Page 9 - Hafen Hamburg | Port of Hamburg Magazine 4.2022
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baggert werden müssen. „Wir kennen den Tiden-
Außerhalb des Hafens ist die Technologie ebenfalls bereits im Einsatz. So hat das noch junge Unterneh- stand, die Strömung – alles wird über Sensorik ge-
men Railwatch aus Bonn ein Messsystem entwi- messen“, erläutert Ulrich Baldauf, Informatiker und
bei der HPA für den Bereich Forschung & Entwick-
ckelt, das einen digitalen Zwilling eines Güterzuges erstellen kann – während dieser vorbeifährt. Hinter- lung zuständig. Außerdem seien alle Schiffsbewe-
grund: Üblicherweise ist es die Aufgabe eines Wa- gungen über das automatische Identifikationssystem
(AIS) bekannt sowie die Zeiten, die für die Löschung
genmeisters, Güterzüge, die im Terminal abfahrbe- reit stehen, bei Wind und Wetter von allen Seiten von Ladung benötigt werden. Damit lässt sich eine
abzugehen und manuell auf Schäden zu prüfen. Stellt Optimierung der Prozesse erreichen. „Und wir haben
einen Zwilling des Straßenverkehrs“, erzählt er. Der
er einen Schaden fest, muss der betroffene Wagen aus dem 600 Meter langen Zugverband ausrangiert wiederum über Verkehr und Zustand der Straßen im
werden – ein zeitaufwendiges und kostenintensives Hafen Bescheid weiß.
AUF DEM WEG ZUM GESAMTBILD
Bislang werden alle Klons singulär genutzt. „Wir se- hen aber große Potenziale darin, alle Einzelzwillinge zu einem Gesamthafenzwilling zusammenzubrin- gen“, sagt Baldauf. Damit wolle man feststellen, wel- che Auswirkungen beispielsweise eine verspätete Schiffsankunft oder eine Brückensperrung auf den Straßenverkehr oder die Emissionen hat. Es sei mög- lich, ein übergreifendes Monitoring zu schaffen und gezielt dort einzugreifen, wo was los ist.
Die HPA wolle die Daten aber auch für die strategi- sche Hafenplanung verwenden. So ließen sich unter- schiedliche Szenarien für die Nutzung einer neuen Fläche simulieren, etwa ob dort sinnvollerweise ein Wasserstoff- oder Containerterminal oder besser ei- ne Lagerhalle gebaut werden soll. Jeder Fall habe unterschiedliche Auswirkungen auf den Schiffs- und Straßenverkehr, die Kosten sowie Emissionen, die sich zuvor berechnen ließen.
Verfahren.
„Wir können schon an der Strecke mit bis zu acht Meter Entfernung vorbeifahrende Züge aufnehmen und anhand der hochauflösenden Bilder technische Zustände an Loks oder Güterwagen erkennen“, sagt Tobias Frede, COO/CTO von Railwatch. Ein beschä- digter Wagen wird nach Ankunft für die Weiterfahrt also erst gar nicht mehr bereitgestellt. Das Unterneh- men hat dazu am öffentlichen Schienennetz in Euro- pa bereits 25 seiner Pulsar genannten Messsysteme aufgebaut, das auch UIC-Wagennummern, Wagen- anschriften und Gefahrguttafeln erkennt.
„Um einen digitalen Zwilling erstellen zu können, benö- tigen wir alle Daten über Wagen, Achszahl, Abstand und Ladegüter, die unser System digital und automati- siert bei der Durchfahrt erfasst“, erläutert Frede. Rail- watch kann damit beispielsweise berechnen, wie lange ein Bremsklotz noch hält, bevor er gewechselt werden muss. „Das System stellt auch fest, ob ein Radsatz eine Flachstelle hat“, fügt er hinzu.
© HPA AöR & MKP GmbH
DIE DIGITALE TRANSFORMATION ■
  Jedes Bauteil, das mit einem Sensor ausgestattet ist, lässt sich permanent analysieren.
Port of Hamburg Magazine | Dezember 2022 | 09













































































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