An Bord zählt jedes Detail
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An Bord zählt jedes Detail

Wer Ladung auf Containerschiffen korrekt sichert, schützt dreifach – die Waren, die Crew und die Umwelt. Im Sinne kontinuierlicher Verbesserung setzt Hapag-Lloyd auf Details und hat bereits vor Jahren eine nachhaltige Lösung entwickelt

An Bord auf hoher See müssen sich alle auf die Ladungssicherung verlassen können. Die Anzahl der Container, die branchenweit jährlich über Bord gehen, liegt im Millionstel-Bereich in Relation zu den insgesamt transportierten Containern. Schon Verluste einzelner Boxen können jedoch eine große Schadenswirkung haben – zum Beispiel wenn Gefahrgut beteiligt ist und die Umwelt belastet wird. Für eine optimale Ladungssicherung richten sich sowohl Containerreedereien, ihre Kunden und deren Packbetriebe nach dem CTU-Code: dem Code of Practice for Packing of Cargo Transport Units. Der offizielle Leitfaden der International Maritime Organization (IMO) gibt eine klare und einfache Hilfestellung. Dabei kommt es einerseits auf die Sicherung der Container auf dem Schiff an und andererseits auf die Sicherung der Waren innerhalb der Container.

Per Twistlocks werden Container an ihren Eckbeschlägen, den Corner Castings, auf dem Schiff und mit den Containern untereinander befestigt. Mit Lashstangen werden die übereinandergestapelten Container zusätzlich am Schiff fixiert. Heute werden Containertürme nicht mehr zusätzlich quer verbunden, damit sie autark gestaut oder entladen werden können. Bei starkem Seegang bietet diese Praxis zudem eine höhere Elastizität. Darüber hinaus muss die Stabilität des Schiffs berücksichtigt werden. Die komplexen Sicherungssysteme eines Containerschiffs werden mit empirischen Formeln der Klassifikationsgesellschaften berechnet, wobei Längs-, Quer- und Vertikalbeschleunigungen eine Rolle spielen. Jedes Glied in der Sicherungskette ist entscheidend.

Transportsicherheit fängt allerdings bereits jenseits des Containerschiffs an: in der Hafenlogistik und überall dort, wo Container beladen werden. Vor allem beim sicheren Beladen von Special Cargo ist die enge Abstimmung aller Beteiligten wichtig. So arbeitet HapagLloyd zum Beispiel im Hamburger Hafen mit der HHLA zusammen, um mit Hilfe eines Schwimmkranes Schwergut wie Eisenbahn-Baumaschinen auf Containerschiffe zu hieven. Dafür müssen die Maschinen zunächst an einem extra Pier angeliefert werden (siehe Foto).

„Im Vergleich zu anderen Häfen weltweit ist der Qualitätsstandard im Hamburger Hafen, wenn es um Ladungssicherung geht, mit am höchsten – und eine sehr gute Referenz“, betont David Piel, Senior Manager Special Cargo bei HapagLloyd. „Wenn ich besondere Ladung in China oder Asien zu befördern habe, teile ich mit unseren Teams vor Ort gerne Fotos aus Hamburg, um zu erklären, wie die Ladung am besten gesichert werden kann.“

"Der Qualitätsstandard
ist im
Hamburger Hafen
am höchsten."

David Piel
Senior Manager Special Cargo Hapag-Lloyd

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Richtig gesichert überstehen die Produkte auf den Containern auch einen Sturm

Stahl statt Holz-Bambus-Hybrid

Hapag-Lloyd wollte bereits vor über zehn Jahren die Ladungssicherung und insbesondere den Containerboden ganzheitlich besser machen: stabiler, weniger reparaturanfällig und recycelbar. Deshalb hat die Reederei den Stahlboden entwickelt, der anfangs im Special Cargo und im Gefahrgut benutzt wurde. „Beim Thema Sicherheit entscheiden oft Details“, sagt David Piel. „Ein wesentlicher Aspekt ist, dass die Ladung unabhängig vom Bodenmaterial gesichert werden muss. Es ist aber heutzutage eher unwahrscheinlich, dass man beim Öffnen einer Containertür noch einen Holzboden vorfindet.“ Bei Containern werden viele verschiedene Bodenmaterialien verwendet. Das können Materialien wie Bambus, Kunststoff, OSB oder eben Stahl sein. Mit Blick auf heutige Nachhaltigkeitsziele wird Stahl verstärkt eingesetzt. Der Umweltschutz ist wichtiger geworden, und zunehmend kommt eine Frage auf: Wie nachhaltig sind die eingesetzten Materialien? Eine Stahlboden-Box, die irgendwann zu Stahlschrott wird, kann zu hundert Prozent recycelt werden – anders als ein Stahlcontainer mit Holzboden, der mit Kleber versehen ist. Der Stahlboden-Container eignet sich für alle Güterarten. Sie sind ohne chemische Zusätze und länger haltbar als Container mit Holz- sowie Bambusböden. 2013 wurden sie von Hapag-Lloyd ins feste Repertoire aufgenommen – zunächst hauptsächlich im Segment der 20-Fuß-Standard- und Spezialcontainer. Die Verwendung von Holzbalken und Zurrgurten ist die beste Methode, die Ladung innerhalb der Container an Ort und Stelle zu halten. Antirutsch-Material vergrößert die Reibung und wird in Containern mit Stahlböden verwendet.

