Page 6 - Hafen Hamburg | Port of Hamburg Magazine 3.2022
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■ HAFEN UND KLIMA
06 | Port of Hamburg Magazine | September 2022
„Mit Pilotprojekten machen wir deutlich, dass der Hafen vorangeht“
Hamburgs Senator für Wirtschaft und Innovation Michael Westhagemann erörtert im Gespräch mit Port of Hamburg Magazine-Redakteur Ralf Johanning wie sich der Hamburger Hafen klimaneutral aufstellen will.
 Die weltpolitische Lage bringt Unsicherheiten in die globalen Lieferketten. Davon betroffen ist auch der Hamburger Hafen. Hat diese Situation Einfluss auf dem Weg zum klimaneutralen Hafen?
Die weltpolitische Lage beschleunigt bestimmte Ent- wicklungen derzeit sogar. Die Notwendigkeit, uns aus der energiepolitischen Abhängigkeit von Russ- land zu lösen, führt unter anderem dazu, dass das Tempo im Ausbau erneuerbarer Energien deutlich steigt. Kurzfristig leiden auch viele Unternehmen im Hamburger Hafen enorm unter den gestiegenen Energiepreisen. Das darf man nicht unterschätzen. Mittelfristig gehe ich aber davon aus, dass sich unse- re Strategie, frühzeitig den Aufbau einer sich selbst tragenden grünen Wasserstoffwirtschaft zu fördern, gerade auch vor dem Hintergrund der derzeitigen Entwicklungen auszahlen wird.
Wo steht denn der Hamburger Hafen heute im Be- streben klimaneutraler Hafen zu werden? Hamburg hat bereits viel
erreicht. Beim Landstrom
Sie bezeichneten den Hafen jüngst als ein praxiso- rientiertes Spielfeld, das sich verändern und stär- ker als Innovationstreiber fungieren müsse. Könn- ten Sie das ein wenig näher erläutern?
Der Hafen hat sich immer verändert und wird dies auch weiter tun. Auch jetzt erleben wir wieder einen Prozess mit zahlreichen Umbrüchen. Zentral dabei sind die Themen Digitalisierung und Dekarbonisie- rung beziehungsweise Energie. Wir versuchen, die ansässigen Unternehmen beim Wandel zu unter- stützen und neue, innovative Akteure herzubringen. Das geschieht durch Pilotprojekte und die Ansied- lung von Unternehmen und Forschungseinrich- tungen. Mit Pilotprojekten machen wir deutlich, dass der Hafen vorangeht und aktiv neue Technolo- gien einführt.
Beispiele sind etwa die Unterstützung eines Pilotpro- jekts mit emissionsfreien Lkw oder die Nutzung von Technologien aus dem Bereich des Quantum Com- puting für die Optimierung der Verkehrssteuerung.
Einen weiteren Quanten- sprung an digitaler Trans- parenz soll die Errichtung eines digitalen Testfelds im Hamburger Hafen errei- chen, das im Schwerpunkt die vorhandenen digitalen Netzwerke des öffentli- chen Verkehrs- und Infra- strukturmanagements mit denen der privatwirt- schaftlichen Logistik zu ei-
nem Netzwerk der Netzwerke verknüpft. Dieses Pro- jekt wird im Rahmen des Förderprogramms DigiTest des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) mit 15 Millionen Euro gefördert.
Bei den Ansiedlungen konzentrieren wir uns vor al- lem auf Unternehmen und Institutionen mit einem hohen Anteil von Forschung und Entwicklung, um die Wertschöpfung im Hafen und dessen unmittel- barem Umfeld zu steigern. Dabei sehen wir es als öffentliche Aufgabe an, diesen Akteuren entspre- chende Flächen und ein geeignetes Umfeld zur Verfügung zu stellen, um neue Technologien erfolg- reich zur Anwendung zu bringen. Zwei Bereiche, in denen dies in den nächsten Jahren verstärkt ge- schehen wird, sind der Innovationspark Am Rade- land in Harburg und das Hafentorquartier im
sind wir, erstens, europa-
weit führend und können
bald an allen Kreuzfahrtter-
minals und allen wichti-
gen Containerliegeplätzen
Landstromanschlüsse vor-
weisen. Zweitens hat
Hamburg seine Rolle als
wichtigster Eisenbahnha-
fen Europas konsequent
ausgebaut. Heute werden bereits mehr als die Hälfte der Container, die ins Hinterland gehen, auf der Schiene transportiert. Das spart gegenüber dem Straßentransport enorme Mengen an CO2 ein. Drit- tens sind auch die Unternehmen selbst sehr aktiv und verstehen Klimaschutz als eine Chance, um neue Kunden zu akquirieren. Ein gutes Beispiel dafür ist die HHLA, die seit 2019 das weltweit erste CO2- neutral zertifizierte Containerterminal betreibt. Gleichzeitig ist jedoch klar, dass es noch viel zu tun gibt. Das gilt sowohl für die klassischen Umschlags- und Logistikaktivitäten im Hafen als auch für die In- dustrie. Unser Ziel dabei ist klar: Wir sehen die De- karbonisierung als Chance und wollen die Voraussetzungen für neues, klimagerechtes Wachs- tum im Hafen schaffen.
„Wir sehen die Dekarbonisierung als Chance und wollen die Voraussetzungen für neues, klimagerechtes Wachstum im Hafen schaffen.“









































































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