Pretty pink positioniert
© Glomb

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Zu den wichtigsten Verkehrsträgern gehören im Hamburger Hafen die Lkw. Allein die Bremerhavener Spedition GCD Glomb Containerdienst hat im vergangenen Jahr 254.200 TEU (20-FußStandardcontainer) transportiert. Um die Prozesse weiter zu optimieren, arbeitet sie daran, so viele Daten wie möglich elektronisch auszutauschen.

Die pinkfarbenen Lkw der Spedition GCD Glomb sind in Deutschlands größtem Hafen nicht zu übersehen. Das liegt allerdings nicht nur an der leuchtenden Farbe, die der Gründer Sigward Glomb senior einst als Schutz vor Diebstahl im damals unbewachten Hafen einführte. Vor allem erklärt sich die Präsenz dadurch, dass das Unternehmen aus Bremerhaven auf den Transport von Seecontainern spezialisiert und daher regelmäßig im sogenannten nassen Dreieck von und nach Hamburg, Bremerhaven und Bremen unterwegs ist.

„Für uns ist der Hamburger Hafen sehr wichtig“, betont Sigward Glomb junior, der zusammen mit seinem Bruder Matthias das auf den Containertransport spezialisierte Unternehmen leitet. Gegründet wurde es 1980 von ihrem Vater Sigward Glomb senior. Heute hat das Unternehmen einen jährlichen Umsatz von rund 30 Millionen Euro. Neben dem Nahverkehr – darunter Hafenumfuhren – mit rund 20 Prozent macht der innerdeutsche Fernverkehr mit dem Hamburger Hafen rund 80 Prozent des Geschäfts aus.

Reibungslose Abläufe im Hamburger Hafen sind daher für Glomb von großer Bedeutung, denn zusätzlicher Aufwand kostet Zeit und Geld. Als dort Ende 2017 das Slotbuchungsverfahren inklusive einer Kontingentierung eingeführt wurde, um Wartezeiten zu verringern, waren zunächst viele Spediteure skeptisch, auch Glomb: Sie dachten vor allem an den zusätzlichen Arbeits- und Administrationsaufwand, der dadurch auf Seiten der Logistiker entstand. Hinzu kam, dass die Zahl der No-Shows, also der zunächst angemeldeten, dann aber doch nicht gelieferten Container stark anstieg: „Einige Spediteure buchten möglichst viele Zeitfenster, um mit ihren Fahrzeugen flexibel reagieren zu können“, unterstreicht Sigward Glomb junior. „Gleichzeitig blockierten sie dadurch andere Spediteure.“ Slots seien dadurch zum Teil nur noch schwer zu bekommen gewesen – auch für Spediteure wie Glomb, die keine solchen “Dummy-Buchungen“ vornahmen.

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Slot-Buchungsverfahren wird unterstützt

Inzwischen hat sich die Situation jedoch verbessert: „Mit den Tourenplänen gibt es weniger Probleme bei der Abgabe der Container, weil vorher geklärt ist, ob alle notwendigen Unterlagen zur Abgabe oder Aufnahme vorliegen“, unterstreicht Glomb. „Das ist gut.“ Viele Spediteure sind längst davon überzeugt, dass ein solches Verfahren grundsätzlich sinnvoll und un erlässlich ist, um das steigende Ladungsaufkommen pro Schiff und die Lkw-Anläufe insgesamt besser zu koordinieren. „Die Zeitfenster haben auch Vorteile, da viele Probleme im Vorweg geklärt werden können“, berichtet Glomb. Als weitere Verbesserung wünschen sich die Spediteure allerdings, dass der Durchlauf an den Terminals für Lkw erhöht wird und noch mehr Zeitfenster zur Verfügung stehen.

Wie die Terminalbetreiber HHLA und Eurogate arbeitet auch die Bremerhavener Spedition mit ihren 60 unternehmenseigenen Lkw, darunter fünf Tieflader, 120 Containerchassis und weiteren rund 200 Fahrzeugen von Subunternehmern, stetig daran, dass der Containertransport effizienter und nachhaltiger wird. So hat das Unternehmen zum Jahreswechsel 2021/2022 die gesamte Auftragsmappe fast komplett digitalisiert: Mithilfe elektronischer Flottenführung, Track & Trace und einer komplett elektronischen Auftragsübermittlung mit Statusmeldungen für die Kunden – vor allem Reedereien und Seehafenspeditionen sowie Umschlagunternehmen – kann Glomb die Container so pünktlich wie möglich am Beladeort gestellen und die Kunden proaktiv informieren.

