der Gesellschaft mit beschränkter Haftung eine Aktiengesellschaft. Ein weiterer Wechsel steht sechs Jahre später an. Die polnische Odratransgruppe übernimmt die Deutsche Binnenreederei.

2020

Die Rhenus Gruppe übernimmt die Deutsche Binnenreederei und führt das Unternehmen weiter.
Zwischen dem Hamburger Hafen und verschiedenen Häfen auf der Elbe, dem Elbe- Seitenkanal und dem Mittellandkanal ist die Deutsche Binnenreederei mit zwei Motorschiffen, fünf bis sechs Schubverbänden und einem Koppelverband unterwegs.

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