Modell der Hammaburg im 9. Jahrhundert, Stiftung Historische Museen Hamburg, Museum für Hamburgische Geschichte, Foto: Fischer-Daber
Im 9. Jahrhundert entstand zum Schutz eines Handelsweges, der dicht zur Mündung in die Elbe das feuchte Marschland der Alster querte, eine Befestigung, die Hammaburg. Die schon damals günstige verkehrsgeografische Lage begünstigte die Entwicklung erster Anlegemöglichkeiten für Schiffe. Ein kaum 100 Meter langer Holzsteg an einem Wasserlauf parallel zur heutigen Reichenstraße wurde zur Keimzelle eines Welthafens.
Modell (Diorama) des Hamburger Alsterhafens im Jahre 1497, Stiftung Historische Museen Hamburg, Museum für Hamburgische Geschichte, Foto: Fischer-Daber
In den folgenden Jahrhunderten gediehen Siedlung und Hafen zunächst nur langsam, denn neben willkommenen Besuchen von Kaufleuten gab es unwillkommene der Wikinger, die die junge Stadt zerstört zurückließen. Der Hafen entwickelte sich am Nikolaifleet, dort gab es bald auch einen festen Kai. Durch den Freibrief des Kaisers Friedrich Barbarossa vom 7. Mai 1189 erhielt Hamburg das Privileg zum zollfreien Handel auf der Niederelbe bis zur Nordsee. Das Tor zur Welt war damit gleichsam aufgestoßen, der Freibrief gilt deshalb bis heute als die eigentliche Geburtsstunde unseres Hafens.
Carta Marina, Copyright: Wikimedia Commons
Der nächste entscheidende Meilenstein in der Hafengeschichte war der Beitritt Hamburgs zur Hanse im Jahr 1321. Die Hanse war die bedeutendste wirtschaftliche Vereinigung des Früh- und Hochmittelalters. Hamburg nahm in diesem Städtebund eine Sonderstellung ein und orientierte seine Handelsaktivitäten in Richtung Westen, in den Nordseeraum. So verschaffte sich die Stadt Privilegien in England und Flandern und gründete Handelsniederlassungen in London, Brügge, Amsterdam, im skandinavischen Norden und im deutschen Hinterland.
Eine große Gefahr für den Handel in Nord- und Ostsee war die Seeräuberei mit ihrem bekanntesten Vertreter Klaus Störtebeker, der am 20. Oktober 1401 mit seinen Gesellen auf dem Grasbrook enthauptet wurde. Im 17. Und 18. Jahrhundert bedrohten dann die Korsaren der nordafrikanischen Küste die Schifffahrt im Mittelmeer. Zu dieser Zeit gab es noch keine deutsche Seemacht. Die Hamburger schützten ihre Handelsschiffe mit schwer bewaffneten Konvoischiffen, bei deren Führung sich der Admiral Karpfanger Verdienste erwarb.
Hamburger Hafen von 1497, Copyright: Wikimedia Commons
Aufgrund der guten wirtschaftlichen Lage stieg die Einwohnerzahl schnell von 8.000 im Jahr 1375 auf 16.000 im Jahr 1450. Der Seehandel wuchs auch durch die Fahrten der Entdecker immer mehr und ließ Nordeuropa hinter sich. Die Kaufleute erschlossen neue Handelsgebiete, die Geschäfte diversifizierten sich nach Waren und Regionen. Diese Entwicklung läutete allerdings auch das Ende der Hanse ein.
Fischauktionshalle, Copyright Wikimedia Commons
Eine starke nachbarschaftliche Konkurrenz bekam Hamburg mit dem damals noch dänischen Altona, das 1664 Stadtrecht erlangte. Durch den steilen Geesthang konnte sich der Hafen Altonas zwar nur entlang des Elbufers entwickeln. Gewerbefreiheit und Wirtschaftsförderung sorgten jedoch für Prosperität. Die heute im Süden gelegenen Hafenanlagen entstanden während der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts im damals selbständigen Harburg. Mit dem Groß-Hamburg-Gesetz von 1937 kamen beide Städte an Hamburg, auch der Hafen erhielt seine heutige Gestalt.
Ausschnitt des Gemäldes „Ansicht der Stadt Hamburg von Südwesten“ von Johann Georg Stuhr, Dauerleihnahme Stiftung Historische Museen Hamburg, Museum für Hamburgische Geschichte, Datierung: 1683. Auf diesem Detail-Ausschnitt ist das Convoyschiff „Leopoldus I“ zu sehen.