Schließlich muss das Familienunternehmen die oft sehr kurzfristig vergebenen Trampaufträge für den Im- und Export zuverlässig und flexibel abwickeln. Seit Beginn der Pandemie seien es allerdings „turbulente Zeiten“, berichtet Glomb. „Es gibt kaum planbare Schiffsankünfte, und gerade im Import werden die Termine oft sehr kurzfristig verschoben, was insbesondere bei Wochenendankünften eine echte Herausforderung ist.“ Durch die gegenwärtig knappen Frachtkapazitäten hat sich jedoch auch auf der Kundenseite etwas verändert: „Sie wissen, wie schwer es ist, Lkw-Kapazitäten zu bekommen und wie hoch die Kraftstoffpreise gestiegen sind. Außerdem machen die Frachtkosten für den Landweg nur noch einen Bruchteil der für die Seefracht aus.“ Deshalb können die höheren Kosten anders als früher auch weitergegeben werden: „Die Denke hat sich komplett gewandelt“, unterstreicht Glomb.

„Für uns
ist der
Hamburger Hafen
sehr wichtig."

Sigward Glomb
Geschäftsführender Gesellschafter
bei GCD Glomb Containerdienst

Mitarbeiterbindung im Familienunternehmen

In herausfordernden Zeiten zahlt sich der ohnehin hohe Stellenwert der 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Familienunternehmen noch einmal stärker aus als ohnehin: Daher setzt Glomb auch weiterhin auf eigenen Nachwuchs und bildet pro Jahr drei bis fünf Kraftfahrerinnen oder Kraftfahrer und fünf bis sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Bürojobs aus. „Für unsere rund 85 Fahrer versuchen wir, gute Arbeitsbedingungen zu schaffen, indem wir zum Beispiel besonders gute Lkw mit großen Motoren anschaffen“, berichtet Glomb. „Ebenso wichtig ist natürlich ein angemessener Lohn, der in den vergangenen zehn Jahren um rund 30 Prozent gestiegen ist.“ Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Schulung und Weiterbildung der Fahrerinnen und Fahrer: „Wir übernehmen freiwillig die Kosten für die fünf Fortbildungsmodule, die im Rahmen der Verlängerung der Gültigkeit des Führerscheins alle fünf Jahre erforderlich sind.“ Außerdem werden sie im Rahmen des von der Spedition erarbeiteten Prämiensystems mit monatlich 200 Euro belohnt, wenn sie vorausschauend und energieeffizient fahren. Dazu hat Glomb die Höchstgeschwindigkeit der Lkw elektronisch auf 82 Stundenkilometer begrenzt, um Treibstoff zu sparen und die Umwelt zu schonen. „Viele begrüßen das, weil sie das Fahren aufgrund der fehlenden Überholmanöver entspannter finden“, erzählt Glomb.

Außerdem beschäftigt sich Glomb derzeit auch intensiv mit alternativen Antrieben bei der Neuanschaffung von Fahrzeugen: „Ursprünglich hatte ich vor allem an LNG gedacht. Aufgrund der aktuellen Preisentwicklung ist Flüssiggas allerdings derzeit nicht wirtschaftlich. Interessant sind aber batterie-elektrische Antriebe für den innerstädtischen Bereich und die Umfuhren im Hafen – das schauen wir uns gerade genau an.“ Vorstellbar sei hier „eine Handvoll Fahrzeuge“. Einige Fragen seien allerdings noch zu klären, beispielsweise im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit, Ladungsmöglichkeiten und Fördermittel.

Und auch IT-seitig will Glomb noch einen Schritt weitergehen: „Wir denken gerade über eine Software für das Unternehmen nach, was eine komplette Umstellung der gesamten Inhouse-IT und Telematik bedeutet“, erzählt Glomb. „Das ist allerdings eine Operation am offenen Herzen und muss gut geplant werden.“ Denn wie Logistiker wissen, bietet die Digitalisierung sowohl riesige Chancen als auch Herausforderungen. Letztlich gibt es allerdings nur eine Option, wie schon Franz Kafka wusste: „Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.“

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Mit dem Seitenlader können Fahrerin oder Fahrer Container selbständig heben.
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Das Unternehmen

GCD Glomb Containerdienst

2021 hat GCD Glomb Containerdienst 254.200 TEU transportiert. Folgendes Equipment steht zur Verfügung: Kühlchassis, Multichassis, 45-Fuß-Multichassis, Plattformen, Tankchassis, Rolltrailer fähige Chassis, 20-Fuß- und 40-Fuß-Kippchassis, 2-AchsTiefbetten, 3-Achs-Tiefbetten, 3-Achs-Semitieflader, 5-Achs-Semitieflader und Begleitfahrzeuge der zweiten und dritten Generation (BF2 und BF3). Ganz neu und in Deutschland – anders als in Schweden – derzeit ein Alleinstellungsmerkmal ist ein Seitenlader, der Container bei Kunden ohne Rampe selbständig aufnehmen und absetzen kann.

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