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Transparenz erhöhen und Gefahrgut kontrollieren

Die Flotte von Hapag-Lloyd hat eine Schiffskapazität von 1,8 Millionen TEU sowie eine Containerkapazität von 3,0 Millionen TEU. Als eines von acht Themenfeldern hat Hapag-Lloyd im vergangenen Jahr die Ladungssicherheit unter dem Begriff „Transportsicherheit“ fest in seiner erweiterten Nachhaltigkeitsstrategie verankert. Das Ziel: 100 Prozent der Container sicher zum Bestimmungsort transportieren. Im Rahmen zielgerichteter Nachhaltigkeitsmaßnahmen will Hapag-Lloyd die Transparenz über verlorene Container und beschädigte Ladung weiter erhöhen. Bis 2023 wird Hapag-Lloyd seine gesamte Containerflotte mit Echtzeit-Tracking ausstatten. Die Monitoring-Geräte werden Daten von jedem Container übermitteln – und so auch plötzliche Erschütterungen des Containers überwachen. Die Digitalisierung macht die Containerschifffahrt hier nicht nur effizienter, sondern auch sicherer. Damit das Bewusstsein für eine ganzheitliche Ladungssicherung geschärft wird, unterstützt Hapag-Lloyd Leuchtturm-Projekte wie die Arbeitsgruppe des World Shipping Council „Container Lost at Sea“ oder die branchenweite Studie MARIN.

Mehr Zurrpunkte zum Sichern

„Pro laufendem Meter können sehr viel größere Punkt-Lasten geladen werden, was den StahlbodenContainer vor allem für schwere Waren wie Maschinen interessant macht“, erläutert David Piel. Zum Vergleich: Der 20-FußHolzboden kann 4,6 Tonnen pro Meter laden, der gleiche Container mit Stahlboden 7,6 Tonnen. Noch größer ist der Unterschied beim 40-Fuß-Container, wo der Holzboden drei Tonnen pro Meter aushalten kann und der Stahlboden doppelt so viel. „Außerdem gibt es mehr Zurrpunkte als bei der Holz-Bambus-Hybrid-Version, wodurch eine Ladungssicherung noch effizienter durchgeführt werden kann.”

Die Stahlboden-Container lassen sich darüber hinaus so reinigen, dass sie ohne Rückstände von vorherigen Verladungen nahezu geruchsneutral wieder mit neuen, auch empfindlichen Gütern wie Lebensmitteln oder Kleidung beladen werden können. Stahlboden-Container werden deshalb unter anderem von Kundinnen und Kunden aus der Kaffeebranche angefragt. „Anders als beim Holzboden nimmt der Stahl keine Gerüche oder Flüssigkeiten auf”, erläutert David Piel. „Auch durch die leicht gewellte Form steht bei ausgetretenen Flüssigkeiten oder Schwitzwasser die Ladung nicht im Nassen.“ Stahlböden werden also zunehmend bei Standardcontainern benutzt. Für Special Cargo- sowie Gefahrguttransporte werden sie schon seit langem auch bei OpenTop- und High-Cube-Containern eingebaut.

„Jedes Ladungsgut muss seinen spezifischen Eigenschaften gemäß gesichert werden und den Ansprüchen des zu befahrenden Seegebiets genügen“, sagt David Piel. „Als Faustregel kann gelten, die Ladungssicherung immer auf den anspruchsvollsten Verkehrsträger auszurichten. Eine gute Ladungssicherung kommt einer Versicherung gleich.“ Diesen Leitsatz überträgt David Piel auch auf sein Privatleben – wenn er mit seiner Familie mit dem Auto in den Urlaub fährt, packt er seine Koffer wie einen Container: „Erst spiele ich Tetris im Koffer, dann im Kofferraum. Ich arbeite auch in meinem Kofferraum mit Laschgurten und vermeide jeden Zwischenraum. Erst dann kann ich beruhigt in Urlaub fahren.“

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