Quartiersleute
Es war einmal vor mehr als 300 Jahren…
Der Begriff „Quartiersmann“ ist in den Hamburger Speichern entstanden und wird bis heute in der Hansestadt verwendet. Der Arbeitsplatz des Quartiersmannes gibt Aufschluss über die Herkunft seines Namens: Weil er stets im Speicher seines Auftraggebers tätig war, sprach man von seinem Quartier. Der Beruf entstand im 17. Jahrhundert, als in den Speichern von Kaufmannshäusern erstmals Quartiersleute beauftragt wurden, die für den Kaufmann die gesamte Abwicklung von Warenimporten, von der Kontrolle und Beurteilung der Güter bis hin zur Bearbeitung, Lagerung und dem Weitertransport zum Kunden übernahmen. Das Gewerbe führten sie selbstständig in Gruppierungen von jeweils vier Leuten aus. Für ihre Firmierung verwendeten die Quartiersleute in der Regel den Namen eines Quartiersmannes mit der Endung „& Consorten“, welche die drei weiteren Teilhaber repräsentieren.
Service rund um die Ware
Kakao, Kautschuk, Früchte, Tee, Kaffee, Felle, Häute, Därme, Papier, Metalle, Getreide, Gewürze, Nüsse – Waren verschiedener Art sind das Spezialgebiet der Quartiersleute. Der Kaufmann profitiert vor allem vom ausgeprägten Fachwissen und der praktischen Erfahrung seiner Quartiersleute mit verschiedenen Gütern. Die Arbeit eines Quartiersmannes ist vielseitig: Neben der Warenannahme ist er für die Entnahme von Proben zur Qualitätskontrolle zuständig. Bevor die Ware fachgerecht eingelagert wird, übernimmt der Quartiersmann gegebenenfalls die Veredelung und Bearbeitung von Gütern. Darüber hinaus kümmert er sich auch um den Weitertransport zum Kunden, inklusive aller Formalitäten, wie z.B. der Zollabwicklung. Durch die fachmännische Begleitung der Waren und die persönliche Beratung durch seinen Quartiersmann, bleibt dem Kaufmann die Anwesenheit bei der gesamten Abwicklung erspart. Er kann sich auf die Sorgfalt, das Wissen und die Erfahrung seines Quartiersmannes verlassen.
Moderne Hafenlogistik mit Tradition
Mit dem technischen Fortschritt haben sich auch die Aufgabenfelder verändert. Der moderne Quartiersmann hat seine Tracht inzwischen abgelegt und viele althergebrachte Werkzeuge durch Maschinen ersetzt. Großflächige Lager ersetzen die einstigen Speicherböden. Heute sind Quartiersmänner moderne Hafenlogistiker, die eine noch größere Bandbreite von Dienstleistungen schnell und effizient abwickeln können. Viele Quartiersmänner firmieren heute als Lagereigesellschaft oder Logistik GmbH. Vereinzelt findet sich aber auch noch die traditionelle Endung „& Cons.“ in der Firma. In der Betriebsgröße hat sich im Vergleich zur Vergangenheit hingegen kaum etwas verändert: Auch heute noch handelt es sich meist um kleinere und mittlere Unternehmen, bei denen Kaufleute vom oftmals direkten Kontakt zum Inhaber, kurzen Entscheidungswegen und geringen Verwaltungskosten profitieren.