Der direkte Handel mit Amerika begann 1782. Auch andere Handelsgebiete in Übersee wurden erschlossen. 1799 führten bereits 280 Schiffe die Flagge mit der weißen Burg auf rotem Grund an der Gaffel, bald fehlte sie auf keinem Ozean der Welt. Die Napoleonischen Kriege und die Kontinentalsperre sorgten zwar für einen Einbruch, der Handel erholte sich ab 1814 aber schnell. Bereits 1816 kam mit der britischen „Lady of the Lake" das erste Dampfschiff in den Hamburger Hafen.
Der Sandtorhafen um 1894, Foto von Georg Koppmann, Copyright: Wikimedia Commons
Die rasante Industrialisierung und technische Neuerungen auch in der Schifffahrt sorgten im 19. Jahrhundert für eine rasante Steigerung des Seehandelsvolumens. Mit dem Sprung vom Holz- zum Stahlschiffbau konnten größere und tragfähigere Schiffe gebaut werden, der Übergang vom Segel zur Dampfmaschine sorgte für einen kalkulierbaren Transport über die Meere. Damit waren die Voraussetzungen für die frühe Globalisierung geschaffen. In Hamburg genügten die überschaubaren Hafenanlagen zwischen Baumwall und Vorsetzen nicht mehr. 1866 entstand mit dem Sandtorhafen eine erste moderne Umschlaganlage. In Schuppen konnte Ware zwischengelagert werden, Dampfkräne erleichterten den Umschlag. 1872 fand hier die erste Umladung vom Schiff auf die Bahn statt – der Grundstein für die Entwicklung Hamburgs zum größten Eisenbahnhafen Europas war gelegt. In diesem Jahrzehnt übersprang die Hafenentwicklung die Elbe. Die wesentliche Vorarbeit dafür schuf der Wasserbaudirektor Johannes Dalmann mit der Entscheidung, einen offenen Tidehafen statt eines geschlossenen Dockhafen nach Londoner Vorbild zu bauen.
1883 schloss sich Hamburg dem Zollgebiet des Deutschen Reiches an. Der größte Teil des Hafens bleib aber als Freihafen Zollausland. Nun konnten Waren nicht mehr zollfrei im Stadtgebiet gelagert werden, Ausgleichflächen im Freihafen mussten geschaffen werden. Mit der Speicherstadt baute Hamburg einen der größten Lagerhauskomplexe der Welt – heute ein Weltkulturerbe. Im Interesse der Entwicklung von Hafen und Stadt gab Hamburg 2013 den Freihafenstatus nach über 120 Jahren auf. Heute ist das Hafengebiet europäischer Seezollhafen.
Karte Hamburger Hafen 1910, Copyright Wikimedia Commons
Das letzte Drittel des 19 Jahrhunderts brachte das stärkste Hafenwachstum. Zwischen den Elbbrücken im Osten und dem Köhlbrand im Westen entstand das historische Kerngebiet des Hafens. Am Vorabend des Ersten Weltkrieges war Hamburg neben London und New York einer der größten Häfen der Welt und seit einigen Jahren Millionenstadt. 1906 waren die Landungsbrücken fertiggestellt, 1911 der St.-Pauli-Elbtunnel. Der Zweite Weltkrieg brachte allerdings einen großen Rückschlag: 80 Prozent der Hafenanlagen wurden zerstört.
Hamburg, Zerstörte Hafenanlage, Copyright: Wikimedia Commons
Der Wiederaufbau des Hafens als wirtschaftliche Lebensader der Freien und Hansestadt Hamburg ging nach dem Krieg zügig voran, denn Hamburgs Wirtschaft und Wohlstand waren schon immer eng mit der Hafenentwicklung verbunden. Bis 1953 hatte die Stadt bereits umgerechnet 115 Millionen Euro in den Wiederaufbau des Hafens investiert. 1965 erklärte der Senat den Wiederaufbau in Hamburg für beendet.
American Lancer“, am Hamburger Burchardkai
1967 begann dann die „Industrialisierung des Seeverkehrs“: Das Containerzeitalter. Die neuen Transportboxen wurden anfangs nur vereinzelt als zusätzliche Decksladung im Hamburger Hafen umgeschlagen. Am 31. Mai 1968 machte dann das erste Vollcontainerschiff, die „American Lancer“, am Hamburger Burchardkai fest. Der Containerverkehr nahm eine rasante Entwicklung. Heute werden über 98 Prozent der Stückgüter in Containern umgeschlagen.
