Page 8 - Hafen Hamburg | Port of Hamburg Magazine 4.2022
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■ DIE DIGITALE TRANSFORMATION
realen Objekts. Mit ihm lassen sich notwendige Un-
nannten Schallsensoren nehmen den Klang auf, der durch Schwingungen des Seiles entsteht. Verändert terhaltungs- und Wartungsarbeiten wie beispielswei-
sich dieser, lässt das den Schluss zu, dass etwas se der Köhlbrandbrücke im Hamburger Hafen erken-
nen. „Wir haben das Projekt ,smart Bridge’ vor etwa
nicht stimmt. Also wird jemand hingeschickt, der prüft, ob alles in Ordnung ist. „Als wir das Projekt ini- drei Jahren gestartet, heute ist daraus ein Großde-
tiiert haben, hatten wir als Anlass die Probleme mit mons-trator für die vorbeugende Instandhaltung und
automatisierte Verkehrssteuerung geworden“, sagt
der Köhlbrandbrücke“, erläutert Ullerich. Da die Fi- nanzierung gesichert war, konnte die HPA dieses Ullerich, der bei der HPA auch für Innovationsprojekte
Großprojekt tatsächlich angehen.
zuständig ist. 520 Sensoren wurden für das Vorhaben
an der Brücke montiert, unter anderem, um ein Zu-
standsmonitoring zu erstellen.
„Mit den Sensoren sehen wir, was da draußen los ist. Das hilft uns, die Situation viel besser einzuschät- zen“, fügt er hinzu. Das Bauwerk ist als sogenanntes Building Information Model (BIM) abgebildet, das den Datenstrom bündelt. Analoge Daten wie die Be- funde aus Bauwerksprüfungen nach DIN 1076 und digitale Daten aus der kontinuierlichen sensorischen Überwachung werden darin zusammengeführt und analysiert. „Geben die Sensoren einen Auschlag, wenn ein Lkw über die Brücke donnert, ist das in et- wa so, wie wenn das EKG, das den Herzrhythmus misst, ausschlägt, wenn jemand eine Treppe hoch- rennt.“ Danach sollte sich das Ganze aber wieder be- ruhigen. Sowohl im Falle der Brücke als auch beim Arzt, der das Messgerät anlegt und die Daten aus- wertet. „Wie der Arzt erfassen wir die Vitalparameter unserer Brücke“, erläutert der Bauingenieur.
Der Klon soll Ausfallzeiten minimieren und Kosten sowie Instandsetzungen planbarer machen. Die Sen- soren sind daher an kritischen Stellen angebracht, etwa an den Schrägseilen der Brücke. Diese soge-
JEDES BAUTEIL BEURTEILEN
Die Rampen der Brücke sind aus Beton, der Mittelteil ist aus Stahl, somit ist das Spektrum, Erkenntnisse zu generieren, sehr groß. „Wir wollten die Grenzen aus- loten, was mit einem digitalen Zwilling möglich ist“, sagt er. Das Ergebnis: Die Sensoren erlauben es, je- des Bauwerk individuell zu betrachten und Messer- gebnisse in Form von konkreten Fakten zu erhalten. Die Ingenieure können so viel besser beurteilen, was an welcher Stelle zu tun ist, und im Fall der Brücke muss diese nicht immer gleich für den Verkehr ge- sperrt werden, sollte ein Problem auftreten. Diese kündigen sich an, wie das Beispiel der Akustiksenso- ren der Stahlseile zeigt. Bislang musste ein Inspekti- onsteam von Zeit zu Zeit hinaufklettern.
Das Thema digitaler Zwilling geht jedoch deutlich über die „smart Bridge“ hinaus. Denn die HPA hat die Vision, einen Digital Port Twin, also einen digita- len Zwilling des gesamten Hamburger Hafen, zu ent- wickeln. Inzwischen gibt es dort viele Einzelzwillinge. Einen hat beispielsweise die Elbe. Er zeigt, wie tief sie an welchen Stellen ist und wo Sedimente ausge-
  Der virtuelle Blick auf die Köhlbrandbrücke zeigt auch den aktuellen Zustand des Bauwerks.
08 | Port of Hamburg Magazine | Dezember 2022
© HPA AöR & MKP GmbH














































































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