Page 8 - Hafen Hamburg | Port of Hamburg Magazine 3.2022
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■ HAFEN UND KLIMA
08 | Port of Hamburg Magazine | September 2022
ist gut so. Denn in vielen Fällen können wir flexibler auf Entwicklungen reagieren und Hafenpolitik mit der gesamtstädtischen Wirtschaftspolitik, aber auch der Verkehrs-, der Umwelt- und der Forschungspolitik vernetzen und abstimmen. Dabei müssen wir grund- sätzlich auch für eine auskömmliche Hafenfinanzie- rung sorgen. Allerdings ist auch unbestreitbar, dass der Hamburger Hafen eine große überregionale Be- deutung hat und für die Volkswirtschaft Deutschlands eine zentrale Rolle spielt. Das verdeutlicht auch der Blick auf einige Zahlen. Während der Hafen für die Metropolregion – die ja auch schon deutlich über die Landesgrenzen hinausgeht – eine jährliche Wert- schöpfung von ca. 12,4 Milliarden Euro generiert, be- trägt dieser Wert für ganz Deutschland 50,5 Milliar- den Euro. Auch sichert er in ganz Deutschland ca. 600.000 hafenbezogene Arbeitsplätze. Davon sind aber nur ca. 11 Prozent in Hamburg verortet. Zudem erfüllt der Hafen natürlich eine zentrale Funktion für den deutschen Im- und Export. Das lässt sich bei- spielsweise daran ablesen, dass ein Drittel aller Con- tainerzüge und rund 13 Prozent aller Güterverkehre im deutschen Schienennetz ihr Ziel oder ihren Ursprung im Hamburger Hafen haben. Wenn man sich diese Bedeutung vor Augen führt und zugleich die Größe der Zukunftsinvestitionen kennt – beispielsweise beim Köhlbrandtunnel oder beim
weniger ambitioniert verfolgen. Daher begrüßen wir insgesamt das Fit for 55-Paket der Europäischen Kommission und die damit einhergehende Land- strompflicht.
Mit den großen europäischen Häfen arbeiten wir eng und partnerschaftlich zusammen. So stehen wir im Austausch mit dem Hafen und der Stadtverwaltung in Rotterdam und intensivieren die Kontakte mit Antwer- pen. Aber wir agieren auch international, so konnten wir in technischer Hinsicht von den Erfahrungen der Kolleginnen und Kollegen des Port of Los Angeles profitieren, haben einen engen Kontakt nach Montre- al und haben auch die asiatischen Häfen im Blick.
Grüner Wasserstoff gehört Ihrer Meinung nach zum Energiemix der Zukunft. Wie weit sind denn die Vorbereitungen für ein Wasserstoff-Hub in Hamburg gediehen?
Mit der norddeutschen Wasserstoffstrategie haben wir bereits 2019 den politischen Rahmen gesetzt und verfolgen nun die gemeinsame Vision des Aufbaus einer sich selbst tragenden grünen Wasserstoffwirt- schaft bis zum Jahr 2035.
Um beim Aufbau einer grünen Wasserstoffwirt- schaft richtig Fahrt aufzunehmen haben wir im ver- gangenen Jahr unser Cluster Erneuerbare Energien
Landstrom – dann ist klar, dass eine Unterstützung durch den Bund absolut angemessen ist.
Bisher sehen wir Landstrom
hauptsächlich bei Kreuzfahrt-
schiffen. Wäre eine euro-
päische oder gar weltweite
Zusammenarbeit der Häfen
zielführender als Alleingänge?
Mit der Nutzung von Landstrom während der Liege- zeit der Schiffe im Hafen reduzieren wir in der Tat den CO2-Ausstoß, aber auch Luftschadstoffe. Dies ist gerade in Hamburg, mit einem Hafen im Herzen der Stadt, von besonderer Bedeutung. Wir haben da- her bereits 2016 die erste Landstromanlage am Kreuzfahrtterminal Altona in Betrieb genommen und bauen derzeit neue Landstromanlagen an den Kreuz- fahrtterminals Steinwerder und HafenCity. Aber wir gehen noch weiter und bauen die Landstromversor- gung auch für Containerschiffe aus. An den vier gro- ßen Containerterminals werden wir künftig Land- strom zur Verfügung stellen. Finanzielle Unter- stützung bekommen wir hierbei vom Bund, der rund 50 Prozent der Investitionskosten trägt.
Die Schifffahrt unterliegt internationalen Regelun- gen. Eine reine „Insellösung“ für Hamburg ist nicht in unserem Interesse und wird nicht zu einer breiten Nutzung von alternativen Energieversorgungssyste- men beitragen. Wir brauchen vielmehr ein europäi- sches Level-Playing-Field. Dafür sind einheitliche Re- geln nötig. Es darf keine Benachteiligung für Häfen geben, die bereits Maßnahmen ergriffen haben bzw. ergreifen, während andere Häfen den Klimaschutz
„Wir begrüßen
insgesamt das Fit for 55-Paket der Europäischen Kommission“
Hamburg (EEHH) um den Be- reich Wasserstoff ergänzt.
Das Sinnbild der künftigen grü- nen Wasserstoffwirtschaft ist für viele das im Hamburger Ha- fen entstehende Projekt rund um den skalierbaren 100 MW Elektrolyseur, der mit weiteren Vorhaben verbunden ist: dem Aufbau eines Wasserstofflei- tungsnetzes (HH-WIN), Anwen-
dungen in Metallurgie, Hafenwirtschaft sowie Luft- fahrt. Hamburg wird mit 30 Prozent der öffentlichen Förderung einen großen Beitrag für diese wegwei- senden Projekte leisten, die als Teil eines umfassen- den EU-Programmes aktuell das sogenannte europä- ische „Matchmaking“ mit anderen Projekten durchlaufen.
Ein weiteres Leuchtturmprojekt ist das „Innovations- und Technologiezentrum Wasserstofftechnologien für Mobilitätsanwendungen“, kurz: ITZ Nord, das an den Standorten Hamburg, Bremen und Stade ge- plant und vom Bund (BMDV) mit Mitteln in Höhe von bis zu 70 Millionen Euro unterstützt wird.
Mit der im März veröffentlichten Wasserstoff-Im- portstrategie hat meine Behörde einen weiteren Meilenstein gesetzt, um als „Green Hydrogen Hub Europe“ über Importe die Bedarfe der Abnehmer vor Ort zu bedienen sowie ebenfalls als Transit- standort nationale und europäischen Bedarfe zu ad- ressieren.
Zudem setzen wir verstärkt auf internationale Koope- rationen mit Regionen, aus denen Wasserstoff oder seine Derivate nach Deutschland importiert werden können.










































































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