Mit der Einführung des Containers veränderte sich auch der Hafen dramatisch. An Stelle der langgestreckten Kaianlagen, an denen viele der Stückgutfrachter gleichzeitig abgefertigt werden konnten, benötigte man große geschlossene Stauflächen, um das Prinzip des Containers als mobiles Lagerhaus nutzen zu können. Diese fand man westlich des Köhlbrandes, dorthin verlagerte sich über die Jahrzehnte der Schwerpunkt des Umschlages.
Als 1990 die ersten Schritte zur Planung des Containerterminals Altenwerder (CTA) begannen, konnte sich wohl keiner ausmalen, wie entscheidend der Bau für den Hamburger Hafen sein würde. Heute gilt das CTA weltweit als „state of the art“ und arbeitet als erste Anlage ihrer Art klimaneutral. Neben seiner hohen Flächeneffizienz - ein wichtiger Punkt beim Thema Ressourcenschonung - spielt das Thema Elektrifizierung eine zentrale Rolle. Weil mittlerweile die meisten Großgeräte mit Strom betrieben werden, der aus regenerativen Quellen bezogen wird, sind ihre CO2-Emissionen im Vergleich zu herkömmlichen Terminals gering. Bis 2022 sollen hier alle Containertransporter (AGV) elektrisch betrieben werden.
Hafencity, Copyright: Hamburg Media Server/Timo Sommer
Zwischen Kehrwiederspitze und den Elbbrücken entstand 2003 auf einer Hafenfläche von 160 Hektar eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas – die HafenCity. Bis 2025 entwickelt sich hier ein lebendiges und dichtes Stadtmilieu mit maritimem Flair, das Arbeiten, Wohnen, Kultur, Freizeit, Tourismus und Einzelhandel miteinander verbindet. Insgesamt werden nahezu 7.000 Wohnungen und über 45.000 Arbeitsplätze entstehen.
Im Jahr 1968 lief das erste Containerschiff in den Hamburger Hafen ein. Kaum einer hätte damals geahnt, dass diese rustikalen Stahlboxen den Hafen und die gesamte Seefahrt stärker verändern würden als jede andere Technologie zuvor. Heute ist der Containerumschlag mit einem Volumen von jährlich etwa 9 Mio. Boxen das maßgebliche Ladungssegment an der Elbe. 2018 feierte die bunte Box bereits ihr 50-jähriges Jubiläum im Hamburger Hafen und wurde gebührend gewürdigt.
Um die Wettbewerbsfähigkeit des Hamburger Hafens zu erhalten und das außerordentlich gute wirtschaftliche Entwicklungspotenzial voll auszuschöpfen, ist es erforderlich, dass die immer größer werdenden Seeschiffe den Hamburger Hafen ohne Ladungsverluste und lange Wartezeiten anlaufen können. Die Fahrrinne wurde dazu ab 2019 angepasst.
Auf einem Streckenabschnitt der Elbe, zwischen dem Hafengebiet und der Hamburger Landesgrenze wurde eine sogenannte Begegnungsbox geschaffen, damit Schiffe mit einer addierten Schiffsbreite von bis zu 104 Metern sicher aneinander vorbeifahren können. Dieses Teilprojekt wurde Ende Januar 2020 fertig gestellt.
Angepasst wurde auch die Fahrrinne zwischen Wedel und Störmündung. Hier können Schiffe mit einer addierten Breite von 92 Metern ebenfalls sicher aneinander vorbeifahren
Ebenfalls fertig gestellt wurde der Warteplatz in Brunsbüttel für tideabhängige Schiffe, die das Tidefenster aus aktuellen nicht vorhersehbaren Gründen nicht erreichen können, haben dort die Möglichkeit, die nächste Niedrigwasserphase abzuwarten.
Der Hamburger Hafen ist mit jährlich rund 114 Millionen Tonnen Gesamtumschlag der größte deutsche Universalhafen. Heute werden knapp 7,7 Millionen TEU (20 Fuß-Standardcontainer) im Containerverkehr umgeschlagen. An den Hamburger Umschlaganlagen können alle Schiffstypen abgefertigt und nahezu alle Güterarten umgeschlagen werden. (Stand: Februar 2024)