Nord-Ostsee-Kanal
Der NOK ist unverzichtbar für den Hamburger Hafen
Der Nord-Ostsee-Kanal (NOK) ist die meist befahrene Seeschifffahrtsstraße der Welt. Er verbindet Nord- und Ostsee und ist somit unverzichtbar für den Hamburger Hafen. Jeder Dritte Container, der hier umgeschlagen wird, passiert den NOK.
Der Hamburger Hafen wird aufgrund seiner Hub-Funktion von vielen Großschiffen aus allen Teilen der Welt angelaufen. Die Import- und Export Ladung wird dann von Feederschiffen regional weiterverteilt. Für diese ist der Nord-Ostsee-Kanal der schnellste und kürzeste Weg in Richtung Ostseeregion. Anstatt des Weges über Skagen am nördlichsten Punkt Dänemarks erspart die 100 Kilometer lange Kanalpassage etwa 650 Kilometer.
Im Jahr 2023 wurden rund 77 Mio Tonnen Ladung transportiert. Insgesamt haben den Nord-Ostsee-Kanal im vergangenen Jahr mehr als 26.000 Schiffe befahren.
Nord-Ostsee-Kanal: Ein 125-jähriger macht sich flott
© HHM / Jochen Wischhusen
Der Nord-Ostsee-Kanal: ein Jahrhundert-Projekt
Der Nord-Ostsee-Kanal ist heutzutage eine der wichtigsten künstlich angelegten Wasserstraßen der Welt. Rund 27.000 Seeschiffe, darunter viele Feeder-, Kreuzfahrt- und auch Binnenschiffe passieren ihn jährlich. Auch für Freizeitboote und touristische Fahrten ist er heutzutage ein beliebtes Ziel – vor 125 Jahren noch undenkbar. Damals war der sogenannte „Eiderkanal“ vielmehr ein Labyrinth von diversen Flüssen, Bächen und Rinnsalen und kaum schiffbar. Um der kaiserlichen Flotte den Verkehr zwischen Nord- und Ostsee zu ermöglichen, ohne dabei dänische Hoheitsgewässer durchqueren zu müssen, beschlossen Kaiser Wilhelm I. und Reichskanzler Otto von Bismarck erstmals einen Durchbruch der Landenge zwischen Brunsbüttel und Kiel-Holtenau und gaben am 3. Juni 1887 den Startschuss für den Bau eines Kanals.
Bis zu 9.000 Arbeiter aus ganz Europa stellten den Kanal innerhalb von 8 Jahren fertig, sodass er am 21. Juni 1895 eröffnet werden konnte. Der zu dieser Zeit amtierende Kaiser Wilhelm II. taufte ihn zu Ehren seines Großvaters auf den Namen „Kaiser-Wilhelm-Kanal“. Gute 10 Jahre nach Fertigstellung jedoch bemerkte man, dass die Schiffe der kaiserlichen Marine in der Zwischenzeit um einiges größer geworden waren und dass das ca. 67 Meter breite Gewässer inzwischen kaum noch ausreichte. Daraufhin wurde zwischen 1907 und 1914 die Fahrrinne von 22 auf 44 Meter verbreitert. Der einst für die Marine erschaffene Kanal entwickelte sich nach dem zweiten Weltkrieg schnell zur Kreuzfahrt- und Warenroute zwischen Ost- und Nordsee und gewann zunehmend an internationaler Bedeutung. Im Jahr 1948 wurde er dann schließlich zum „Nord-Ostsee-Kanal“ umbenannt.
Durch die Größenentwicklung der Fracht- und Kreuzfahrtschiffe stand der Nord-Ostsee-Kanal jedoch 1966 vor dem gleichen Problem wie knapp 50 Jahre zuvor – er war zu klein. Im Zuge der zweiten Erweiterung des Kanals bekam er letztendlich sein heutiges Gesicht. Mit Ausnahme der Oststrecke wurde die Fahrrinne auf 90 Meter und die Gesamtbreite auf 162 Meter erweitert. Inzwischen ist der Nord-Ostsee-Kanal also fast drei Mal so groß, wie der ehemalige Kaiser-Wilhelm-Kanal vor nun 125 Jahren.
Der NOK hat sich im Laufe der Jahre an seine Anforderungen und die neuen Gegebenheiten angepasst. Nicht zuletzt deswegen ist er auch 125 Jahre nach seinem Erbau immer noch die wichtigste künstlich angelegte Wasserstraße Deutschlands, die auch für den Hamburger Hafen unverzichtbar ist.
Investitionen in die Zukunft des Kanals
Neubau einer dritten großen Schleusenkammer in Brunsbüttel
Die große Schleuse ist seit 1914 durchgehend in Betrieb und muss deshalb saniert werden. Um die Leistungsfähigkeit des Nord-Ostsee-Kanals zu gewährleisten, wird in einem ersten Schritt derzeit in Brunsbüttel – im Bereich zwischen den bestehenden Schleusen – eine neue Schleuse gebaut. Mit einer Nutzlänge von 330 Metern wird sie 20 Meter länger sein als die vorhandenen Schleusenkammern. Im Anschluss daran kann die bestehende große Schleuse saniert werden.
Ausbau der Oststrecke zwischen Königsförde und Kiel-Holtenau
Da die ca. 18 Kilometer lange Oststrecke des Kanals noch immer dem alten Kanalbett von 1914 entspricht, hat sich dieser Streckenabschnitt zu einem Engpass für die Schifffahrt entwickelt. Deshalb wird in diesem Bereich die Kanalböschung ausgebaut und die Sohle auf eine Mindestbreite von 70 Metern erweitert.
Ersatzneubau der Levensauer Hochbrücke
Die kombinierte Fußgänger-, Straßen- und Eisenbahnbrücke wurde 1893 gebaut und ist die älteste Brücke des Nord-Ostsee-Kanals. Da ab 2024 mit dem Ende der technischen Lebensdauer zu rechnen ist und die Durchfahrtsbreite der Bogenbrücke für die heutigen Schiffe zu klein ist, wird sie ersetzt.
Ersatzneubau der kleinen Schleuse Kiel
Nach mehr als 100 Jahren Betrieb, muss die Schleusenanlage Kiel saniert werden. Begonnen wird mit dem Ersatz der kleinen Schleuse, die wegen erheblicher baulicher Schäden seit 2014 außer Betrieb ist. Nach dem Ersatzneubau der kleinen Schleuse kann mit der Sanierung der großen Schleuse begonnen werden.