Page 9 - Hafen Hamburg | Port of Hamburg Magazine 3.2022
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HAFEN UND KLIMA ■
  Windkraftanlagen gehören zur Strom- versorgung des Hamburger Hafens.
Eine wichtige Rolle könnten auch Eigeninitiativen der Unternehmen spielen. Kennen Sie Beispie- le von Hamburger Hafenbetrieben, die aktiv am Energiemix arbeiten?
Viele der Unternehmen sind hier sehr aktiv. Immer mehr Unternehmen der Logistik etwa verfolgen ei- ne Strategie der Dekarbonisierung, um damit auch Kunden zu gewinnen, die den Endverbrauchern Pro- dukte mit CO2-neutraler Lieferkette anbieten wol- len. Das CTA als weltweit erste zertifiziert-klimaneu- trale Umschlaganlage für Container habe ich bereits erwähnt. Dabei setzen die Unternehmen auf eine Kombination aus Elektrifizierung zur Nutzung von Ökostrom und CO2-Kompensation für die verblei- benden Rest-Emissionen. Wo immer dies technisch und betriebswirtschaftlich möglich ist, produzieren die Unternehmen auch selbst Strom, durch Photo- voltaik und in substantiellem Maße auch durch Windkraft. So stehen einige der größten und leis- tungsstärksten Windkraftanlagen in Hamburg im Hafen und dienen unmittelbar der Energieversor- gung von Industrie- und Umschlagunternehmen. Derzeit prüfen wir, in welchem Ausmaße zusätzli- che Windenergieanlagen im Hafen ohne Konkur- renz zu Hafennutzungen realisiert werden können; dabei werden auch die neuen bundesgesetzlichen Rahmenbedingungen wie das „Wind-an-Land-Ge- setz“ eine maßgebliche Rolle spielen.
Gibt es seitens der Hamburger Politik Unterstüt- zung für solche Initiativen?
Die Freie und Hansestadt Hamburg hat sich unter an- derem stark dafür eingesetzt, dass im Hafen viele Windenergieanlagen errichtet werden. Die Leistung der vorhandenen Windparks soll in den kommenden Jahren verdoppelt werden. Maßnahmen, um grünen Strom verstärkt in Industrieunternehmen einzuset- zen, die sogenannte Sektorenkopplung, werden
durch die Hansestadt mit Förderprogrammen unter- stützt. Weiterhin setzt sich Hamburg dafür ein, dass eine sich selbst tragende Wasserstoffwirtschaft ent- steht. Hier sind natürlich die acht Hamburger Projek- te im Rahmen des Programms „Important Projects of Common European Interest“ (IPCEI) der EU zu nen- nen. Die Stadt fördert diese Projekte mit 223 Millio- nen Euro aus Landesmitteln. Weitere 520 Millionen Euro wird der Bund übernehmen. Insgesamt spre- chen wir hier über eine Investitionssumme von ca. 2 Milliarden Euro für Projekte, die ganz überwiegend im Hafen verortet sind. Damit legen wir einen weite- ren, wichtigen Grundstein für die Transformation zu einer künftigen Wasserstoffwirtschaft.
Der Hafenentwicklungsplan steht kurz vor seiner Vollendung. Verraten Sie uns, welche Rolle der Umbau zum klimaneutralen Hafen spielen wird? Schon jetzt ist klar, dass die Ziele Klimaschutz und Nachhaltigkeit ein zentrales Leitmotiv des neuen Ha- fenentwicklungsplans darstellen werden. Alles andere wäre Realitätsverweigerung. Aber wir versuchen mit dem HEP nicht, einem Trend hinterherzulaufen. Viel- mehr schauen wir, wie wir die Chancen, die sich aus Energiewende und Klima-Transformation ergeben, für den Hafen nutzen können. Wir wollen nicht bloß auf die Probleme unserer Zeit reagieren, sondern nach vorne schauen und die Zukunft mitgestalten. Auch da- für ist das Thema Wasserstoff ein gutes Beispiel. Der Hafen verfügt über starke Unternehmen im Bereich der Mineralölindustrie und ist heute noch ein wichti- ges Hub für den Umschlag von Kohle. Indem wir früh- zeitig und energisch auf Wasserstoff als Energieträger setzen, unterstützen wir die Transformation der ge- nannten Sektoren hin zu ökologischer Nachhaltigkeit. Das Ziel ist, nicht nur bestehende Unternehmen und Arbeitsplätze zu sichern, sondern neues Wachstums- potenzial zu schaffen. ■ Johanning
Port of Hamburg Magazine | September 2022 | 09
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